Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
doch ohne sich bewusst zu entscheiden, hob er langsam den Finger und deutete auf die Worte vor ihm.
    »Was ist? Wer ist das?«
    Jeffrey zeigte weiter stumm auf den Monitor. Dann stand er auf, ging zur Tafel hinüber, und während der Detective sich auf seinem Stuhl niederließ, um die Botschaft zu lesen, wischte Jeffrey die Hälfte mit der Überschrift
Falls uns der Mörder nicht bekannt ist
aus.
    »Das brauchen wir nicht mehr«, sagte er mehr zu sich selbst als zu Martin. Ihm wurde bewusst, dass er tilgte, was schon einmal zuvor für ihn gelöscht worden war, als er es noch nicht hatte wahr haben wollen. Als er sich wieder umdrehte, sah er, dass die Brandnarben an Hals und Händen des Detective sich in einem immer dunkleren Rot einfärbten.
    »Da hol mich doch der Teufel«, murmelte Martin.
    »Können Sie das zurückverfolgen?«, fragte Jeffrey unvermittelt. »Die Nachricht kam über eine Telefonleitung. Wir müssten doch in der Lage sein, den Absender zu ermitteln.«
    »Ja«, antwortete Martin eifrig, »Ja, verdammt, ich denke, das kann ich. Ich meine, es müsste gehen.« Er beugte sich über die Tastatur und fing an, Buchstaben einzutippen. »Die elektronischen Verbindungswege sind eine knifflige Sache, aber so gut wie immer führen sie in beide Richtungen. Meinen Sie, er weiß das?«
    Jeffrey hielt das für möglich, war sich aber nicht sicher. »Keine Ahnung«, meinte er. »Wahrscheinlich weiß irgendein vierzehnjähriges Genie von der hiesigen Highschool nicht nur, wie das geht, sondern erledigt das auch in zehn Sekunden. Aber wie technisch versiert mag unser Mann sein? Kann ich Ihnen nicht sagen. Schauen Sie einfach, was sich machen lässt.«
    Martin fuhr mit seiner Arbeit am Computer fort und zögerte einen Moment. »Da«, platzte er heraus. »Hol mich der Teufel. Ich glaube, wir haben den Bastard.«
    Er lachte plötzlich trocken.
    »Leichter, als ich dachte«, freute sich der Detective. Er nahm die Finger von den Tasten und wedelte damit spielerisch in der Luft. »Reine Magie«, verkündete er.
    Jeffrey beugte sich über seine Schulter und sah, dass der Computer als Urheber der Nachricht eine einzige Telefonnummer gefunden hatte. Der Agent brachte den Cursor hinter diese Nummer und tippte eine weitere Aufforderung. An dieser Stelle forderte der Computer einen Sicherheitscode, den Martin eingab.
    »Damit knacken wir die Sicherheitssperre«, erklärte er.
    Noch während er sprach, spuckte der Apparat eine Antwort aus, und Clayton sah, dass unter der Telefonnummer ein Name und eine Anschrift erschienen.
    »Wir haben dich, Bastard«, rief Martin in triumphierendem Ton. »Ich hab’s gewusst. Da ist Ihr gottverdammter Daddy«, sagte er wütend.
    Clayton las den Eintrag:
    Eigentümer: Gilbert D. Wray; Miteigentümerin/Ehefrau: Joan D. Archer; zum Haushalt gehörige Kinder: Philip, 15, Henry, 12. Adresse: 13 Cottonwood Terrace, Lakeside.
    Er starrte auf die Anschrift. Sie klang ihm seltsam vertraut.
    Der Eintrag enthielt noch einige zusätzliche Informationen, darunter die berufliche Tätigkeit des Mannes, die mit Unternehmensberater angegeben war; Joan Archer war Hausfrau. Ihre Einwanderung in den Einundfünfzigsten Bundesstaat lag sechs Monate zurück, und ihre letzte vorherige Anschriftwar ein Hotel in New Washington gewesen. Davor hatte die Familie in New Orleans gelebt. Jeffrey wies den Detective darauf hin.
    Martin, der bereits nach dem Telefon griff, erwiderte ungeduldig: »Das ist normal. Die Leute verkaufen ihre Häuser und ziehen hierher, wohnen in einem Hotel, bis ihre Einwanderung durch und ihr neues Haus fertig ist. Kommen Sie schon, verdammt!«
    Die Person am anderen Ende der Leitung musste sich genau in diesem Moment gemeldet haben, denn der Detective sagte: »Hier spricht Martin. Keine Fragen. Ich brauche ein Sonderkommando in Lakeside. Wir treffen uns da. Sofort. Dringlichkeitsstufe eins.«
    Neben dem Computer surrte ein Drucker los, und vier Blätter glitten durch die Ausgabe. Der Detective nahm sie, starrte einen Moment darauf und reichte sie dann Clayton. Beim ersten Ausdruck handelte es sich um das Passfoto eines Mannes Anfang sechzig, mit breitem Hals, das kräftige Haar im Bürstenschnitt kurz gehalten, dazu Brille mit schwarzem Rand. Es folgte das Foto einer Frau ungefähr im selben Alter, mit verhärmten Zügen und einer leicht schiefen Boxernase. Auch die Fotos der Kinder waren vorhanden. Dem älteren der beiden stand kaum verhohlener Ärger im Gesicht. Unter jedem Bild waren Größe,

Weitere Kostenlose Bücher