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Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Titel: Das Rätsel der Rückkehr - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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weißgekleideter Mädchen bedient. Wir wähnen uns in einem Traum, wo alles wahr wird, was man sich wünscht. Der Gastgeber, ein reicher Bauer, drängt mich in die Arme seiner jüngsten Tochter, eine schüchterne und bescheidene Schönheit, die während des gesamten Mahls auf ihrem Stuhl unter einem Kalebassenbaum sitzen bleibt. Als wir schon wieder zum Auto hinabsteigen, erfahre ich, dass sie in Harvard Medizin studiert hat und dies die Feier ihrer Rückkehr ins Elternhaus war. Mir ist es recht, sie in den Armen des jungen Bauern unter den Kaffeebäumen zu wissen, der sie mit so wilder Begierde anstarrte, als wäre er bereit, dem Tod zu trotzen, um sie zu besitzen.
    Bei dem Fest war ich einem alten Griechischlehrer begegnet, der noch vor zwei Jahren an einem Lycée in Port-au-Prince unterrichtete. Er hat auch einen Gedichtband nach dem Vorbild von Verlaine und Villaire verfasst. Wir sprachen eine Weile über Césaire, der ihn kalt lässt, als einer seiner Freunde eintraf. Sie begannen, miteinander Griechisch zu sprechen. Ich hatte die Kultur in der Provinz vergessen, die so verfeinert und so altertümlich ist.
    Die Bauern weigerten sich, das Geld zu nehmen, das ich ihnen für ihre Mühe anbot, und, da ich nicht locker ließ, gab einer schließlich zu, sie hätten es für den Minister getan. Im Wagen erfahre ich von dem Chauffeur, wir hätten uns nie so ungehindert überall bewegen können, hätten die Leute nicht den Wagen des Ministers erkannt. Sie haben es ihm zu verdanken, dass es in der Gegend heute Bewässerung gibt.
    Ich fragte den Chauffeur, warum er bei dem Fest nichts gegessen hat. Er tat zuerst so, als hörte er meine Frage nicht. Ich musste ihn daran erinnern, dass er mich zu warnen hatte, wenn er etwas befürchtete, da ich auf der ganzen Reise unter seinem Schutz stand. Er ließ nicht mehr verlauten, als in jenem geheimnisvollen Ton, den er manchmal hat, zu sagen, man läuft keine Gefahr, wenn man nichts weiß. Ich musste nachhaken, bis er sich deutlicher ausdrückte. Man hatte uns mit so viel Respekt empfangen, da wir sehr mächtige Götter repräsentierten. Welche? Er wollte darauf nicht antworten. Und Sie? Damit die Zeremonie beginnt, muss der Gott die Mahlzeit ehren. Was für eine Zeremonie? Die Verlobung des Mädchens mit Legba. Ich war also Legba, deshalb drängte der Hausherr sie mir ständig in die Arme? Nein, der war Ihr Neffe. Warum kümmerte er sich dann so sehr um mich? Er musste Ogou besänftigen, ein jähzorniger und eifersüchtiger Gott, der jederzeit das Fest hätte verderben können. Und Sie? Da ich nichts unerlaubt zu mir nahm, war ich nur ein einfacher Sterblicher, der die Götter begleitete. Ich bin nicht sicher, ob er mir alles sagte. Das Geheimnis ist ein unverzichtbarer Teil des Voodoo. Wenn ich Touristen oder Ethnologen sagen höre, sie hätten „einer echten Voodoo-Zeremonie“ beigewohnt! Es gibt keine echte Voodoo-Zeremonie –, das wäre wie zu glauben, man könnte das Paradies kaufen. Das spielt in anderen Sphären.

Der Sohn von Pauline Kengué
    Monsieur Jérôme, unser geheimnisvoller Chauffeur, der sich stets weigerte, uns seinen Namen zu nennen, kommt aus dieser kleinen Ortschaft, die man auf keiner Karte findet. Die Namen solcher Orte sind nur bei den Leuten in der näheren Umgebung bekannt. Und doch werden dort Menschen geboren, leben und sterben, wie überall sonst auch. Nicht mehr und nicht weniger. Den Namen unseres Chauffeurs erfuhr ich, als wir am örtlichen Markt hielten. Die Leute kamen und umringten ihn, fassten ihn voller Rührung an, sprachen leise mit ihm. „Ich hatte nicht geglaubt, dich noch einmal zu sehen, bevor ich sterbe, Jérôme“, sagt eine gebeugte, alte Frau, die Palma-Christi-Öl verkauft. Für sie ist er der Sohn von Pauline Kengué, einer Kongolesin aus Pointe-Noire, die eines Morgens ins Dorf kam und es nie mehr verließ. Nach Angaben der Alten, die ihre beste Freundin war, glaubten die Leute von Pauline Kengués Stamm, wer in Afrika stirbt, wird auf Haiti wieder lebendig, zumeist in einem der Dörfer. Bis zu ihrem Tod sprach Pauline ständig von ihrem Sohn Alain, den sie drüben in Afrika zurückgelassen hatte. Sie sagte immer, sie sei nur hergekommen, damit Alain sich als Haitianer fühlen kann. Wir gehören zu dem Land, wo unsere Mutter begraben liegt. Delirierte sie im Fieber ihrer letzten Momente? Man wird es erst wissen, wenn dieser Sohn eintrifft und am Grab seiner Mutter in stillem Gedenken verharrt, in diesem einsamen Dorf auf

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