Das Rätsel
sprach Bände. »Es wäre leicht für mich, Sie zu belügen«, erklärte er. »Ich könnte sagen, Agent Martin hätte auf eigene Faust gehandelt, was im Großen und Ganzen auch der Wahrheit entspräche. Ich könnte auch sagen, dass seine gesamte Vorgehensweise allein auf seinem Mist gewachsen sei. Auch das wäre richtig.«
»Aber Sie würden nie von mir erwarten, dass ich das ganz und gar glaube.«
»Meine Überredungskünste sind subtil. Vielleicht habe ich auch nur ein paar Zweifel gesät.«
»Agent Martin hatte nie die Aufgabe, mir bei irgendwelchen Ermittlungen zu helfen. Seine Fähigkeiten als Detective waren begrenzt. Er war von Anfang an als der Mann gedacht, der abdrückt, wenn es so weit ist. Das weiß ich nicht erst seit heute.«
»Tja, ich dachte mir schon, dass er sich mit seinem Benehmen verraten könnte. Aber sein Können als, sagen wir, Brachialgewalt bei größeren Problemen des Staates war überragend. Er war der Beste, den wir hatten, auch wenn sich darüber streiten lässt, ob das Beste in diesem Fall gut genug war.«
»Jedenfalls ist Ihr Killer jetzt tot.«
»Ja.« Der Direktor überlegte wieder einen Moment und lächelte. »Jetzt werden Sie sich Ihr Geld wohl wirklich verdienen müssen, da ich keinen unerschöpflichen Vorrat an Agenten wie Martin habe …«
»Sind Ihnen die Killer ausgegangen?«
»Das nicht unbedingt.«
Jeffrey starrte den Direktor an. »Verstehe«, sagte er. »Sie wollendamit sagen, der Ersatzmann für Agent Martin wird nicht ganz so sichtbar für mich sein. Ich jage und werde dabei von jemandem beobachtet, den ich nicht kenne.«
»Dem will ich nicht widersprechen. Aber ich vertraue darauf«, meinte Manson kalt, »dass Sie mit meinem Problem genauso fertig werden wie mit Ihrem eigenen, denn es ist immer noch ein und dasselbe.«
Der Direktor nahm einen weiteren Schluck Wasser aus seinem Glas und blickte Clayton unverwandt an. »Das hat geradezu etwas Mittelalterliches, nicht wahr? Entweder du bringst mir seinen Kopf oder du sagst mir, wo ich ihn finde, um ihn mir selbst zu holen. Sie verstehen? Wir haben es hier mit einer Gerechtigkeit zu tun, die noch schneller greift als sonst. Finden Sie ihn. Töten Sie ihn. Und wenn Sie es nicht selbst über sich bringen, dann finden Sie ihn eben nur, und wir töten ihn.«
Wieder senkte der Direktor für Sekunden den Blick. »Uns bleibt keine Zeit.«
»Ich habe einige Ideen. Ein paar Ansätze, die sich als fruchtbar erweisen könnten.«
»Uns bleibt keine Zeit.«
»Nun, ich denke …«
Manson schlug mit der flachen Hand so heftig auf den Tisch, dass es wie ein Schuss klang. »Nein! Keine Zeit! Finden Sie ihn jetzt! Töten Sie ihn jetzt!«
Jeffrey schwieg. »Ich habe Sie gewarnt«, erklärte er nervtötend kühl. »Diese Art von Ermittlungen sind ein langwieriges Unterfangen …«
Mansons Oberlippe schien sich wie bei einem zähnefletschenden Tier zu spannen. Doch die ganze Wucht seiner Wut machte sich in den betont bedachten Worten Luft, die er sorgsam wählte: »In ungefähr zwei Wochen wird der Kongressder USA darüber befinden, ob wir ein eigenständiger Staat werden oder nicht. Wir erwarten, dass diese Abstimmung klar zu unseren Gunsten ausfällt. Wir genießen die massive Unterstützung großer Unternehmen. Gewaltige Summen sind bereits in das Projekt geflossen. Doch bei aller Unterstützung, bei allem Lobbyismus, bei aller Bestechung und bei allem Einfluss, den wir mobilisieren konnten, hängt es nach wie vor an einem seidenen Faden. Immerhin bitten wir diese Kongressabgeordneten, einem Gemeinwesen die Staatswürde zu verleihen, das gewisse wichtige Rechte beschneidet. Unveräußerliche Rechte, wie sie unsere Vorväter nannten. Wir verweigern sie, weil sie zu einer Anarchie der Kriminalität führen, die inzwischen die ganze Nation infiziert hat. Das bringt diese Kongressidioten in eine heikle Situation. Das erkennen Sie doch sicher, Professor?«
»Ja, ich sehe durchaus, dass Ihre Situation prekär ist.«
»Wir sind schließlich kein neues Land, Professor. Wir sind eine neue Idee, die wir innerhalb des alten Landes verwirklichen.«
»Ja.«
»Und unsere Eigenstaatlichkeit – offiziell, wahlberechtigt, an einem Tisch mit den anderen Staaten – bedeutet für die ganze Nation einen großen Schritt nach vorne. Einen unverzichtbaren Schritt in eine klare und entscheidende Richtung. Damit beginnt der Prozess, an dessen Ende die anderen Staaten so sein werden wie wir. Und nicht umgekehrt. Das kann ich nicht genug
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