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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Genehmigungsstufen aus. Nein, sagen wir, vier. Ich vermute, dass jeder, der auf einem so hohen Niveau arbeitet, im Umgang mit Datensystemen sehr versiert ist?«
    »Ja, unbedingt.«
    »Gut. Das sind die Namen, die ich gerne hätte.«
    »Es wird trotzdem eine Weile dauern. Und eine solche Abfrage wird einige Aufmerksamkeit auf sich lenken. Wer auf dieser Liste ist, wird höchstwahrscheinlich mitbekommen, dass ein Computer in diesem Büro Namen und Adressen angefordert hat. Ist es eine Geheimsache? Hat es irgendetwas mit dem zu tun, was Sie hergebracht hat?«
    »Die Antwort auf diese Frage lautet, vielleicht. Versuchen Sie, die Aktion so routinemäßig wie möglich aussehen zu lassen, geht das?«
    Die Sekretärin nickte, obwohl sie große Augen machte, als ihr bewusst wurde, was diese Bitte nahelegte. »Sie meinen, jemand in der Staatssicherheit …«, fing sie an, doch er fiel ihr ins Wort.
    »
Wissen
tue ich gar nichts. Ich habe nur den einen oder anderen Verdacht. Und das hier ist einer von vielen.«
    »Ich werde meinen Chef davon unterrichten müssen.«
    »Warten Sie damit bis zum Ende unserer Unterredung. Und machen Sie ihm nicht zu viel Hoffnung.«
    »Und wenn ich nun sämtliche Männer- und Frauennamen abrufen würde?«, fragte sie, »das wäre vielleicht weniger auffällig. Und ich kann eine Anmerkung einfügen, wonach zum Beispiel die Staatssicherheit und besonders das Büro des Direktors ein zusätzliches Sicherheitslevel erwägt. Das machen wir tatsächlich von Zeit zu Zeit …«
    »Klingt gut. So normal und alltäglich wie möglich. Sonst – na ja, am besten denken wir nicht einmal an das Sonst. Ich wäre Ihnen dankbar. Und es ist wichtig, dass außerhalb dieses Büros niemand davon Kenntnis bekommt.«
    Die Sekretärin bedachte ihn mit einem Blick, als sei die Vorstellung, sie könnte irgendwelche Informationen über ihren Job oder den ihres Chefs oder über irgendjemanden sonst gegenüber irgendeinem anderen Menschen ausplaudern – einschließlich einem Ehemann, einem Freund oder Haustier – purer Irrsinn. Sie schüttelte den Kopf und deutete dann auf die Tür zum Direktorenzimmer. »Er wartet«, sagte sie knapp.
    Im Innern des Büros hatte sich Manson wieder einmal auf seinem Schreibtischstuhl herumgedreht, um aus seinem Panoramafenster zu starren.
    »Wissen Sie, es ist schon seltsam, Professor Clayton«, grübelte der Direktor, ohne sich zu ihm umzudrehen. »Die Maler lieben den Spätnachmittag. Liebende die Nacht. Die romantischen Tageszeiten. Und ich? Ich liebe den Mittag. Strahlenden Sonnenschein. Wenn alle Welt bei der Arbeit ist. Wenn man zusehen kann, wie diese Welt Gestalt annimmt. Stein aufStein …« Er wandte sich vom Fenster ab. »Oder Idee um Idee.«
    Er griff über die Schreibtischplatte, nahm ein Wasserglas von einem Tablett und füllte es aus einem glänzenden Metallkrug. Jeffrey bot er keines an. »Und Sie, Professor? Was ist Ihre bevorzugte Tageszeit?«
    Jeffrey überlegte einen Moment angestrengt. »Ich mag es tief in der Nacht. Kurz vor dem Morgengrauen.«
    Der Direktor lächelte. »Eine seltsame Vorliebe. Wieso?«
    »Das ist die stillste Zeit. Eine geheimnisvolle Zeit. Eine Zeit, die ahnen lässt, was im klaren Licht des Morgens geschehen wird.«
    »Ah.« Der Direktor nickte. »Hätte ich mir denken können. Die Antwort eines Wahrheitssuchers.«
    Manson blickte einen Moment auf ein Papier, das genau in der Mitte seiner Schreibunterlage plaziert war. Er nahm die Ecke des Blattes zwischen die Finger, ohne Jeffrey jedoch etwas über den Inhalt des Schriftstücks mitzuteilen. »Dann verraten Sie mir, Mr. Wahrheitssucher, die Wahrheit über den Tod von Agent Martin.«
    »Die Wahrheit? Die Wahrheit ist, dass er in eine Falle getappt ist, die ihm im Gegenzug zu seiner eigenen Falle gestellt wurde, von der er sich erhofft hatte, dass sie das Dilemma des Staates lösen möge. Er war da oben auf den Felsen und observierte das Haus, in dem er meine Mutter und meine Schwester untergebracht hatte, so wie ein Angler auf den Schwimmer seiner Angel starrt. Ich gehe davon aus, dass er die Anweisung missachtet hat, die ich ihm gegeben habe, nämlich die Anwesenheit und den Aufenthaltsort meiner Familie geheim zu halten …«
    »Die Annahme ist korrekt. Er hat ihre Ankunft bei der Einwanderungsbehörde und der Staatssicherheit gemeldet.«
    »Über das Computernetzwerk?«
    »So macht man das nun mal.«
    »Und mit Ihrer Genehmigung vermutlich …«
    Der Direktor zögerte, und sein kurzes Schweigen

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