Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
Vom Netzwerk:
über die Neuentdeckungen schreiben.«
    Jane verdrehte die Augen Richtung Lord Northwood. Der grinste breit. »Sie lässt niemals locker, was?«
    »Selten. Sie unterrichtet mich schon, seit ich noch ganz klein war.« Janes Ausdruck verschloss sich ein wenig. »Aber unsere Großmutter sagt, ich brauche eine breitere Ausbildung, also werden sie mich fortschicken.«
    Lydia spürte, wie Northwood den Blick auf sie heftete. Es war, als glitten seine Fingerspitzen über ihr Gesicht. Sie rutschte unbehaglich hin und her und presste eine Hand auf die Magengegend, als ein stechender Schmerz sie durchzuckte.
    »Fortschicken«, wiederholte Northwood. Es war keine Frage, doch Jane nickte zustimmend.
    »Sie glaubt, ich brauche mehr Unterweisung in … welches Wort hat sie nochmal benutzt, Lyddie?«
    »Gesellschaftliche Umgangsformen.«
    »Gesellschaftliche Umgangsformen werden vollkommen überschätzt, wenn Sie mich fragen«, sagte Northwood lächelnd zu Jane.
    »Unsere Großmutter meint, ich bräuchte mehr davon.«
    »Und Sie können sie ihr nicht beibringen?«, wandte sich Northwood an Lydia.
    »Jane ist jetzt in einem Alter, in dem sie mehr über Etikette und Anstandsregeln lernen muss. Also wird unsere Großmutter sie auf eine Schule nach Paris schicken, wo sie Unterricht in Französisch, Musik und Tanzen bekommt.«
    Northwood sah Lydia weiter durchdringend an, als wüsste er, dass diese unmissverständliche Anordnung von Mrs Boyd unter ihrer Haut prickelte wie tausend spitze Nadeln. Als wüsste er, dass dies die Quelle ihrer Verzweiflung gewesen war in jener Nacht, als sie ihn aufgesucht hatte, um ihre Schuld zu begleichen. Zu keinem anderen Menschen hatte sie gehen wollen in dieser Nacht, nur zu ihm.
    »In London herrscht kein Mangel an Musik- und Tanzlehrern«, sagte er nach einer Weile. »Wie es sich trifft, gibt mein Bruder Sebastian Klavierunterricht. Falls Sie den Wunsch hegen, dass Ihre Schwester umgehend mit der Ausbildung beginnt, wäre es mir eine Freude, sie nächste Woche miteinander bekannt zu machen.«
    Lydia bemerkte, wie Jane erneut an ihrem Arm zog, spürte die eindringliche Bitte, die im Blick ihrer Schwester lag.
    »Nun, ich … ich danke Ihnen, Mylord«. Sie sah ihm eine Sekunde lang direkt in die Augen. »Das ist überaus großzügig von Ihnen. Ich werde die Angelegenheit mit meiner Großmutter besprechen.«
    Northwood und Jane tauschten einen Blick. Er zwinkerte ihr zu, und sie lächelte breit zurück.
    Angesichts des offensichtlichen Einverständnisses zwischen den beiden wollte Lydia ein leichtes Unwohlsein beschleichen, doch sie schob das Gefühl mit rücksichtsloser Entschlossenheit beiseite. Nichts würde jemals aus ihrer Bekanntschaft mit Lord Northwood erwachsen, außer vielleicht Klavierunterricht für Jane. Es bestand also keinerlei Grund zur Sorge.
    Sie umrundeten Regent’s Park auf dem Outer Circle, bis die Kutsche schließlich an der Einfahrt zum Carriage Drive haltmachte. Northwood stieg zuerst aus, um Lydia und Jane aus dem Wagen zu helfen. Dann wies er den Kutscher an, sich um die Eintrittskarten zu kümmern.
    Sie passierten das Eingangsgebäude und nahmen den Hauptweg, der mitten hineinführte in das üppige Grün der Gärten, direkt in Richtung der neuen, glasüberdachten Vogelvoliere. Ein dichtes Gewirr von Blumen und Bäumen säumte den Weg, der sich alsbald in mehrere schmalere, kiesbestreute Pfade aufteilte, die zu den verschiedenen Gehegen und Häusern führten.
    Jane lief mit leichten Schritten voraus.
    »Sie ist ein nettes Mädchen«, bemerkte Northwood zu Lydia, während sie Jane hinüber zu den großzügigen Freiflächen folgten, wo in verschiedenen Gehegen Hirsche, Alpakas und diverse Arten von Gazellen, aber auch Pelikane zu sehen waren. Hier und dort standen fahrbare, große Käfighäuser auf dem Rasen, in denen kleinere Vögel zwitschernd umherflatterten.
    »Ja, das ist sie. Sie hat einen wachen Verstand und ein gutes Herz.«
    »Wie ihre Schwester.«
    Lydia gestattete sich ein kleines Lächeln. Wie lange war es her, dass jemand ihr ein Kompliment gemacht hatte, aus welchem Motiv heraus auch immer?
    »Sie sind ein Schmeichler, Mylord.«
    »Ich sage niemals etwas, das ich nicht auch so meine.«
    Lydia blieb stehen, er neben ihr. So sehr sie seine Gesellschaft auch schätzte – diese Situation war irgendwie irreal. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich nur rein zufällig hier getroffen hatten, war äußerst gering, und noch geringer war die, dass er tatsächlich vorgehabt

Weitere Kostenlose Bücher