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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Farbschema ändern?‹ …«
    »Demnach«, schlussfolgerte Jeffrey zögernd, »hat derjenige, der Ihnen die Mail geschickt hat, gewusst, was Sie morgens als Erstes tun und wann Sie es tun.«
    »Ich bin Frühaufsteher«, sagte die Sekretärin.
    »Er offenbar auch«, erwiderte Jeffrey.
     
    Susan brütete über den Fallakten der entführten und ermordeten jungen Frauen, als ihr Bruder von dem Treffen mit dem Direktor der Sicherheit zurückkam. Sie hatte Leichenfundort-Fotos und die entsprechenden Polizeiberichte wie eine makabre Einfriedung rund um ihren Schreibtisch auf dem Boden verteilt. Diana stand außerhalb des Totenkreises und hatte die Arme vor sich verschränkt, als müsste sie etwas in ihrer Brust festhalten. Als Jeffrey hereinkam, sahen sie beide auf.
    »Fortschritte?«, fragte Susan sofort.
    »Vielleicht«, antwortete ihr Bruder, »aber auch Ärger.«
    Er warf einen kurzen Blick auf Diana, die in einer einzigen Sekunde in seinen Augen, seiner Stimme und seiner Körperhaltung las und sagte: »Lasst euch ja nicht einfallen, mich auszuschließen. Dich bedrückt was, Jeffrey, und dein erster Gedanke ist es, mich irgendwie zu beschützen. Keine Chance.«
    »Das ist hart«, meinte Jeffrey.
    »Für uns alle«, ergänzte seine Schwester.
    »Vielleicht. Aber seht euch das an …«
    Er reichte den Frauen die Kopie des elektronischen Briefs,den der Sicherheitsdirektor an diesem Morgen bekommen hatte. »Mein Name steht ganz unten auf der Liste, Mutter«, warnte Jeffrey. »Hat zumindest das eine Gute, dass du nicht drauf bist.«
    Susan starrte unentwegt auf den Brief. »Da stimmt irgendwas nicht«, grübelte sie. »Kann ich den behalten?«
    Jeffrey nickte. »Um mal was Erfreuliches zu sagen, ich hatte eine Idee. Eine Möglichkeit, vielleicht …«
    »Und was?«, wollte Susan wissen und hob den Kopf.
    »Ich musste daran denken, was Mutter gesagt hat. Über eine neue Frau für unseren alten Dad. Und ich habe mich gefragt: Wonach würde er bei einer Frau suchen?«
    »Du liebe Güte. Nach jemandem wie ihm?«, schlug Susan vor. Diana schwieg.
    Jeffrey nickte. »In der Literatur über Serienmörder gibt es einige; immerhin ein nennenswerter Prozentsatz, der als Paar arbeitet. Gewöhnlich sind das zwei klapsmühlenreife Männer, die sich auf eine schwer zu definierende, kranke Art und Weise gefunden haben. Das Zusammenspiel ihrer Persönlichkeiten beflügelt ihre gemeinsamen mörderischen Perversionen …«
    »Hör endlich mit dem Dozieren auf«, unterbrach ihn Susan, »und komm zur Sache.«
    »Aber es hat zahlreiche Fälle von Männern und Frauen gegeben.«
    »Das sagtest du bereits. Gestern Abend. Und?«
    »Die Sache ist die: Fast ausnahmslos ist es die Perversion des Mannes, von der die Beziehung lebt. Die Frau ist nur eine Gehilfin. Aber sobald die Beziehung sich vertieft, wächst auch ihr Vergnügen an der Folter und am Morden, so dass die beiden schließlich im wahren Sinne des Wortes Partner werden.«
    »Und?«
    Diana unterbrach sie. »Ich weiß, worauf er hinauswill«, sagte sie leise. »Die Frau hilft ihm …«
    »Richtig. Und wobei braucht er Hilfe?« Jeffrey machte eine auslandende Bewegung. »Bei all dem hier braucht er Hilfe. Er musste sich Zugang verschaffen, sowohl physisch wie elektronisch. Auf diese Weise hat er mich observiert. Von Anfang an. Ich denke, die neue Frau an seiner Seite arbeitet für die Regierung. Bei der Staatssicherheit.«
    Er warf den Computerausdruck auf den Schreibtisch, der mit einem dumpfen Knall auf der Metallplatte landete. »Wäre zumindest ein Ansatz. Und unsere Zeit ist begrenzt.«
    Susan nickte. »Triangulierung«, flüsterte sie.
    »Wie?«
    »So haben Seeleute früher ihre Position auf dem Meer gefunden, mit Funksignalfeuern. Wenn sie die Richtung von drei verschiedenen Linien wussten, konnten sie an jedem Punkt der Erde ihre Position bestimmen. Das Entscheidende ist natürlich, dass man die drei Signale erkennt. Was wir hier machen, läuft auf etwas Ähnliches hinaus.«
    Diana meldete sich zu Wort. »Wir wissen, nach was für einer Art Haus wir suchen müssen, wir kennen die räumlichen Gegebenheiten, die er für seine Verbrechen benötigt …«
    »Und jetzt brauchen wir nur noch einen Namen von dieser Liste …«, ergänzte Jeffrey.
    Susan überlegte einen Moment, dann platzte sie heraus: »Und denkt dran, was Hart gesagt hat, im Gefängnis! Ein Fahrzeug! Das geeignete Fahrzeug, um darin ein entführtes Opfer zu transportieren. Einen Minivan. Getönte Scheiben. Vierradantrieb.

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