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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und Stärkere, die davon ausging, ihn zu überwältigen. Aus irgendeinem Grund verzogen sich ihre vollen Lippen nach einigen Augenblicken zu einem Lächeln, und hätte er es nicht besser gewusst, wäre er davon überzeugt gewesen, dass in diese großen, feuchten Augen ein vergnügtes Funkeln trat. Sollte man ihn zu Asche verbrennen, zu diesem Zeitpunkt darüber nachzudenken, wie hübsch diese Frau doch war, war genauso schlimm, wie ihre Juwelen zu schätzen!
    Plötzlich floss sie förmlich vor ihm zurück und nahm beide Hände, um den Juwelenreif zu richten, der ihren Schleier hielt. Ihr Gesicht zeigte nun keine Spur von Vergnügen. Ihr Ausdruck verriet nur noch Konzentration. Sie suchte sich sorgfältig einen festen Stand, ohne auch nur einen Augenblick lang den Blick von seinem Gesicht zu wenden, und fing langsam an, die weißen Faltenröcke mit den Händen zu raffen und sie Stück für Stück über die Knie zu ziehen.
    Mat konnte nicht begreifen, warum sie nicht nach Hilfe rief, aber ihm war klar, dass sie nach ihm treten wollte. Nun, nicht solange er noch ein Wörtchen mitzureden hatte! Er warf sich auf sie und alles geschah gleichzeitig. Ein stechender Schmerz in der Hüfte ließ ihn auf ein Knie stürzen. Tuon riss ihre Röcke fast bis zu den Hüften hoch, und ihr schlankes, von einem weißen Strumpf verhülltes Bein zuckte ihm entgegen, aber der Tritt ging über seinen Kopf hinweg, weil sie plötzlich in die Luft gehoben wurde.
    Er hätte genauso überrascht sein müssen, Noal zu sehen, der die Arme um das Mädchen schlang, wie sie, von hinten gepackt zu werden, aber er reagierte schneller als sie. Als sie den Mund öffnete, um endlich um Hilfe zu rufen, kam Mat auf die Füße und schnippte ihr mit einer Handbewegung den Juwelenreif vom Kopf und stopfte ihr den Schleier zwischen die Zähne. Natürlich kooperierte sie nicht so, wie Tylin es getan hatte. Nur ein fester Griff um ihren Kiefer konnte verhindern, dass sie ihre Zähne in seine Finger versenkte. Zornige Laute kamen aus ihrem Mund, und ihre Augen verrieten eine Wut, wie sie sie nicht einmal in den hitzigsten Augenblicken ihres Angriffs gezeigt hatte. Sie wand sich in Noals Griff und trat mit den Beinen um sich, aber der alte Mann schaffte es, seine Last zu verlagern und jedem Tritt ihrer Fersen auszuweichen. Ob alt oder nicht, sie zu halten schien ihm keine Mühe zu bereiten.
    »Habt Ihr oft diese Probleme mit Frauen?«, fragte er mit einem zahnlückigen Lächeln. Er trug seinen Umhang und seine zusammengeschnürten Besitztümer waren darüber auf seinem Rücken festgeschnallt.
    »Immer«, erwiderte Mat mürrisch und stöhnte auf, als ein Knie seine schmerzende Hüfte traf. Er schaffte es, mit einer Hand das Halstuch zu lösen und den zusammengeknüllten Schleier in Tuons Mund festzubinden, und es kostete ihn nur einen Biss in den Daumen. Licht, was sollte er nur mit ihr machen?
    »Ich weiß nicht, ob es das war, was Ihr geplant habt«, sagte Noal, der trotz der sich in seinem Griff wild aufbäumenden zierlichen Frau keinesfalls schwerer atmete, »aber wie Ihr sehen könnt, will auch ich in dieser Nacht aufbrechen. Ich dachte mir, dass dies in ein oder zwei Tagen ein ungemütlicher Ort für jemanden sein könnte, dem Ihr ein Bett verschafft habt.«
    »Eine weise Entscheidung«, murmelte Mat. Licht, er hätte daran denken sollen, Noal zu warnen.
    Er ging in die Knie und wich Tuons Tritten lange genug aus, um sich ihre Beine zu schnappen. Mit einem aus dem Ärmel gezogenen Messer schnitt er in ihren Rocksaum und riss dann ein langes Stück Stoff heraus, um damit ihre Knöchel zu fesseln. Es war hilfreich, dass er zuvor mit Tylin schon mal hatte üben können. Er war es nicht gewohnt, Frauen zu fesseln. Er riss ein zweites Stück Stoff aus dem unteren Rockteil, hob den Juwelenreif vom Boden auf und stand wieder auf. Dabei grunzte er zweimal, das erste Mal wegen der Anstrengung und das zweite Mal wegen eines letzten, mit beiden Beinen ausgeführten Tritts, der seine Hüfte auflodern ließ. Als er Tuon den Reif auf den Kopf setzte, starrte sie ihm direkt in die Augen. Sie hatte die sinnlose Gegenwehr eingestellt, aber sie hatte keine Angst. Licht, an ihrer Stelle hätte er sich in die Hosen gemacht.
    Da traf endlich Juilin ein; er trug bereits seinen Umhang, hatte sein kurzes Schwert und den gezackten Schwertbrecher am Gürtel und den dünnen Bambusstab in der Hand. Eine schlanke, dunkelhaarige Frau in einem der dicken weißen Gewänder, die Da’covale

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