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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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und die Medizin für heute. Bis heute Abend. Dann können wir den Fisch aufessen.
    XXX
Susan
    Sie sah sich einmal prüfend in der Küche um, stellte fest, dass alles in Ordnung war, und verließ das Haus durch die Hintertür. Sie schloss von außen ab und blickte in den Himmel. Er war bereits blau, und es war schon heiß. In weiter Höhe wanderten ein paar weiße, runde Wolken. Ein wunderschöner Tag, dachte sie.
     
    Vielleicht eine Stunde nachdem ihre Tochter gegangen war, wurde Diana Clayton aus dem Schlaf gerissen.
    Ihre Augen blickten immer noch verschlafen, und sie stieß keuchend einen spitzen Angstschrei aus, während sie mit beiden Fäusten um sich schlug und in diesem Dunstschleier zwischen Wachen und Schlafen das deutliche Gefühl hatte, jemand hätte neben ihrem Bett gestanden. Sie boxte in die Luft.
    Sie hustete schwer und merkte, dass sie aufrecht saß. Mit wilden Blicken sah sie sich im Zimmer um und rechnete halb damit, dass jemand in der Ecke stand. Sie horchte angestrengt, als müsse sie den Atem des Eindringlings hören und von ihren eigenen flachen Zügen unterscheiden können. Sie wollte sich vornüber beugen und unter dem Bett nachsehen, brachte es aber nicht über sich. Ihr Blick blieb an der Schranktür hängen, hinter der er sich versteckt haben könnte, doch dann musste sie denken, dass sich mit der Kassette und der Zeichnung schon genügend Schrecken dort verbargen. Sie ließ sich wieder auf die Kissen sinken und atmete tief durch.
    Es war der Traum, sagte sie sich. Im letzten Traum dieser Nacht war sie mit ihrer Tochter zusammen gewesen, hatte auf sie hinuntergeblickt und gesehen, dass man Susan und ihr selbst wie dem Mann in der Bar die Kehle aufgeschlitzt hatte. Dieser Traum hatte sie gewaltsam aufgeweckt. Sie fasste sich an den Hals und fühlte, wie ihr zwischen den Brüsten der nasse Schweiß heruntertropfte.
    Sie wartete, bis ihr Atem sich normalisiert und ihr Herzschlag sich zu einem regelmäßigen Pochen verlangsamt hatte, bevor sie die Beine über den Bettrand schwang. Sie wünschte, sie hätte eine Pille gegen die Angst; als sie sich umdrehte, sah sie, dass der Medikamentenvorrat von ihrem Nachttisch verschwunden war. Einen Moment lang war sie verwirrt. Sie stand auf, schlüpfte in einen alten, weißen Bademantel und tappte über den Dielenboden in die Küche. Sie entdeckte die Döschen in Reih und Glied, bevor sie sich Sorgen machen konnte.
    Sie sah auch die Melonenstücke, schob sich eins in den Mund und entdeckte neben dem Orangensaft den Zettel. Sie las, was ihre Tochter ihr hinterlassen hatte, und lächelte. Es ist egoistisch von mir, sie so an mich zu binden. Sie ist ein besonderesKind. Beide sind besondere Kinder, jedes auf seine Weise. Von Anfang an. Und jetzt, als Erwachsene, sind sie für mich immer noch etwas Besonderes.
    Auf einem Teller war ein Dutzend Tabletten fein säuberlich für sie zurechtgelegt. Diana hatte die Gewohnheit, sie alle auf einmal in die hohle Hand zu nehmen und wie Erdnüsse in den Mund zu werfen, um sie mit einem Schluck Saft hinunterzuspülen.
    Sie konnte nicht sagen, was sie zögern ließ. Vielleicht das klappernde Geräusch, das sie nicht sofort einordnen konnte. Etwas Abgebrochenes, dachte sie. Was könnte abgebrochen sein?
    Sie blickte aus dem Fenster in den strahlend blauen Himmel. Sie sah, wie sich eine der Palmen in der frischen Morgenbrise wiegte.
    Wieder hörte sie das Klappern, nur dass es diesmal näher schien. Sie machte ein, zwei Schritte durch die Küche und sah, dass die Hintertür nicht abgeschlossen war. Das Klappern kam daher, dass der Wind sie immer wieder auf und zu schlug.
    Da stimmte etwas nicht, und sie legte die Stirn in Falten.
    Susan schließt immer die Türen ab, wenn sie früher geht, dachte Diana.
    Sie durchquerte die Küche und blieb plötzlich stehen.
    Der Riegel war zwar vorgelegt, die Tür jedoch nicht geschlossen. Sie schaute näher hin und sah, das jemand mit einem Schraubenzieher oder kleinen Klauenhammer das Holz rund um das Schloss aufgerissen hatte. Holz war auf den Keys in Florida ständig Hitze, Feuchtigkeit, Regen und Wind ausgesetzt, dies hatte auch diesem Türrahmen zugesetzt, so dass er aufgeweicht und beinahe angefault war. Für einen Einbrecher ein gefundenes Fressen.
    Diana trat ruckartig zurück, als wäre ein Einbruch eine ansteckende Krankheit.
    Bin ich allein?
    Sie riss sich zusammen. Susans Zimmer, sagte sie sich. Sie hastete hinüber und rechnete halb damit, dass dort jemand herausstürmen

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