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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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SOLL NOCH SICHERER WERDEN: STAATSSICHERHEIT HEUERTBERATER AN. Clayton spähte auf das Datum der Zeitung und stellte fest, dass sie von dem Tag war, an dem er im Einundfünfzigsten Bundesstaat eingetroffen war.
    Er las:
    … In ihrem steten Bemühen, die Sicherheit im Territorium noch effizienter zu gewährleisten, hat die Staatssicherheit den bekannten Professor Jeffrey Clayton von der University of Massachusetts ins Boot geholt, um die derzeitigen Pläne und Systeme einer umfangreichen Prüfung zu unterziehen.
Clayton ist Experte für verschiedene kriminalistische Untersuchungsmethoden und Verfahrensweisen und hofft, so teilte ein Sprecher mit, bald als Bürger in den Staat aufgenommen zu werden. Wie der Sprecher weiter ausführte, ist dies »Teil unserer unermüdlichen Anstrengungen, den kriminellen Elementen zuvorzukommen und sie davon abzuschrecken, überhaupt die Grenzen dieses Bundesstaates zu passieren. Wenn sie wissen, dass sie hier mit ihren Machenschaften nicht landen können, werden sie höchstwahrscheinlich bleiben, wo sie sind, oder sich ein anderes Reiseziel aussuchen.«
    Es folgte noch mehr, einschließlich einer Bemerkung von ihm, die er nie gemacht hatte: etwas in der Art, wie glücklich er sich schätze, hier sein zu können, und wie sehr er hoffte, wiederzukommen.
    Er knallte die Zeitung auf den nächstbesten Tisch.
    »Sag ich doch«, beharrte der Bibliothekar. Er linste zu den Blättern hinüber, die der Drucker ausspie. »Was mit dem zu tun, weswegen Sie hier sind?«
    Jeffrey nickte. »Dieser Artikel«, fragte er, »wie weit wurde der verbreitet?«
    »In unseren sämtlichen Blättern. Und er ist auch elektronischrausgegangen. Jeder Haushalt, der seine Tagesnachrichten auf dem Computer lesen möchte, kann das tun und sich die Finger von Druckerschwärze sauber halten.«
    Jeffrey nickte. Er starrte auf sein Zeitungsfoto. So viel also zur Geheimhaltung, dachte er. Sie hatten nie die Absicht, meine Anwesenheit diskret zu behandeln. Das Einzige, was sie unter dem Deckel halten wollen, ist der Grund, weshalb ich hier bin.
    Er schluckte schwer. Er blickte in Abgründe. Zumindest aber wusste er jetzt, wozu sie ihn hergeholt hatten. Zwar kam ihm nicht direkt der Begriff Köder in den Sinn, er hatte jedoch das unbehagliche Gefühl, nachempfinden zu können, wie es dem Wurm ergeht, der am Haken zappelt und erbarmungslos ins kalte, schwarze Wasser heruntergelassen wird, wo seine Feinde lauern.
     
    Als er auf den Bürgersteig trat, schloss sich hinter Jeffrey die Doppeltür zur Zeitung mit einem zischenden Laut. Für einen Moment blendete ihn die gleißende Mittagssonne, die sich in der Glasfassade eines Bürogebäudes spiegelte. Unwillkürlich drehte er sich um und hob schützend die Hand vor die Augen, als fürchtete er, verletzt zu werden. Er machte ein paar zügige Schritte den Bürgersteig entlang. Auf dem Hinweg war er mit dem Bus vom Gebäude der Staatssicherheit in die Innenstadt gefahren. Es war nicht weit, allenfalls zwei Meilen. Sobald ihn neue Gedanken bestürmten, beschleunigte er seine Schritte, er ging immer schneller, bis er schließlich rannte.
    Er wich dem Strom der Fußgänger aus, die in ihre Mittagspause strebten, ignorierte die bösen Blicke und gelegentlichen Flüche von ein, zwei Büroangestellten, die zur Seite sprangen. Seine Jacke bauschte sich hinter ihm, und seine Krawatte flatterte, während er lief. Er hob den Kopf, atmete tief durch undsprintete los wie in einem Wettrennen, als ginge es darum, sich von den Mitstreitern abzusetzen. Seine Schuhe schlugen gegen den Asphalt, doch er achtete kaum darauf und dachte nur flüchtig an die Blasen, die er sich lief. Er fing an, die Arme zu schwingen, um noch mehr an Tempo zu gewinnen, überquerte eine Straße bei Rot und hörte ein wütendes Hupkonzert hinter sich.
    Inzwischen nahm er seine Umgebung nicht mehr wahr. Im schnellen Lauf verließ er das Stadtzentrum und rannte den Boulevard hinunter, an dem das Gebäude der Staatssicherheit lag. Er fühlte den nassen Schweiß unter den Achseln und am Rücken. Er horchte, wie er mit rasselndem Geräusch nach der klaren Luft des Westens schnappte. Hier, inmitten der großen Firmensitze, war er allein. Als er den kantigen Bau der Behörde aufragen sah, blieb er abrupt und keuchend stehen.
    Hau ab, dachte er, hau sofort ab. Nimm den erst besten Flieger. Scheiß auf das Geld.
    Er schmunzelte und schüttelte den Kopf. Tust du ja doch nicht.
    Er legte die Hände an die Hüften und drehte sich,

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