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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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gemacht?«
    Das schien unmöglich. Susan war ein vorsichtiger Mensch. Umsichtig und gut organisiert. Vernünftig. Und sie hat mir die Medizin schon häufig vorbereitet.
    Diana ging zu einer Küchenecke, in der ein kleiner Computer in die Telefonleitung eingestöpselt war. Sie tippte den Code der örtlichen Apotheke ein, und wenige Sekunden später leuchtete auf dem Monitor das Bild des Apothekers auf.
    »Hi, guten Morgen, Mrs. C.! Wie geht’s Ihnen an diesemprächtigen Tag?«, dröhnte ihr die Stimme des Mannes mit seinem mächtigen Akzent entgegen.
    Diana nickte zum Gruß. »Gut, Carlos, danke. Ich hab nur eine kurze Frage zu meinen Medikamenten …«
    »Ich hab Ihre Daten vor mir. Was gibt’s?«
    Sie sah sich die Pillen an. »Ist das in Ordnung? Zwei Megavitamin-Tabletten, zwei gegen die Schmerzen, vier Clopamin, vier Renzac …«
    »Nein, nein, nein, Mrs. C.!«, fiel ihr Carlos ins Wort. »Die Vitamine sind okay, vielleicht können Sie sogar die Schmerzmittel doppeln, meinetwegen, aber nicht dauernd. Wahrscheinlich würden Sie davon einfach nur sofort einschlafen. Aber das Clopamin und das Renzac ist starkes Zeug. Sehr starke Medikamente! Das ist viel zu viel! Eine von jedem! Nicht mehr, Mrs. C.! Das ist
muy importante

    Ein unheimliches Gefühl kroch ihr in den Magen. »Vier von jedem wäre demnach …«
    »Das dürfen Sie nicht mal denken! Vier von jedem macht Sie sehr krank.«
    »Wie krank?«
    Der Apotheker zögerte. »Das wäre wahrscheinlich Ihr Ende, Mrs. C. Vier von beiden auf einmal ist ssähr gefährlich. Ssähr gefährlich.«
    Sie antwortete nicht.
    »Besonders zusammen mit diesem Schmerzmittel, Mrs. C. Die machen Sie bewusstlos, und dann Sie wissen nicht mal, was für Riesenprobleme Sie mit Clopamin und Renzac bekommen. Gut, dass Sie angerufen haben, Mrs. C. Melden Sie sich, wenn Sie irgendwelche Fragen haben wegen der Tabletten. Ich weiß, iss eine ganze Menge, nicht leicht auseinanderzuhalten. Rufen Sie einfach an, Mrs. C. Und wenn Sie mich gerade mal nicht am Telefon erreichen, dann nehmen Sie liebernix. Vielleicht die Schmerzmittel, aber sonst nix. Diese Krebstabletten, Mrs. C, die sind
muy fuerte
. Sehr stark.«
    Dianas Hand zitterte ein wenig.
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Carlos«, brachte sie mühsam heraus. »Sie haben mir sehr geholfen.« Sie tippte auf die Tastatur, und die Leitung war tot. Vorsichtig füllte sie die überschüssigen Tabletten wieder in ihre Döschen zurück und wehrte das Bild des einst vertrauten Mannes ab, der ins Haus eindrang, die Notiz ihrer Tochter entdeckte und die Gelegenheit ergriff, die sich ihm bot. Er muss das für einen tollen Witz gehalten haben. Er wird grinsend gegangen sein und auf der Straße vielleicht sogar laut gelacht haben, nachdem er ihr in voller Absicht auf dem Frühstückstisch eine tödliche Dosis von Medikamenten hinterlassen hatte; Medikamente, die eigentlich dazu dienten, sie am Leben zu halten.

13. KAPITEL
Guck-guck
     
    Jeffrey Clayton saß wie erstarrt auf seinem Stuhl und hatte keine Ahnung, was er machen sollte. Als Agent Martin wütend und mit rotem Gesicht zur Tür hereinstürzte, hatte er sich immer noch nicht von der Nachricht auf seinem Monitor losreißen können. »Guck-guck«, murmelte Clayton leise, während der Detective die Tür zuschlug und augenblicklich eine Schimpfkanonade losließ:
    »Clayton, Sie Mistkerl, ich hab Ihnen klar gesagt, wie die Regeln lauten! Ich bin die ganze Scheißzeit mit Ihnen zusammen! Keine kleinen Tagesausflüge ohne mich. Verflucht noch mal, wo haben Sie nur gesteckt? Ich hab Sie überall gesucht.« Der Professor reagierte nicht sofort auf die Frage und den Ärger. Er wandte sich mit seinem Drehstuhl dem Detective zu und funkelte ihn an. Er verstand den Grund für Martins Wut – was nützte einem schließlich ein Lockvogel, wenn man ihn nicht durchgehend unter Aufsicht hatte? Denn nur so konnte man zugreifen, wenn die Zielperson tatsächlich aus der Deckung kam, um mit dem Köder Kontakt aufzunehmen. Seine eigene Wut darüber, auf diese Weise missbraucht zu werden, drohte ihm die Kehle zuzuschnüren, doch es gelang ihm, sich zu beherrschen. Er wusste intuitiv, dass es besser für ihn war, nicht preiszugeben, dass er den wahren Grund für die Einladung in den Einundfünfzigsten Staat herausgefunden hatte. Außerdem hatte er den Beweis dafür, dass AgentMartins Kalkül berechtigt war, auf seinem Monitor. Eine Sekunde überlegte er, ob er die Nachricht für sich behalten sollte,

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