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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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Richtung, die Jane eingeschlagen hatte, um sich zu vergewissern, dass sie noch in Sichtweite war. »Meine Mutter war ja nicht einmal in der Lage, auf sich selbst aufzupassen, geschweige denn, mir Anstandsregeln beizubringen.«
    »Was war denn los mit ihr?«
    Lydia schwieg. Seine Hand hielt immer noch ihren Arm umfasst. Die Wärme seiner Haut schien sich durch seinen Handschuh und den Stoff ihres Kleides zu brennen. Er stand dicht bei ihr, zu dicht. Er musterte sie angestrengt und nachdenklich zugleich, als versuche er, ein komplexes Rätsel zu lösen. Seine Präsenz fühlte sich groß an, stark, beständig.
    Und plötzlich schoss Lydia ungefragt ein Gedanke durch den Kopf. Ein Mann von solch beeindruckender Statur würde mit Leichtigkeit jede Wahrheit aushalten, die sie ihm entgegenschleuderte. Er würde mühelos jedes einzelne der Geständnisse verkraften, die sie sich so gerne von der Seele reden würde.
    »Sie hatte … Probleme.« Lydia hob eine zitternde Hand und tippte sich an die Schläfe. »Hier. Sie wurde geisteskrank. Eine überaus seltene Mischung von Melancholie und Wahnsinn. Ab und an bekam sie Wutausbrüche, dann wieder folgten Phasen kompletter Umnachtung. Es fing an, als ich ungefähr fünf war. Mein Vater erzählte mir später, sie hätte mehrere Fehlgeburten gehabt und eine Totgeburt. Dadurch … scheint etwas in ihr zerbrochen zu sein.« Sie schwieg einen Augenblick.
    »Sie fing an, sich in ihrem Zimmer einzuschließen, und wollte nicht mehr herauskommen. Sie wurde wegen der geringsten Kleinigkeit schrecklich wütend und schimpfte mich aus, zum Beispiel wegen eines Grasflecks auf meinem Kleid. Vorher hatte sie so etwas nie getan. Dann wieder verließ sie das Haus und blieb tagelang verschwunden. Keiner wusste, wo sie war. Meine Großmutter zog zu uns, um sich um sie zu kümmern. Das half eine Weile, doch dann wurde es selbst für sie zu schrecklich. Sie überzeugte meinen Vater, meine Mutter in ein Sanatorium zu schicken, damit sie die medizinische Versorgung bekäme, die sie brauchte.«
    Sein Griff um ihren Arm wurde fester. »Hat es funktioniert?«
    »Anfangs schien es zumindest so.« Lydia hielt ihren Blick immer noch auf Jane geheftet, die jetzt vor dem Bärenzwinger stand und einen riesigen Braunbären betrachtete. »Manchmal konnte sie für eine Weile nach Hause. Dann wurde es wieder schlimmer. Also suchte meine Großmutter eine andere Einrichtung, den nächsten Arzt, eine neue Behandlungsmethode. Sie reisten kreuz und quer durch ganz Europa. Schließlich, als sich die Gerüchte zu verdichten begannen, holte meine Großmutter die Erlaubnis ein, sie für immer aus London fortzubringen. Sie gingen nach Frankreich, an einen Ort bei Lyon, von dem sie in ihrer Kirche gehört hatte. Dort war meine Mutter knapp drei Jahre.«
    »Hat es geholfen?«
    »Eine Zeit lang schien sie dort zufrieden zu sein. Meine Großmutter blieb bei ihr. Mein Vater besuchte sie, so oft er konnte. Und dort ist sie auch gestorben.«
    Bei den letzten Worten breitete sich eine seltsame Leere in Lydia aus, obwohl sie spüren konnte, wie Lord Northwoods ganzer Körper vor Entsetzen erbebte.
    »Es tut mir leid.«
    »Das muss es nicht. Sie war so lange die Gefangene ihres eigenen Geistes, dass es sich beinahe anfühlte, als wäre sie endlich wieder frei. Doch meine Großmutter brachte es beinahe um. Ein Kind zu verlieren, eine Tochter, wenn auch eine, die so krank war wie meine Mutter …«
    Behutsam entzog sie ihm ihren Arm. Sein Gehirn schien das Gesagte zu verarbeiten, alles noch einmal zu durchdenken, was sie ihm soeben erzählt hatte. Lydia wandte sich ab und wollte hinüber zu Jane.
    »Lydia.«
    Sie blieb stehen. Der Klang seines Baritons hallte in den tiefsten Tiefen ihres Inneren wider.
    »Wo waren Sie, als Ihre Mutter in Frankreich war?«, fragte er.
    Sie blickte ihn nicht an. »Nicht bei ihr.«
    Alexander Hall. Viscount Northwood.
    Lydia stieg tatsächlich gesellschaftlich auf. Die Frage war, ob sie einfach nur die Hure dieses Mannes war, oder ob sie es darauf anlegte, mehr zu sein.
    Spielte das eine Rolle?
    Joseph beobachtete, wie das Mädchen Jane wieder in die feine Kutsche stieg, dicht gefolgt von Lydia.
    Ja, es spielte eine Rolle. Jetzt, da Sir Henry tot war, kümmerten Lydia die Folgen ihres Verhaltens, die Schäden, die es möglicherweise in ihrem Charakter hinterlassen hatte, vielleicht nicht länger.
    Und in diesem Fall würde sein Plan womöglich nicht aufgehen.
    Wenn Lydia allerdings wegen mehr als nur Geld

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