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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Egal, wo Sie hingehen, egal, was Sie machen – glauben Sie, irgendjemand verbindet Sie von da an noch mit Professor Clayton, dem Experten, dem Akademiker? Wird nicht jeder in Ihnen nur noch den Sohn des Mörders sehen? Und sich wie ich in diesem Moment fragen, welchen Einfluss die Gene tatsächlich haben?«
    Manson wippte in seinem Sessel und beobachtete, wie Clayton sich innerlich unter Qualen wand.
    »Wissen Sie, Professor«, sagte der Direktor bedächtig, »stünde nicht für uns alle so viel auf dem Spiel – Milliardensummen, eine neue Lebensart, eine Philosophie für die Zukunft –, dann würde ich die Sache äußerst faszinierend finden. Kann der Sohn eine Hälfte von sich auslöschen, indem er den Vater tötet?« Er zuckte die Achseln. »Die Antwort findet sich wohl allenfalls in einer dieser blutrünstigen griechischen Tragödien. Oder in einer biblischen Geschichte.«
    Der Direktor der Staatssicherheit lächelte bitter. »Ich bin inden griechischen Tragödien nicht mehr so ganz auf dem Laufenden. Und meine Bibellektüre hat, sagen wir, in den letzten Monaten gelitten. Wie sieht das bei Ihnen aus, Professor?«
    »Ich werde tun, was ich tun muss.«
    »Davon gehe ich aus. Und schnell. Finden Sie es nicht auch interessant, dass er schreibt, er hätte den Brief noch nicht abgeschickt? Dazu fällt mir nur ein einziger Grund ein.«
    »Und der wäre?«
    »Er gibt Ihnen eine Chance. Wohl eher eine Chance und einen Fluch zugleich.«
    »Wie das?«
    »Sehen Sie denn nicht, Professor? Wenn Sie ihn finden und wir siegen, dann haben wir alles gerettet, wofür so viele Menschen so hart gearbeitet haben. Falls nicht – falls Ort und Zeitpunkt Ihres Ablebens am Ende der Liste hinzugefügt werden –, nun ja, das ist dann allerdings eine Nachricht, die auf jeder Titelseite erscheinen wird. Und Ihrem Vater einen Ehrenplatz direkt neben dem Ripper einräumt. Meinen Sie nicht?«
    Jeffrey zermarterte sich das Hirn. In seinem Kopf arbeitete es fieberhaft wie in einem Rechner, der bei der Lösung einer Aufgabe mit Zahlen und Faktoren jongliert und sich durch die komplexe Welt mathematischer Formeln wühlt.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Und das ist das Spiel, um das es hier geht. Indem er Sie und mich ruiniert, erlangt er selbst eine herausragende Stellung. Er geht in die Geschichte ein.«
    Manson nickte. »Das ist ein ziemlich ehrgeiziges Spiel. Kann sich Ihr Ehrgeiz damit messen?«
    Jeffrey faltete die Liste und steckte sie in seine Hemdtasche.
    »Finden wir es heraus«, antwortete er.
    Die Sekretärin wartete mit einem Computerausdruck, den sie Jeffrey entgegenhielt, sobald er aus dem Direktorenzimmer trat. Er nahm die schwere, umfangreiche Liste an sich und sagte: »Das müssen um die tausend Namen sein.«
    »Tausendeinhundert und zweiundzwanzig, um präzise zu sein. Die obersten vier Sicherheitsstufen.« Sie reichte ihm einen zweiten Ausdruck von gleicher Stärke. »Eintausenddreihundertsiebenundvierzig. Alles Männer.«
    »Nur eine kurze Frage«, meinte Jeffrey. »Die elektronische Mail des Direktors. Wer könnte wissen, wie man ihm ein Memo oder einen Brief zuschicken kann?«
    »Er hat zwei elektronische Mailkonten. Ein allgemeines für Kommentare und Vorschläge. Und dann noch ein zweites, selektiveres …«
    »Die Nachricht, die er bekommen hat …«
    »Von Ihrer Zielperson?«, fiel ihm die Sekretärin ins Wort.
    »Die habe ich abgerufen und dabei sichergestellt, dass sie direkt an ihn geht, ohne dass sonst irgendjemand davon erfährt.«
    »An welches Mailkonto wurde sie geschickt?«
    Die Sekretärin lächelte. »Wäre hilfreich gewesen, wenn sie auf dem privaten gelandet wäre, nicht? Die Adresse haben nur die obersten beiden Sicherheitsstufen. Das hätte Ihre Aufgabe erleichtert. Leider kam er aber an die allgemeine Adresse. Heute Morgen. Die Eingangszeit war mit 6:59 angegeben. Das ist eigentlich interessant …«
    »Wieso?«
    »Na ja, ich treffe gewöhnlich um sieben an meinem Schreibtisch ein, und es gehört zu meinen ersten Aufgaben, die elektronische Mail abzurufen, die über Nacht eingegangen ist. Normalerweise ist das eine Sache von wenigen Minuten; ich leite einfach die Kommentare und Empfehlungen an denjeweiligen Abteilungsleiter weiter oder an den Schiedsmann der Staatssicherheit. Dazu brauche ich nur ein paar Tasten zu drücken. Jedenfalls war da dieser Brief, ganz oben, vor den üblichen Anfragen wie ›Wir müssen das Budget erhöhen‹ oder ›Wieso kann die Sicherheit nicht in dieser Nebenstelle das

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