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Das Rad der Zeit. Das Vermächtnis des Don Juan

Das Rad der Zeit. Das Vermächtnis des Don Juan

Titel: Das Rad der Zeit. Das Vermächtnis des Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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ein Krieger alles als Herausforderung annimmt, während ein gewöhnlicher Mensch alles als Segen oder Fluch hinnimmt.
     
    Der Trumpf des Kriegers ist, dass er glaubt, ohne zu glauben. Aber natürlich kann ein Krieger nicht einfach sagen, er glaubt, und es damit bewenden lassen. Das wäre allzu leicht. Einfach zu glauben, ohne sich anzustrengen, würde ihn von der Pflicht entbinden, seine Situation zu überprüfen. Immer wenn sich ein Krieger aufs Glauben einlassen muss, tut er es aus freier Wahl. Ein Krieger glaubt nicht, ein Krieger muss glauben.
     
    Der Tod ist ein unentbehrlicher Bestandteil des Glaubenmüssens. Ohne das Bewusstsein vom Tode ist alles gewöhnlich, banal. Nur deshalb, weil der Tod uns umschleicht, ist die Welt ein unergründliches Mysterium. Auf diese Weise glauben zu müssen ist Ausdruck der innersten freien Wahl eines Kriegers.
     
    Die Kraft bietet dem Krieger immer das Quäntchen einer Chance. Es ist die Kunst des Kriegers, immer beweglich zu sein, um es aufzusammeln.
     
    Der gewöhnliche Mensch ist sich der Dinge nur bewusst, wem er glaubt, er solle es sein. Die Lebensbedingung eines Kriegers ist aber, aller Dinge zu jeder Zeit bewusst zu sein.
     
    Die Ganzheit unseres Selbst ist eine sehr geheimnisvolle Sache. Wir brauchen nur einen kleinen Teil davon, um die kompliziertesten Aufgaben des Lebens zu vollbringen. Doch wenn wir sterben, sterben wir mit der Ganzheit unseres Selbst.
     
    Als Faustregel soll ein Krieger seine Entscheidungen so sorgfältig treffen, dass nichts, was aus ihnen folgen mag, ihn überraschen, geschweige denn seine Kraft erschöpfen kann.
     
    Wenn ein Krieger die Entscheidung trifft, zur Tat zu schreiten, soll er bereit sein zu sterben. Ist er bereit zu sterben, dann sollte es keine Irrtümer, keine unliebsamen Überraschungen, keine unnötigen Taten geben. Alles sollte sich von selbst ergeben, fugen, weil er nichts erwartet.
     
    Als Lehrer sollte ein Krieger die Möglichkeit lehren, zu handeln, ohne zu glauben, ohne Belohnung zu erwarten - einfach drauflos zu handeln. Sein Erfolg als Lehrer hängt davon ab, wie gut und harmonisch er seine Schützlinge in dieser Hinsicht leitet.
     
    Um dem Schüler zu helfen, seine persönliche Geschichte auszulöschen, zeigt ihm der Krieger als Lehrer drei Techniken: wie man die Selbstgefälligkeit ablegt, wie man Verantwortung für seine Taten übernimmt und wie man den Tod als Ratgeber nutzt. Ohne die förderliche Wirkung dieser drei Techniken würde das Auslöschen der persönlichen Geschichte zu Wankelmut und Flüchtigkeit führen, zu unnötigen Zweifeln an sich selbst und den eigenen Taten.
     
    Es ist unmöglich, das Selbstmitleid für immer loszuwerden. Es hat einen bestimmten Platz und Charakter in unserem Leben, eine bestimmte Fassade, die erkennbar ist. Darum wird jedes Mal, wenn sich Gelegenheit bietet, die Fassade des Selbstmitleids aktiv. Sie hat eine Geschichte. Doch wenn man die Fassade ändert, verändert man ihre Vorrangstellung. Man ändert Fassaden, indem man die Bestandteile der Fassade selbst verändert. Selbstmitleid ist nützlich für den, der es braucht, weil er sich wichtig fühlt und meint, bessere Bedingungen und bessere Behandlung zu verdienen, oder weil er nicht bereit ist, die Verantwortung für die Taten zu übernehmen, die ihn in jenen Zustand brachten, der das Selbstmitleid auslöste.
     
    Die Fassade des Selbstmitleids ändern heißt nur, einen früher wichtigen Bestandteil auf einen untergeordneten Platz zu verweisen. Das Selbstmitleid ist noch vorhanden, jetzt aber in den Hintergrund getreten, wie die Idee des bevorstehenden Todes, die Idee der Demut eines Kriegers, die Idee der Verantwortung für die eigenen Taten einst für den Krieger im Hintergrund standen, ohne genutzt zu werden - bis er ein Krieger wurde.
     
    Ein Krieger bekennt sich zu seinem Schmerz, aber er schwelgt nicht darin. Die Stimmung eines Kriegers, der in das Unbekannte zieht, ist nicht Traurigkeit; im Gegenteil, er ist fröhlich, weil er sich durch sein Glück begnadet fühlt, weil er auf seinen makellosen Geist vertraut und vor allem, weil er sich seiner Tüchtigkeit bewusst ist. Die Fröhlichkeit eines Kriegers kommt aus der Annahme seines Schicksals und aus der ehrlichen Einschätzung dessen, was vor ihm liegt.
     

 
Kommentar
    Der Ring der Kraft ist das Zeichen meines endlichen Absturzes. In der Zeit, als die in diesem Buch berichteten Ereignisse stattfanden, erlitt ich einen tiefen emotionalen Aufruhr, einen

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