Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
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Außer einem Kampf schien es keine Möglichkeit zu geben, dem Mann zu entgehen, also ging Mat mit. Eine Prügelei war nicht die richtige Methode, um jeglicher Aufmerksamkeit zu entgehen. Davon abgesehen war er sich nicht sicher, ob er gewinnen würde. Domon sah fett aus, aber das Fett überzog harte Muskeln. Und ein Schluck zu trinken konnte auf keinen Fall schaden. Davon abgesehen, war Domon nicht Schmuggler gewesen? Möglicherweise kannte er ja Wege nach Ebou Dar und wieder hinaus, die anderen verborgen geblieben waren, und vielleicht enthüllte er sie, wenn man die richtigen Fragen stellte. Vor allem bei einem Schluck Wein. In Mats Manteltasche befand sich ein dicker Beutel voller Gold, und er hatte nichts dagegen, alles auszugeben, um den Mann so betrunken zu machen wie einen Geigenspieler am Sonntag. Betrunkene redeten gern.
Domon führte ihn durch den Schenkraum, verbeugte sich links und rechts vor Angehörigen des Blutes und Offizieren, die ihn kaum zur Kenntnis nahmen, betrat aber nicht die Küche, in der Enid ihnen möglicherweise eine Bank in der Ecke gegeben hätte. Stattdessen führte er ihn die geländerlose Treppe hinauf. Und bis Mat in ein Zimmer im rückwärtigen Teil des Gasthauses geführt wurde, hatte er angenommen, Domon würde nur Mantel und Umhang holen. Ein ordentliches Kaminfeuer heizte den Raum, aber plötzlich war es ihm viel kälter, als es draußen gewesen war.
Domon schloss hinter ihnen die Tür und baute sich mit vor der Brust verschränkten Armen davor auf. »Ihr sein in der Gegenwart vom Kapitän der Grünen Lady Egeanin Tamarath«, verkündete er und fügte dann in normalerem Tonfall hinzu: »Das sein Mat Cauthon.«
Mat sah von Domon zu der hochgewachsenen Frau, die steif auf einem Stuhl mit einer Sprossenlehne saß. Ihr Faltengewand war heute hellgelb und sie trug einen mit Blumen bestickten Hausmantel darüber, aber er erinnerte sich an sie. Ihr blasses Gesicht war hart und in ihren blauen Augen funkelte der gleiche raubtierhafte Ausdruck wie in Tylins. Nur vermutete er, dass Egeanin nicht hinter Küssen her war. Sie hatte schlanke Hände, aber sie wiesen die Schwielen einer Schwertkämpferin auf. Er bekam keine Gelegenheit, sie zu fragen, was das sollte, und es war auch nicht nötig.
»Mein So’jhin hat mir berichtet, dass Euch Gefahren nicht unvertraut sind, Meister Cauthon«, sagte sie, sobald Domon verstummt war. Ihr breiter seanchanischer Akzent klang noch immer gebieterisch und befehlend, andererseits gehörte sie dem Blut an. »Ich brauche solche Männer, um ein Schiff zu bemannen, und ich bezahle gut, in Gold, nicht in Silber. Wenn Ihr andere wie Euch kennt, werde ich sie in meine Dienste nehmen. Sie müssen aber verschwiegen sein. Meine Absichten sind meine Sache. Bayle erwähnte zwei andere Namen. Thom Merrilin und Juilin Sandar. Falls sich einer von ihnen in Ebou Dar aufhalten sollte, könnte ich ihre Fertigkeiten ebenfalls gebrauchen. Sie kennen mich und sie wissen, dass sie mir ihr Leben anvertrauen können. So wie Ihr auch, Meister Cauthon.«
Mat ließ sich auf den zweiten Stuhl des Zimmers nieder und warf den Umhang zurück. Selbst bei einem der niederen Ränge des Blutes – ihr dunkler Haarschopf und die grün lackierten Nägel der kleinen Finger verkündeten ihre Stellung – hätte er sich nicht setzen dürfen, aber er musste nachdenken. »Ihr verfügt über ein Schiff?«, fragte er hauptsächlich, um Zeit zu gewinnen. Sie öffnete wütend den Mund. An das Blut gerichtete Fragen hatten taktvoll gestellt zu werden.
Domon grunzte und schüttelte den Kopf, und einen Augenblick lang sah sie sogar noch wütender aus, aber dann glättete sich ihr strenges Gesicht. Andererseits bohrten sich ihre Blicke in Mat und sie stand auf und baute sich mit in die Hüften gestemmten Händen vor ihm auf. »Ich werde ein Schiff frühestens gegen Ende des Frühlings haben, sobald mein Gold aus Cantorin gebracht werden kann«, sagte sie in einem eisigen Tonfall.
Mat seufzte. Nun, es wäre sowieso unmöglich gewesen, Aes Sedai auf einem seanchanischen Schiff hier herauszubringen. »Woher kennt Ihr Thom und Juilin?« Domon konnte ihr von Thom erzählt haben, das schon, aber woher, beim Licht, kannte sie Juilin?
»Ihr stellt zu viele Fragen«, sagte sie entschieden und wandte sich von ihm ab. »Ich fürchte, ich kann Euch doch nicht gebrauchen. Bayle, bring ihn raus.« Letzteres war ein hochmütiger Befehl.
Domon bewegte sich nicht von der Tür weg. »Sagt es ihm«, drängte
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