Das Rad der Zeit. Das Vermächtnis des Don Juan
lassen sie uns stets im Stich und wir sehen schließlich die Welt, wie wir sie immer gesehen haben, ohne Erleuchtung. Aus diesem Grund sucht ein Krieger lieber zu handeln als zu reden, und zu diesem Zweck übernimmt er eine neue Beschreibung der Welt - eine neue Beschreibung, wo Reden nicht so wichtig ist und neue Taten neue Betrachtungen nach sich ziehen.
Ein Krieger sieht sich bereits als tot, darum hat er nichts zu verlieren. Das Schlimmste ist ihm bereits geschehen, darum bleibt er klar und ruhig; nach seinen Taten oder seinen Worten zu urteilen, käme niemand auf den Verdacht, dass er alles miterlebt hat.
Das Wissen ist eine ganz besondere Sache, vor allem für einen Krieger. Für einen Krieger ist das Wissen etwas, das plötzlich kommt, ihn überfällt und weiterzieht.
Das Wissen kommt schwebend zu einem Krieger, wie Flocken von Goldstaub, wie Staub auf den Flügeln von Schmetterlingen. Darum ist Wissen für einen Krieger gleich als nähme er eine Dusche, als ließe er sich beregnen von Flocken dunklen Goldstaubs.
Wann immer der innere Dialog aufhört, bricht die Welt zusammen, und außerordentliche Seiten unseres Selbst werden sichtbar, äs wären sie von unseren Worten streng bewacht gewesen.
Die Welt ist unergründlich. Wir sind es auch, genau wie alle Wesen, die es auf dieser Welt gibt.
Krieger erringen Siege nicht, indem sie den Kopf gegen die Mauer stoßen, sondern indem sie Mauern überwinden. Krieger springen über Mauern; sie reißen sie nicht nieder.
Ein Krieger muss das Gefühl entwickeln, dass er alles hat, was er für die außerordentliche Reise seines Lebens braucht. Für einen Krieger zählt einzig, dass er am Leben ist. Das Leben an sich genügt, es erklärt sich selbst und ist vollkommen. Daher kann man ohne Anmaßung sagen, dass es die Erfahrung aller Erfahrungen ist, am Leben zu sein.
Der gewöhnliche Mensch hält es für ein Zeichen von Sensibilität, von Spiritualität, sich Zweifeln und Trübsal hinzugeben. In Wahrheit ist der gewöhnliche Mensch alles andere als sensibel. Seine kleinliche Vernunft bläht sich willkürlich zu einem Monstrum oder einem Heiligen auf, aber wahrhaftig, sie ist zu klein für die große Rolle eines Monsters oder eines Heiligen.
Um ein Krieger zu sein, ist es nicht damit getan, einer sein zu wollen. Vielmehr ist es ein endloser Kampf, der bis zum allerletzten Moment unseres Lebens währt. Niemand wird als Krieger geboren, wie auch niemand als gewöhnlicher Mensch geboren wird. Wir machen uns zu dem einen oder dem anderen.
Ein Krieger stirbt auf schwere Art. Sein Tod muss kämpfen, um ihn zu holen. Ein Krieger überlässt sich dem Tod nicht so leicht.
Die Menschen sind keine festen Objekte und haben keine Substanz. Sie sind runde leuchtende Wesen; sie sind grenzenlos. Die Welt der festen Objekte ist nur eine Beschreibung, die geschaffen wurde, um ihnen zu helfen, um ihre Durchreise auf Erden angenehmer zu machen.
Ihre Vernunft lässt die Menschen vergessen, dass die Beschreibung nur eine Beschreibung ist, und bevor sie es merken, sind sie mit der Ganzheit ihres Selbst in einem Teufelskreis gefangen, aus dem sie ihr Leben lang kaum mehr entrinnen werden.
Menschen sind wahmehmende Wesen, aber die Welt, die sie wahmehmen, ist eine Illusion: eine Illusion, geschaffen durch die Beschreibung, die ihnen seit dem Augenblick ihrer Geburt erzählt wurde.
Im Grunde ist jene Welt, die sie mit ihrer Vernunft aulrechterhalten möchten, eine Welt, geschaffen durch eine Beschreibung und deren dogmatische und unumstößliche Regeln, die ihre Vernunft zu akzeptieren und zu verteidigen gelernt hat.
Der heimliche Vorteil leuchtender Wesen ist, dass sie etwas haben, was nie benutzt wird: ihr Wollen. Die Taktik der Schamanen ist die gleiche wie die Taktik gewöhnlicher Menschen. Beide haben eine Beschreibung der Welt. Der gewöhnliche Mensch erhält sie mit seiner Vernunft aufrecht; der Schamane hält sie mit seinem Wollen aufrecht. Beide Beschreibungen haben ihre Regeln; doch der Vorteil des Schamanen ist, dass das Wollen umfassender ist als die Vernunft.
Nur als Krieger kann man den Weg des Wissens ertragen. Ein Krieger darf nichts bereuen und nichts beklagen. Sein Leben ist eine endlose Herausforderung, und Herausforderungen sind niemals gut oder schlecht. Herausforderungen sind einfach Herausforderungen.
Der grundlegende Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Menschen und einem Krieger ist, dass
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