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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Rowan
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seines Zimmers stand Alexander und starrte sie entgeistert an. Sie trug nichts als ihr Korsett und einen gestärkten Unterrock. Kleid und Überröcke lagen in einem zerknüllten Haufen auf dem Boden. Lydia konnte das Rauschen ihres Blutes in den eigenen Ohren hören, und ihr Magen krampfte sich vor Nervosität und Furcht zusammen.
    »Ich sagte doch, Sie sollen auf
Ihr
Zimmer gehen.« In seiner Stimme lag ein hörbares Zittern.
    Lydia schüttelte den Kopf. Zwar hatte er vorhin ihr Angebot abgelehnt, doch sie wusste, er wollte sie. Dieser offenen Einladung würde,
könnte
er nicht widerstehen.
    Eine Schrecksekunde verging, während sie auf seine Reaktion angesichts ihres halb bekleideten Zustands wartete, doch in seinem Ausdruck war nicht das kleinste Anzeichen von Missfallen zu erkennen. Nur ein Verlangen, so tief, so brennend, dass es ihr den Atem nahm.
    Sie brachte kaum ein Wort heraus. »S-Sie wollen wirklich morgen abreisen? Meinetwegen?«
    Als sie einen zaghaften Schritt auf ihn zu machte, hob er die Hand.
    »Nicht.«
    »Aber …«
    »Sie sehen …« Er schluckte hart. »Das Feuer hinter Ihnen … als ob Sie voller Licht wären.«
    Licht. Nein.
    Oder doch. Einmal vielleicht, vor langer Zeit, als sie über den kiesigen Strand von Brighton gestolpert war. Als ihre Mutter noch gesund gewesen war und mit Lydias Vater gelacht hatte. Als der salzige Wind ihre Gesichter liebkost hatte und die Meereswellen hochgeschlagen waren, um sie zu begrüßen. Damals war auch Lydia noch heil gewesen. Damals hatte ein Licht sie erfüllt, das hell genug erstrahlte, um auch die dunkelste Höhle zu erleuchten.
    »Das Feuer. Ich … mir war kalt.« Ihre Stimme klang rau und brüchig, wie die einer Fremden. Sie zwang sich zu einem Lächeln und schob mit zitternden Fingern eine verirrte Haarlocke hinters Ohr. Sie hatte am ganzen Körper Gänsehaut.
    Alexander schloss die Tür und ging leise auf sie zu. Bei jedem seiner Schritte zog sich Lydia ein Stückchen mehr in sich selbst zurück. Sie rieb sich die nackten Arme.
    Sie hatte erwartet, dass er sie bei den Schultern packen und an sich reißen würde, doch stattdessen blieb er wenige Zentimeter vor ihr stehen und betrachtete sie. Sein heißer Blick wanderte zu den vollen Rundungen ihrer Brüste, wo er kurz verweilte. Dann sah er ihr wieder in die Augen.
    Lydia bewegte sich unbehaglich. Das Korsett scheuerte auf ihrer Haut, und angesichts seiner unmittelbaren Nähe strömte Hitze in die Stelle zwischen ihren Beinen. Sie blickte ihn unsicher an, während sie sich zum wohl hundertsten Mal fragte, ob es klug von ihr gewesen war, so kühn zu sein.
    »Sie machen es mir unmöglich, Ihnen zu widerstehen«, sagte er.
    »Ebendies war meine Absicht.« Ein leises Lächeln kräuselte ihre Lippen. »Außerdem sagten Sie selbst einmal zu mir, ich solle öfter etwas rücksichtsloser sein.«
    »Wie es scheint, hatte ich recht.«
    Trotz ihres Eingeständnisses war sie immer noch äußerst nervös. Sie trat zurück, wieder näher ans Feuer. Die Hitze brannte sich durch ihre Unterwäsche. »Alexander, ich …«
    Außerstande, ihm in die Augen zu sehen, hielt sie ihren Blick auf die Knöpfe seines Hemdes gerichtet. Wie konnte sie es ihm jemals sagen? Wie konnte sie das ganze Elend ihrer Vergangenheit erklären und den schrecklichen Preis, den sie dafür zu zahlen hatte?
    Doch vielleicht musste sie das ja gar nicht. Es war
ihre
Vergangenheit, eingekapselt in ihrer Seele wie ein uraltes Fossil. Alexander brauchte die volle Wahrheit nicht zu kennen, denn sie würde einer Heirat niemals zustimmen. Sie mochten wohl Geliebte sein für eine Weile, doch ihre Beziehung würde niemals darüber hinausgehen. Sie schuldete ihm nichts als die Loyalität, die jeder Geliebte verdiente.
    Zumindest war sie sich dieses Mal über die Bedingungen im Klaren.
    »Ich habe so etwas schon mal getan«, flüsterte sie beinahe unhörbar.
    »Ich weiß.«
    Lydias Kopf ruckte hoch. »Sie wissen es?«
    Er nickte, während er sie immer noch mit vollkommen ausdrucksloser Miene betrachtete.
    »W-Wie? Woher?«
    »Keine Frau reagiert so leicht und schnell und leidenschaftlich auf die Berührung eines Mannes, wenn sie es nicht zuvor schon einmal erlebt hat.«
    Wieder verschleierten Tränen Lydias Blick.
    Es ist nicht einfach nur die Berührung eines Mannes,
hätte sie am liebsten herausgeschrien.
Keine namenlose Leidenschaft. Du bist es. Du, du, du.
    Alexander trat näher, nahm sie bei den Armen und zog sie vom Feuer weg. »So gerne ich Sie auch

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