Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
um die Menschen dort kümmert“, erklärte Merle seinem Gast.
„Die Frau des Küfers gebar zwei Kinder?“, fragte Dirick, wobei er seine Aufmerksamkeit auf ihre grüngoldenen Augen richtete, um nicht weiter nach unten zu wandern.
„Ja, zwei kräftige Buben, obwohl es ein grauenvolles Kreißen war“, erwiderte sie. „Sie wäre fast selbst im Kindbett gestorben und wird noch lange Ruhe brauchen.“
„Du hast für den Küfer getan, was du konntest. Und mit der Tochter des Schmieds, um für die Kleinen zu sorgen, wird die Mühle sicherlich ohne Unterbrechung weiterarbeiten. Ich werde ihm morgen einen Besuch abstatten, um ihm selbst auch zu gratulieren“, sprach Merle, als noch die letzten Platten von ihrem Tisch abgetragen wurden.
Dirick erinnerte sich, wie viel es ihm bedeutet hatte, als sein Dienstherr ihm seine Anteilnahme an seinem, Diricks eigenem, schweren Verlust ausgesprochen hatte, und seine Bewunderung für Merle Lareux wuchs noch, wo er jetzt wusste, dass dieser das Gleiche für einen einfachen Dorfbewohner tat. Plötzlich überraschte ihn ein großes Gähnen, dessen Intensität seinen Kiefer fast zum Knacken brachte. Dirick unterdrückte es mit einer großen Hand und sagte, „ich bitte um Verzeihung, meine Damen, es ist nicht Eure Gesellschaft, die mich ermüdet. Ich hatte eine lange Reise und der Tag war sogar noch länger.“
„Natürlich“, stimmte ihm Merle zu. „Maris, würdest du bitte Sir Dirick zeigen, wo die Soldaten und Ritter ihre Nachtstatt aufschlagen? Und auch für alle anderen Bedürfnisse sorgen, die er vielleicht hat? Kommt, Allegra, lasst uns nach oben gehen.“
Maris erhob sich widerstrebend, bestürzt von dem arglos dahingesagten Befehl ihres Vaters. Das Letzte, was sie wollte, war mit diesem Mann alleine sein. Sie hatte gespürt, wie seine Aufmerksamkeit im Laufe des Abends wieder und wieder zu ihr zurückgewandert war, und war außerstande gewesen das Interesse in seinem Blick zu ignorieren. So sehr sie es auch versuchte, sie hatte ihren Mund nicht halten können, hatte geredet, wo sie sich besser auf das Essen konzentriert hätte – wie ihre Mutter sie schon so oft ermahnt hatte. Nein, wenn der Mann sich ihr vermählen würde, sollte er gleich zu Beginn wissen, dass sie sich ihre eigenen Gedanken machte, ihre eigene Meinung auch vertrat und sich für die Welt jenseits der Mauern von Langumont interessierte.
„Wie Ihr wünscht, Papa“, sagte sie mit einer Stimme, die ihr Unbehagen geschickt verbarg.
Offensichtlich hatte Sir Dirick ihr Missfallen an der Situation deutlich gemerkt, denn sobald Merle und Allegra außer Sichtweite waren, sagte er, „Lady Maris, ich bin durchaus in der Lage meine Schlafstatt selbst zu finden.“
„Nein, mein Vater wünscht es so. Ich sehe nach all unseren Gästen“, sie lächelte ihm zu und legte ihren Zorn darüber, in die Ehe hinein gezwungen zu werden, erst einmal beiseite. Um ganz ehrlich zu sein, der Mann hier trug nicht die Schuld daran. Und er schien ihr nunmehr angenehm genug – jetzt da er nicht mehr zu Pferd saß. „Habt Ihr gebadet?“
„Nein“, er schüttelte den Kopf und Überraschung blitzte in seinen graublauen Augen auf.
„Darf ich Euch ein warmes Bad antragen, bevor ich Euch zu Eurer Schlafstatt geleite?“, fragte sie. „Gustave wird das Wasser herbeischaffen. Ich werde es recht schnell beschafft haben und Ihr werdet Euch bald zur Ruhe begeben können.“
„Ihr?“ Diese Augen brannten plötzlich mit einer solchen Intensität auf ihr und er schaute sie einen Moment lang an, ein ganz leises Lächeln um die Mundwinkel.
Maris war die Kehle plötzlich wie ausgedörrt und sie tat beinahe einen Schritt von ihm weg angesichts der unerwarteten Gefühle in ihrer Magengrube. Das Bild von dem Mann, auf einmal ohne seine Beinkleider und das Oberhemd, in einer Badewanne sitzend, die kaum genug Raum für seinen großen Körper bot, schoss ihr durch den Kopf. Sein dunkles Haar, das sich jetzt wild um sein Gesicht und Kinn lockte, wäre glatt und nass, seine breiten Schultern nackt und Dampf würde von dunkler Haut aufsteigen–
Maris biss sich auf die Lippen, während ihr die Wangen ganz heiß wurden. Was war nur mit ihr los? Sie hatte bei einer solch alltäglichen Verrichtung noch nie derlei lustvolle Gedanken gehabt. „Ja, selbstverständlich“, schaffte sie noch als Antwort auf seine Frage zu sagen, die ihr schon fast entfallen war.
„Nein.“ Sir Dirick sprach erst
Weitere Kostenlose Bücher