Das Raetsel der Liebe
wird.«
Er beendete das Gespräch mit einem höflichen Nicken und ging, um sich einen Drink zu holen.
Es war ihm nicht entgangen, dass sich die antirussischen Ressentiments während der zurückliegenden Monate verstärkt hatten, insbesondere nach dem vernichtenden Sieg der russischen Marine über einen türkischen Flottenverband im letzten November. Der Vorgang hatte eine Welle der Antipathie gegenüber dem Zaren ausgelöst und jenen in die Hände gespielt, die vehement dafür eintraten, Russland den Krieg zu erklären. Nun schien es, als stünde dies unmittelbar bevor.
Lustlos kippte Alexander einen Brandy hinunter.Die Bemerkungen Lord Hadleys hatten in ihm ein tiefes Unbehagen hinterlassen. Er selbst hatte als Vizepräsident der Königlichen Gesellschaft offiziell vorgeschlagen, anlässlich des hundertsten Jahrestages ihres Bestehens diese Ausstellung auszurichten. Doch insgeheim hatte er dafür noch ein anderes Motiv gehabt.
Die Bildungsausstellung sollte sich nicht nur den positiven Aspekten des britischen Schulwesens widmen, sondern auch internationale Aussteller präsentieren, um den freien Handel Großbritanniens mit anderen Ländern zu fördern. Und abgesehen davon sollte sie auch zu Alexanders ganz privatem Triumph werden. Er hoffte, die Zurschaustellung leuchtender Ideale würde ein positives Licht auf ihn selbst werfen und so die dunklen Schatten des Skandals zerstreuen, die auf seiner Familie lagen.
Wenn allerdings jemand einen Zusammenhang zwischen seinen engen Verbindungen mit Russland und dem derzeitigen politischen Klima herstellte … nun, er würde weder zulassen, dass das Kuratorium es gegen ihn benutzte, noch, dass es die Ausstellung beeinträchtigte. Nicht nach allem, was er für deren Zustandekommen getan hatte.
Er war eben auf dem Weg zurück zur Bar, um sein Glas auffüllen zu lassen, als ihn etwas innehalten ließ. Er sah genauer hin. Dort drüben stand ein gut aussehender Mann mit blondem Haar und redete auf Talia ein. Die Körperhaltung seiner Schwester wirkte steif, abwehrend. Sie stand leicht nach hinten geneigt, weil der Mann ihr offensichtlich viel zu nahe kam.
Alexander straffte sich und wollte zu ihr gehen, als ihm jemand die Hand auf den Arm legte. Sebastian schüttelte den Kopf.
Jetzt nahm der blonde Mann Talia sogar beim Arm und beugte sich noch näher zu ihr, wobei er ununterbrochen weiter auf sie einredete. Talia, das Gesicht von Widerwillen verzerrt, versuchte, sich ihm zu entziehen. Alexander schüttelte Sebastians Hand ab und ging mit energischen Schritten auf seine Schwester zu.
Doch noch bevor er sie erreichte, blieb ein großer, schlanker Mann mit sonnenhellen Strähnen im braunen Haar neben den beiden stehen. Eine einzige flüssige Bewegung, und Lord Castleford hatte den Arm des blonden Mannes gepackt und den lästigen Gesprächspartner von Talia weggedreht. Dann trat er zwischen die beiden und schirmte Talia mit seinem Körper ab, wobei er leise etwas murmelte. Der Jüngere zog die Schultern ein und verdrückte sich hastig.
Beinahe gleichzeitig legte Lord Castleford mit vollendeter Eleganz eine Hand auf Talias Rücken und schob sie sanft, aber bestimmt auf die Tanzfläche. Musik setzte ein.
Alexander blickte sich um und stellte fest, dass Lord Castleford die Situation offenbar mit solcher Behändigkeit entschärft hatte, dass niemand außer den unmittelbar Beteiligten den unerfreulichen kleinen Zwischenfall bemerkt zu haben schien.
»Ich sah ihn kommen«, erklärte Sebastian. »Und er ist weitaus diskreter vorgegangen, als du es je gekonnt hättest. So, und jetzt darfst du mir wieder vorwerfen, dass ich mich einen Dreck um die öffentliche Meinung schere.«
Er zog eine Augenbraue hoch und ging mit langen Schritten davon. Alexander wartete, bis die Musiker eine Pause machten. Dann ging er zu seinem Freund hinüber und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Willkommen daheim, du alter Landstreicher. Schön, dich wiederzusehen.«
»Schön, wieder hier zu sein, North.«
Alexander sah seine Schwester an. Sie schüttelte beinah unmerklich den Kopf, als wolle sie ihm signalisieren, dass der Zwischenfall mit dem anderen Mann schon nicht mehr von Bedeutung war.
Alexander wandte sich wieder Lord Castleford zu. »Wie lange warst du diesmal weg?«
»Über ein Jahr, aber ich plane für den Herbst bereits die nächste Expedition. Nach Malaya. Und du? Wie ich von Lady Lydia höre, organisierst du eine Bildungsausstellung für die Royal Society of Arts?«
»So ist
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