Das Raetsel des Pharao
aussah. Ein großer Käfer saß darauf, mit einem Körper aus Eisen und Flügeln aus blauem Lapislazuli. Die Kinder kamen näher und betrachteten das Schmuckstück staunend.
»Ein Skarabäus!«, rief Nepomuk.
Filomenus nickte. »Vielleicht ahnst du schon, wohin eure Reise geht. Ihr müsst in das Land der Hieroglyphen und alten Götter, weit, weit weg von hier.«
»Ägypten …«, flüsterte Nepomuk ehrfurchtsvoll.
Lara strahlte. »Da wollte ich schon immer mal hin!«
Filomenus zog ein Buch aus dem Regal und schlug es auf. Die Kinder sahen eine Zeichnung, die den Bau einer Pyramide zeigte. Unter der Aufsicht peitschenschwingender Aufseher zogen Sklaven riesige Steine durch den heißen Wüstensand.
»Ihr reist nicht in das Ägypten, das ihr als Touristen oder aus dem Fernsehen kennt, Lara, sondern in das Reich am Nil, wie es vor Tausenden von Jahren einmal war. Dort gibt es Erstaunliches zu entdecken, aber euch erwarten auch viele Gefahren. Seid ihr sicher, dass ihr dafür bereit seid?«
»Ja!«, riefen alle drei im Chor.
»Gut. Aber dieses Mal möchte ich, dass ihr vorbereitet seid.« Filomenus öffnete eine Kiste und zog einfache Umhänge aus sandfarbenem Leinen und Sandalen aus Leder hervor. »Zieht euch diese Gewänder über. Es wäre zu gefährlich, wenn ihr in eurer normalen Kleidung reist.«
»Was ist mit dem Ring?«, fragte Ben.
»Er gehört dem Pharao.«
»Pharao? Ist das nicht der König der Ägypter?«, wollte Lara wissen.
»Von seinem Volk wird er als lebender Gott verehrt«, dozierte Nepomuk.
»Ganz richtig, Nepomuk«, lobte Filomenus. »Für die Ägypter ist der Pharao ein lebender Gott. Er wird gut bewacht. Ein normaler Mensch könnte niemals so einfach zu ihm vordringen. Aber wenn ihr seinen Wachen den Ring zeigt, werdet ihr sicher in den Palast eingelassen.«
»Und was erwartet uns dort?«, wollte Ben wissen.
»Hoffentlich das Kind, dem der Traum gehört«, sagte Filomenus.
Lara juckte die Neugier. »Woher weißt du eigentlich immer solche Dinge?«
Filomenus schmunzelte geheimnisvoll und zog eine Seidenblume hinter ihrem Ohr hervor. »Zauberei, Lara!«
Ben streifte sich seinen Umhang über und band ihn mit einem Seil um die Hüften fest. Die Kleidung passte, als sei sie extra für ihn geschneidert worden. »Also, wir gehen zum Palast des Pharao, suchen das Kind, dem der Traum gehört, und helfen ihm, damit es aufwachen und in sein normales Leben zurückkehren kann«, fasste er den Auftrag noch einmal zusammen.
»Ganz recht, Ben. Ihr müsst in die Stadt Theben, dort herrscht der Pharao. Und versprecht mir, vorsichtig zu sein! Da ist jemand in diesem Traum, der sehr gefährlich ist. Wenn er herausfindet, wer ihr seid, wird er alles tun, um euch das Leben schwerzumachen.«
Nepomuk wurden die Knie weich, als er das hörte. Ben und Lara dagegen hatten keine Angst.
»Das wird ein Kinderspiel«, sagte Ben.
Filomenus war da nicht so zuversichtlich. »Besser, ihr nehmt Leopold mit. Er wird euch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und wenn es gefährlich wird, dann schickt ihn zu mir! Ihr wisst ja, er kann zwischen dieser Welt und der Welt der Träume wandern.«
Leopold hüpfte in Nepomuks Umhängetasche und machte es sich dort bequem. Seine großen bernsteinfarbenen Froschaugen sahen zu den Kindern empor, als wollte er sagen: »Worauf warten wir noch?«
Ben, Lara und Nepomuk folgten Filomenus durch ein verwinkeltes Labyrinth aus Räumen, bis sie wieder vor dem geheimnisvollen Traumglas standen. Es ruhte auf seinem Podest wie ein großer Kristall, und in seinem Inneren wirbelten bunte Farben umher – die Farben des Traums, den Ben, Lara und Nepomuk bei ihrem letzten Abenteuer gesammelt hatten. Gespannte Stille herrschte, als der Zauberer letzte Vorbereitungen für die Reise traf.
»Stellt euch vor das Glas und haltet euch bei den Händen«, bat er.
Die drei Kinder taten, was er sagte. Ihre Herzen klopften schneller als Buschtrommeln.
»Wenn ich das Glas öffne, wird der Sturm euch mitreißen. Schließt die Augen und wehrt euch nicht, dann geht es viel einfacher. Der Zauber wird euch direkt in das alte Ägypten bringen, 3000 Jahre in die Vergangenheit. Aber denkt daran, es ist ein Traum! Erwartet das Unerwartete und seid stets wachsam. Bereit?«
Ben, Lara und Nepomuk tauschten einen Blick. Ja, sie waren bereit.
Filomenus hob den Deckel des Glases leicht an. Schon ein winziger Spalt genügte, um den Sturm zu entfesseln. Die Wände bebten und Staub rieselte von der Decke. Schon einmal
Weitere Kostenlose Bücher