Das Rätsel der Rückkehr - Roman
durch neue ersetzt, und das hört nie auf. Er lässt sich neben mir nieder, mit dem großen Ernst eines jungen Mannes, der zu früh im Leben nachdenken musste. In unseren Augen schwimmt ihr dort drüben im Geld. Nicht ganz. Dass man ohne Angst seine Meinung äußern kann, ist schon etwas wert. Zu Anfang, ja, da war es aufregend, aber nach ein paar Jahren findet man das natürlich, dann strebt man nach anderen Dingen. Der Mensch ist eine sehr komplizierte Maschine. Er hat Hunger, findet Nahrung, und sofort will er etwas Neues, das ist normal, aber die anderen sehen in ihm nach wie vor den Hungerleider, der er bei seiner Ankunft war. Tante Ninine sagt, Sie sind der einzige Mensch, der drei Jahrzehnte in Nordamerika gelebt hat und mit leeren Händen nach Hause kommt. So ist das eben. So bin ich. Ich kann es nicht ändern. Ich gehöre zu den Leuten, die Geld nicht ernst nehmen. Ich weiß, dass man Geld braucht, aber ich mache mich trotzdem nicht zum Sklaven des Geldes. Das ist es nicht! Tante Ninine hat dich also geschickt. Er schweigt. Sie lässt ihre Beute nicht fahren. Ich weiß, und überlasse Sie Ihrem Césaire.
Wir kommen durch ein kleines Dorf, ausgestorbener als ein Friedhof. Außer dem räudigen Hund, der uns bis zum Ortsausgang verfolgt hat, bemerkt uns keiner. Sie haben sie nur nicht gesehen, sagt der Chauffeur, aber die Erwachsenen haben uns hinter jeder Tür beobachtet, und die Kinder waren hinter jedem der Baum versteckt. Woher wissen Sie das?, fragt mein Neffe. Ich bin in einem ähnlichen Flecken aufgewachsen, wirft der Chauffeur verächtlich hin.
Da das schwarze Huhn unaufhörlich gackert
empfiehlt mir der Chauffeur
ihm eine Socke
über den Kopf zu ziehen,
dass es meint, es wäre Nacht
am helllichten Tag.
Wir halten in einem Dörfchen, um einen Strohhut für meinen Neffen zu kaufen, der unter einem Sonnenstich leidet. Ein paar armselige Hütten im Halbkreis um einen Hof aus gestampfter Erde, umringt von staubigen Meskitebäumen. Männer spielen unter einem großen Mangobaum Domino. Ein paar Frauen kochen hinten im Hof. Kinder springen nackt von einer Gruppe zur anderen. Ich meine, in eine frühere Zeit zu kippen. Ich wusste nicht, dass ein Ortswechsel reicht, um mir das Gefühl zu geben, mich trennten zehn Jahre von Port-au-Prince, das ich gerade erst verließ.
Winter in der Karibik
In dieser Gegend
war die Hungersnot so groß,
dass sie die Früchte grün essen mussten
und dann die Blätter der neuen Triebe.
Nackte Bäume auf einer weiten Fläche.
Winter in der Karibik.
Der Himmel hat hier mehr Sterne
als irgendwo sonst.
Die Nacht ist auch schwärzer.
Wir begegnen Leuten,
hören ihre Stimmen
und sehen nicht die Gesichter.
Manchmal kommen meine
Eindrücke
erst lange nachdem
das Dorf hinter mir liegt.
Eine solche Armut raubt mir
die Stimme.
Wir fahren wieder durch ein Dorf der Dürre.
Ein kleiner Junge folgt dem Wagen
mit heftigem Winken
und einem Lachen, das sein Gesicht auffrisst.
Ich schaue zu, wie er
in der Wolke von Staub entschwindet.
Ich werde mich nie
an die beispiellose Höflichkeit dieser Bauern gewöhnen,
die dir sogar ihr Bett anbieten
mit einem reinen weißen Laken,
um selbst unter freiem Himmel zu schlafen.
Der Wagen steht an der Brücke, bewacht von dem langen ernsten jungen Mann, der mir gestand, sein Traum sei es, einmal nach Port-au-Prince zu fahren, um all die Radiomoderatoren zu treffen, die er ununterbrochen hört. Er hat den Vormittag mit uns verbracht, ein Transistorradio an seinem Ohr. Bei jedem neuen Moderator fragt er, ob wir ihn kennen. Und Rico? Und Marcus? Und Bob? Und Françoise? Und Liliane? Kannten Sie Jean? Er kennt sie sehr gut, ohne sie je getroffen zu haben.
Wir sind da hinauf geritten. Von den drei Pferden bekam ich das widerspenstigste. Das Pferd, das hartnäckig am Abgrund entlang läuft. Wieviel ist mein Leben einem Tier wert, das sich immer noch fragt, was ich auf seinem Rücken will? Mir war so schwindelig, dass ich nicht wagte, hinunterzuschauen. Der junge Bauer, der mich führte, zwinkerte mir verständnisvoll zu und leitete das Pferd zur Straßenmitte.
Ein kleines Fest in einer Laube. Man empfängt uns mit einer so freudigen Begrüßung, als wären wir Ehrengäste. Man bringt uns Kaffee, Tee, Alkohol. Es gibt auf der Pflanzung eine Brennerei von Zuckerrohrschnaps. Ein großer Tisch, vollgeladen mit Speisen. Das beste Essen meines Lebens. Mein Neffe stopft sich neben mir voll. Wir werden von einem halben Dutzend junger,
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