Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
hoch und legte sie an seine Brust, während er ausgerechnet begann, ihren Nacken zu massieren. Fen bearbeitete ihre Arme. Der Kragen sprang auf und Setalle sackte auf die Fersen, aber Joline zuckte und wimmerte noch immer, und ihre Behüter bearbeiteten sie weiter, als versuchten sie, Muskelkrämpfe wegzumassieren. Sie warfen Mat kalte Blicke zu, als wäre das alles seine Schuld.
Mat nahm die beiden kaum wahr; seine schönen Pläne waren völlig ruiniert. Er wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte, wo er überhaupt anfangen sollte. In zwei Tagen war Tylin vermutlich wieder da, und er war davon überzeugt, vor ihrer Rückkehr weg sein zu müssen.
Er zwängte sich an Setalle vorbei und klopfte ihr auf die Schulter. »Sagt ihr, wir versuchen etwas anderes«, murmelte er. Aber was? Offensichtlich konnte nur eine Frau mit den Fähigkeiten einer Sul’dam mit einem A’dam umgehen.
Die Wirtin holte ihn in der Dunkelheit am Fuß der Treppe zur Küche ein, während er seinen Hut und Umhang nahm. Einen einfachen Wollumhang ohne jede Verzierung. Ein Mann brauchte keine Verzierungen. Er jedenfalls vermisste sie nicht. Und dieses ganze Spitzenzeug! Sogar mit Sicherheit nicht!
»Habt Ihr noch einen anderen Plan?«, fragte sie. In der Dunkelheit konnte er ihr Gesicht nicht sehen, aber das Silber des A’dams funkelte hell. Sie hielt das Armband an ihrem Handgelenk umklammert.
»Ich habe immer noch einen anderen Plan«, log er und öffnete das Armband für sie. »Wenigstens müsst Ihr nicht mehr Euren Hals riskieren. Sobald ich Euch Joline abgenommen habe, könnt Ihr Euch zu Eurem Mann begeben.«
Sie grunzte bloß. Vermutlich wusste sie, dass er keinen Plan hatte.
Er wollte den Schenkraum voller Seanchaner meiden, also ging er durch die Küche auf den Stallhof und dann durch das Tor auf den Mol Hara. Er hegte nicht die Befürchtung, dass ihn jemand bemerkte oder sich fragte, warum er hier gewesen war. In seiner unauffälligen Kleidung schien man ihn bei seinem Eintritt für jemanden gehalten zu haben, der eine Besorgung für die Wirtin erledigt hatte. Aber es waren drei Sul’dam da gewesen, zwei davon mit Damane . Langsam wuchs in ihm die Befürchtung, Teslyn und Edesina nicht von ihren Kragen befreien zu können, und er wollte sich in diesem Augenblick einfach keine weitere Damane ansehen müssen. Blut und verdammte Asche, er hatte bloß versprochen, es zu versuchen!
Die schwache Sonne stand noch immer hoch am Himmel, aber der vom Meer kommende Wind wurde stärker; er war voller Salz und versprach kalten Regen. Von der Schwadron der Totenwache abgesehen, die über den Platz marschierte und statt aus Ogiern aus Menschen bestand, beeilte sich jeder auf dem Mol Hara, seine Erledigungen vor dem einsetzenden Regen zu beenden. Als Mat den Sockel von Königin Narienes hoher, barbusiger Statue erreichte, fiel eine Hand auf seine Schulter.
»Ich haben Euch zuerst gar nicht erkannt ohne Eure schicken Sachen, Mat Cauthon.«
Mat drehte sich um und fand sich dem breiten illianischen So’jhin gegenüber, den er an jenem Tag gesehen hatte, als Joline wieder in seinem Leben aufgetaucht war. Es war keine angenehme Assoziation. Der Bursche mit dem runden Gesicht sah seltsam aus mit seinem Bart und dem zur Hälfte rasierten Kopf und er trug ausgerechnet nur Hemdsärmel und zitterte.
»Ihr kennt mich?«, fragte Mat vorsichtig.
Der massige Kerl strahlte ihn mit einem breiten Grinsen an. »Glück stich mich, das ich tun. Ihr haben einst eine denkwürdige Reise auf meinem Schiff gemacht, mit Trollocs und Shadar Logoth am einen Ende und einem Myrddraal und dem brennenden Weißbrücke am anderen. Bayle Domon, Meister Cauthon. Erinnert Ihr Euch jetzt?«
»Ja, schon.« Das stimmte auch mehr oder weniger. Er konnte sich dieser Reise nur noch vage entsinnen, in seinem Gedächtnis klafften große Lücken, die nun von den Erinnerungen der anderen Männer gefüllt wurden. »Wir müssen uns mal bei einem Becher heißem gewürzten Wein zusammensetzen und über die alten Zeiten reden.« Was nie geschehen würde, wenn er Domon aus dem Weg gehen konnte. Was von dieser Reise noch in seinem Gedächtnis vorhanden war, war auf eine seltsame Weise unangenehm, so wie die Erinnerung an eine tödliche Krankheit. Natürlich war er in gewisser Weise krank gewesen. Eine weitere unerfreuliche Erinnerung.
»Keine Zeit sein besser als jetzt«, sagte Domon lachend, legte einen dicken Arm auf Mats Schultern und steuerte ihn zurück in Richtung Wanderin
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