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Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Titel: Das Rätsel der Rückkehr - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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verlassen
    und fuhren bereits nach Süden,
    als ich hinter dem Wagen
    die langen Sprünge Elviras bemerkte.
    Sie brachte mir ein Huhn
    von ihrem Großvater.
    Anstelle des Koffers meines Vaters,
    der in der Bank in Manhattan blieb,
    bekam ich von seinem besten Freund
    als Erbe ein schwarzes Huhn.
    Meinem Neffen stockte der Atem
    die ganze Zeit,
    als Elvira beim Wagen stand.
    Und nachdem sie fort war
    dieses Schweigen.
    Wie die Ebene nach einem Brand.

Die grüne Eidechse
    Ich ging auf dem stillen Friedhof
    von Petit-Goâve spazieren.
    Im hohen Gras verstreute Gräber.
    Auf dem Grab von Da, meiner Großmutter
    betrachtete mich eine grüne Eidechse
    längere Zeit
    bevor sie in einer Ritze verschwand.
    Es ist nicht weit bis zum Fluss Desvignes,
    wo ich Krabben fing
    mit meinen Vettern
    in meiner verregneten Kindheit.
    Ein junges Mädchen kam aus dem Norden
    auf diesen Friedhof,
    schon vor einiger Zeit,
    mit einem bescheidenen Strauß für Da,
    doch sie suchte vergeblich nach dem Grab.
    Denn Da lebt heute
    in meinen Büchern.
    Sie trat, das Haupt hocherhoben,
    in die Fiktion.
    Wie andere anderswo
    in den Himmel aufsteigen.
    Wegen des einfachen Straußes, den du an jenem Tag
    hinwarfst auf irgendein Grab,
    wirst du, Pascale Montpetit,
    immer einen Platz haben
    auf dem bescheidenen Friedhof von Petit-Goâve,
    einem Ort, wo die Götter ohne zu lächeln
    sich mit den Frauen unterhalten.
    Ein Mann hält Mittagsschlaf
    im Schatten eines Bananenbaums.
    Er liegt auf einem Grab
    am Friedhofsausgang.
    Schläft man besser
    in so großer Nähe
    der ewigen Ruhe?
    Zu Fuß gehe ich die Rue Lamarre hinauf bis zur Nummer 88, dem alten Haus, wo ich meine Kindheit bei Da, der Großmutter, verlebte. Je näher ich komme, desto weniger erkenne ich die Straße. Ich brauche eine ganze Weile, herauszufinden, wo das Haus tatsächlich stand. Der kleine Park, wo Oginé für zehn Centimes die Pferde hütete, während ihre Besitzer Gemüse verkauften, war nicht mehr am selben Ort wie früher.
    Auch der Laden von Mozart nicht. Mozart starb schon lange vor Da. Ich konnte die Stelle nur wiederfinden, mit Hilfe des Hauses von gegenüber. Es war unversehrt, wie in meiner Erinnerung. Die Türen rosa und weiß, der lange Gang, wo sich der schwarze Hund postierte, der eines Abends einem Dieb an die Gurgel sprang.
    Ich sehe Da wieder auf der Galerie sitzen und mich zu ihren Füßen, während ich den Ameisen zuschaue, wie sie ihrer Tätigkeit nachgehen. Die Leute grüßen Da, sie bietet ihnen Kaffee an. Vava in ihrem gelben Kleid kommt mit ihrer Mutter die Straße herauf. Und meine Freunde Rico und Frantz werden mich gleich zu einer kleinen Runde ans Meer abholen. Dieser Nachmittag geht nie zu Ende.

Nach Süden
    Kurz bevor wir Carrefour Desruisseaux erreichen,
    und dann weiter nach Aquin hinab fahren,
    halten wir in Miragoâne,
    um vollzutanken.
    Ich erkannte den Tankwart wieder.
    Wir waren zusammen bei der Erstkommunion.
    Er hat sich kein bisschen verändert.
    Er ist derselbe noch nach fünfundvierzig Jahren.
    Sein einfältiges Lächeln hat er sich bewahren können
    selbst vor dem Biss der Zeit.
    Seit Miragoâne trommelt der Regen auf uns herab.
    Ein höllischer Lärm auf dem Dach.
    Wir reden weiter
    als wäre nichts,
    bis wir bei der Einfahrt in Aquin verstummen.
    Völlig erschöpft.
    Welcher Stolz hat uns eigentlich dazu getrieben,
    den entfesselten Elementen trotzen zu wollen!
    Wieder scheint die Sonne.
    Wir stehen an einer Kreuzung,
    wissen nicht, geht es nach rechts oder links.
    Der Chauffeur meint, nach links.
    Mein Neffe glaubt, wir müssen nach rechts.
    Ein Mann, der auf seiner Galerie sitzt, beobachtet uns,
    während er Kaffee trinkt, den Hund zu seinen Füßen.
    Ohne den Kopf zu heben, zeigt er uns die Richtung.
    Ich bin sicher, ihn auf dem Rückweg
    an demselben Platz wieder zu treffen.
    In zwei Tagen oder zehn Jahren.
    Ich hetze mich die ganze Zeit ab.
    Er sitzt reglos auf seiner Galerie.
    Man trifft sich mindestens
    zweimal im Leben.
    Auf dem Hin- und auf dem Rückweg.
    Ich las im Schatten gerade Césaire („Erde, den großen Schoß zur Sonne gereckt“ 8 ), als sich mein Neffe heranschlich wie eine Katze. Wie ist es?, schießt er plötzlich los. Was? Woanders zu leben. Ach, dort ist es für mich genauso geworden wie hier. Aber es ist doch nicht die gleiche Landschaft. Ich habe das Ortsgefühl verloren. Es geht so allmählich, dass man es nicht merkt, jedoch in dem Maß wie die Zeit vergeht, werden die Bilder, die man im Gedächtnis bewahrt,

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