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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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funktionierte. »Drei Stunden, so genau es geht«, erinnerte er sie.
    »So genau es geht«, flüsterte sie.
    Sie konnte alles ruinieren, aber wenn er kein Risiko einging, wer dann? Schließlich war er der Mann mit dem Glück. Möglicherweise war davon in letzter Zeit ja nicht viel zu bemerken gewesen, aber er hatte Egeanin genau in dem Augenblick gefunden, als er sie brauchte. Mat Cauthon gebot noch immer über das Glück.
    Er schlüpfte so leise aus dem Raum, wie er ihn betreten hatte, und schloss hinter sich die Tür. Und hätte beinahe seine Zunge verschluckt. Er starrte auf den Rücken einer breiten, grauhaarigen Frau in einem Gewand mit roten Rechtecken. Vor ihr stand die zu voller Größe aufgerichtete Egeanin sowie Teslyn, die durch die silberne Leine des A’dams mit Renna verbunden war. Von Domon oder Seta oder dieser Edesina, von der er noch immer nicht wusste, wie sie aussah, war nichts zu entdecken. Egeanin sah aus wie eine wilde Löwin, die ihre Beute verteidigte, aber Teslyn stand mit weit aufgerissenen Augen da und zitterte am ganzen Leib, und Rennas Mund war auf eine Weise verzogen, die besagte, dass sie sich jeden Moment übergeben würde.
    Ohne zu atmen machte er einen vorsichtigen Schritt auf die grauhaarige Frau zu und streckte die Hände aus. Wenn er sie überwältigte, bevor es ihr gelang einen Schrei auszustoßen, konnten sie sie verstecken, und zwar … Wo? Seta und Renna würden sie töten wollen. Ganz egal, womit Egeanin sie in der Hand hatte, die Frau konnte ihre Namen nennen.
    Egeanins strenger Blick traf sich über der Schulter der grauhaarigen Sul’dam einen winzigen Augenblick lang mit dem seinen, bevor er sich wieder auf das Gesicht der anderen Frau richtete. »Nein!«, sagte sie in scharfem Tonfall. »Wir können jetzt keine Zeit mit Änderungen in meinen Plänen verschwenden. Die Hochlady Suroth hat gesagt, ich könnte jede Damane benutzen, die ich will, Der’sul’dam .«
    »Natürlich, meine Lady«, erwiderte die Grauhaarige und klang verwirrt. »Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass Tessi nicht richtig ausgebildet ist. Eigentlich bin ich nur hier, um nach ihr zu sehen. Sie macht schöne Fortschritte, meine Lady, das schon, aber …«
    Noch immer ohne zu atmen wich Mat auf Zehenspitzen zurück. Er huschte die schmale dunkle Treppe hinunter und stützte sich mit den Händen an beiden Wänden ab, um so viel von seinem Gewicht wie möglich auf sie zu verlagern. Er konnte sich nicht daran erinnern, ob es beim Heraufgehen quietschende Stufen gegeben hatte, aber es gab Risiken und es gab Risiken. Ein Mann ging die ein, die er musste, und stellte sein Glück ansonsten nicht auf die Probe. Das war der Weg zu einem langen Leben, etwas, das er sich sehnlichst wünschte.
    Am Fuß der Treppe blieb er stehen und saugte Luft in seine Lungen, bis sein Herz zu hämmern aufhörte. Zumindest bis es etwas langsamer schlug. Aufhören zu hämmern würde es vermutlich erst morgen. Er wusste nicht mehr, ob er geatmet hatte, seit er die grauhaarige Frau gesehen hatte. Licht! Wenn Egeanin glaubte, die Sache in der Hand zu haben, schön und gut, aber trotzdem, Licht! Sie musste den beiden Sul’dam Schlingen um die Hälse gelegt haben! Ihr Plan? Nun, sie hatte recht, dass keine Zeit zu verschwenden war. Er lief los.
    Er rannte, bis ein scharfer Schmerz durch seine Hüfte schoss und er gegen einen Tisch mit türkisfarbenen Intarsien prallte. Er griff nach einem Sommerwandteppich, um nicht zu stürzen, und die mit hellen Blumen geschmückte Seide riss bis zur Hälfte von dem gelben Marmorsims. Die hohe weiße Porzellanvase auf dem Tisch kippte um und zersplitterte auf den blau-roten Bodenfliesen; das Klirren hallte durch den ganzen Korridor. Danach hinkte er. Aber er hinkte schneller, als je ein Mann gehinkt war. Wenn jemand kam, um nach der Ursache des Lärms zu sehen, würde er nicht Mat Cauthon über die Scherben gebeugt vorfinden – oder innerhalb der nächsten beiden Korridore, was das anging.
    Er hinkte den Rest des Weges zu Tylins Gemächern, hatte das Wohnzimmer durchquert und stand schon halb im Schlafzimmer, bevor ihm bewusst wurde, dass alle Lampen brannten. Das Feuer im Kamin war mit Scheiten aus dem vergoldeten Holzkorb aufgefüllt und brannte. Tylin hatte die Arme nach hinten gedreht und fummelte an ihren Knöpfen herum, schaute bei seinem Eintreten auf und runzelte die Stirn. Ihr dunkelgrünes Reitgewand war zerknittert. Das Feuer prasselte und schickte Funken in den Kamin

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