Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
nach einer, wie es ihr schien, kleinen Ewigkeit, mit einem leisem Grollen in der Stimme. Seine glatte, leise Stimme gelangte ohne Weiteres bis zu ihr herüber, selbst noch durch all den Lärm der Diener, während diese die Tische abräumten und die Bänke wieder stapelten. „Ich glaube kaum, dass ich mich einer solchen Marter aussetzen möchte.“
Das Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Gedanken zerstoben – unsicher, was er mit dieser Bemerkung genau meinte. Maris wandte sich jäh ab, um ihre Unsicherheit zu verbergen. „Wenn Ihr mir dann folgen würdet“, murmelte sie und suchte sich beinahe blind einen Weg durch die fast abgeräumten Tische. Nur möglichst schnell fort aus seiner Gesellschaft.
Als sie sich einem Grüppchen von grölenden Rittern näherten, hielt Maris an und legte ihre Hand auf die Schulter eines kräftig gebauten Rothaarigen. Sie wurden still. Fast so, als hätte sie es befohlen. „Sir Raymond, wie geht es Eurer Schulter? Hat der Schmerz schon nachgelassen?“
Das Gesicht des Mannes hatte fast dieselbe Farbe wie sein Haar, als er den Kopf zu ihr hoch drehte. „Ja, Mylady. Der Schmerz ist fast verschwunden.“ Er bewegte zum Beweis seinen Arm.
„Ihr werdet morgen in den Kräutergarten kommen und ich werde sie mir noch einmal anschauen“, befahl sie. „Das letzte Mal, als ich Euch einen Wundverband anlegte, kamt Ihr nur einmal zu mir – und Ihr wisst, wie das geendet ist. Und das nur wegen Eurer Unachtsamkeit!“
Er grinste zu ihr hoch, „jawohl, Mylady. Schon morgen werde ich Euch gestatten, mich noch ein weiteres Mal zu foltern. Es ist nur, weil Eure Berührung so süß ist, dass ich bei all dem Schmerz ruhig zu sitzen vermag“, schäkerte er leicht mit ihr wie ein älterer Bruder.
Maris, die mit einem Raymond aufgewachsen war, der ihr die Zöpfe langzog und sie mit Spinnen durch den Burghof gejagt hatte, stemmte die Hände in die Hüften, als die anderen Männer lachten. „So ist es, und Ihr solltet solch Süßes für Euch behalten oder ich werde mir weitere Folter für Euch ausdenken, wenn Ihr hier mit Geschichten prahlt. Habe ich Euch nicht gewarnt, der Tag würde kommen, da Ihr für den Frosch in meinem Bett Abbitte leisten würdet?“
Da war nicht die Spur von Koketterie in ihren Handlungen, dachte Dirick bei sich, wie er da zuschaute. Sie machte sich keinen Begriff davon, was sie einem Mann antat, mit diesen vor Witz strahlenden goldgrünen Augen und dem lebhaften Lachen – ganz besonders dem rothaarigen Ritter hier, dessen verliebter Gesichtsausdruck nicht ganz von brüderlichen Gefühlen geleitet schien. Aus welchem Grund auch immer sie sich im Dorf herumgetrieben haben mochte, ein Stelldichein war sicher nicht der Grund gewesen – da war er sich jetzt sicher.
Diricks Haut prickelte noch bei der Erinnerung an ihr unschuldiges Angebot, ihn zu baden, und er fragte sich, ob ihr Vater wusste, dass sie derlei Dienste anbot. Ein jäher Blitz aus heißer Lust schoss durch ihn hindurch, wenn er sich ihre zerkratzten und rauen Hände vorstellte, wie sie seinen Körper einseiften ... aber er verwarf den Gedanken auf der Stelle wieder. Er würde gut daran tun, sich eine Frau für die Nacht zu besorgen. Vielleicht würde eine der Dienstmägde ihm hier behilflich sein.
Nicht zum ersten Mal an dem Abend fragte er sich, warum er nichts von der wunderschönen Erbin von Langumont gehört hatte – weder von seinem Bruder noch am Hofe. Sicherlich würde eine Jungfer so reich an Ländereien nicht der Aufmerksamkeit der unverheirateten, gierigen Barone des Hofes entgehen.
Lady Maris’ Stimme unterbrach Dirick in seinem Grübeln, als sie ihn nach hinten in den Bereich führte, der für die Soldaten und andere wichtige Besucher vorgesehen war. Es war ein großes Zimmer, abgetrennt vom Rest der großen Halle durch eine schwere Eichentür – viel angenehmer als die meisten anderen Männerquartiere, in denen er in ganz England und auch Frankreich schon genächtigt hatte. Ein Feuer brannte hell in der Ecke dort und ein Leibeigener schlief schnarchend, zusammengesunken an die Wand daneben gelehnt, mit einem Stapel Feuerholz griffbereit.
„Ihr könnt Eure Schlafstatt aufstellen, wo Ihr wünscht, Sir Dirick“, bot Maris ihm an. Sie reichte ihm einen Stapel Bettdecken, mehr als genug, um einen warm zu halten – ganz besonders mit einem knisternden Feuer im Zimmer.
„Ich danke Euch, Mylady“, er nahm das Bündel.
Sie sagte da erst gar nichts,
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