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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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Cole, bitte gehen Sie. Bitte lassen Sie mich in Ruhe. Ich will Sie nie wiedersehen. Das wollte ich niemals.«
    Das falsche Lächeln verschwand von seinen Lippen und wurde von einer Eiseskälte ersetzt, die, wie sie wusste, aus dem tiefsten Inneren seiner Seele kam. »Bevor du weiterredest, Lydia, schlage ich vor, du liest meinen Brief. Sonst könntest du vielleicht etwas tun, das du später bereust.«
    Er trat zurück, und sein Blick glitt von Lydia zu Alexander, dann wieder zu ihr. »Meinen Glückwunsch zu Ihrer Verlobung. Ich las es in der
Morning Post

    Lydia wurde speiübel. Sie sah ihm nach, als er ging. Die frische Luft, die durch die geöffnete Tür strömte, tat ihr gut.
    Ihr Herz hämmerte immer noch wie wild, ihr Atem ging gepresst und stoßweise. Selbst das Blut in ihren Adern fühlte sich dicker an. Es war, als ob alle Teile ihres Körpers sie daran erinnern wollten, dass sie lebendig war. Dass sie immer noch lebte, einatmen und ausatmen konnte, denken und sich bewegen und
sein
.
    Im Gegensatz zu ihrer Mutter. Im Gegensatz zu Greta.
    Alexanders starke Arme fingen sie auf, als sie zusammenbrach.
    Der ungeöffnete Brief lag wie ein schwerer, flacher Stein in ihrem Schoß. Alexander saß ihr gegenüber in der Kutsche, die Arme fest über der Brust verschränkt. Lydia konnte spüren, wie ihm tausend Fragen durch den Kopf gingen, die er zu unterdrücken versuchte.
    »Wer war das?«, fragte er schließlich. Fordernd. Unnachgiebig.
    »Niemand, den du kennen müsstest.«
    »Und woher kennst
du
ihn?«
    »Er ist Mathematiker. Ein guter. Zumindest war er das einmal. Vor Jahren.«
    »Woher
kennst
du ihn?«, wiederholte er.
    »Könntest du … Alexander, ich muss dringend nach Hause.«
    »Weshalb?«
    »Bitte.«
    Er klopfte gegen das Dach und gab dem Kutscher die Anweisung, in die East Street zu fahren.
    Obwohl Alexander den Rest der Fahrt über schwieg, fühlte er sich unzufrieden und unbehaglich. Lydia knüllte den Brief so heftig in den Händen, dass sie ihn beinahe zerrissen hätte. Und in der Tat dachte sie kurz daran, genau das zu tun, dieses unselige Papier in hundert kleine Stücke zu zerreißen und aus dem Fenster zu werfen. Pferdehufe, Kutschenräder, Wagen, Karren, Hunde, Passanten – sie alle würden die Fetzen zu Staub zermahlen, der sich mit dem Schmutz der Straße mischen und für immer verschwinden würde.
    Denn sie kannte den Inhalt dieses Schreibens. Sie kannte ihn so gut wie die Sätze des Pythagoras. So gut wie die Konturen von Janes Gesicht, die verschiedenen Schattierungen ihres Haars, die Farbe ihrer Augen.
    Als sie ankamen, stieg sie hastig noch vor Alexander aus der Kutsche und eilte die Stufen zum Eingang hinauf.
    »Hallo, Miss Kellaway. Ich habe Mohnkuchen, frisch aus dem Back –« Mrs Driscoll blieb abrupt in der Diele stehen und sah an Lydia vorbei zu Alexander, der auf der Schwelle hinter ihr erschien. »Oh, guten Tag, Lord Northwood.«
    »Ist Jane zu Hause, Mrs Driscoll?«, fragte Lydia und versuchte, gelassen zu klingen.
    »Nein, Miss. Sie ist mit Mrs Boyd zu ihrer Klavierstunde gegangen.«
    »Bitte sagen Sie mir sofort Bescheid, wenn die beiden zurückkommen.«
    Die Haushälterin sah noch einmal von Lydia zu Alexander und runzelte verwirrt die Stirn. »Ich … äh … werde Ihnen einen Tee machen, wenn es Ihnen recht ist.«
    Lydia warf den Mantel ab, ging in den Salon und schloss die Tür hinter sich, um allein zu sein. Sie sank mehr auf einen Stuhl am Fenster, als dass sie sich hinsetzte. Ihr Herz pumpte Schrecken statt Blut durch ihre Adern. Mit bebenden Händen drehte sie den Brief um, brach das Siegel und faltete das Papier auseinander.
    Ihr Verdacht verhärtete sich zu schmerzhafter Gewissheit, als sie die gleichmäßige, gestochen scharfe Handschrift erkannte. Vor diesem Tag hatte sie sich seit Langem gefürchtet. Sie sollte dankbar sein, dass er jetzt erst gekommen war.
    Jede Quadratmatrix ist eine Nullstelle ihres eigenen charakteristischen Polynoms.
    Sie faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn in die Tasche.
    Denk nach, Lydia. Denk nach!
    Die Tür ging auf und Mrs Driscoll kam herein. Schweigend stellte sie ein Tablett auf dem Tisch ab, dann ging sie wieder hinaus. Der Keksduft verursachte Lydia leichte Übelkeit. Sie versuchte, eine Tasse Tee zu trinken, schaffte aber nur zwei kleine Schlucke, bevor ihr Magen rebellierte.
    Sie bekam gerade noch so eine Zierschale zu fassen, dann übergab sie sich. Schweiß bedeckte ihre Stirn, und ihre Hände zitterten so

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