Das Rascheln von Rosmarin (Historische Romane) (German Edition)
sich ab, in Richtung ihrer Ecke, und zog die Falten ihres weiten Gewandes etwas hoch, damit sie nicht wieder stolperte. Dirick wandte sich seinem Essen zu und unterdrückte alle sichtbaren Anzeichen des Mitleids für diese Frau.
Als Ale ihm an seinem schön gestutzten Bart entlangtropfte, wischte Bon sich mit einer Hand breit über den Mund und fragte, „wie geht es dem Earl von Chantresse? Ist es wahr, dass seine Tochter Enrique du Mathilde heiraten sollte?“
Dirick kratzte abwesend ein bisschen Schimmel von dem letzten Stück Käse und war sich darüber im Klaren, dass de Savrille wahrscheinlich gerade dabei war, die Geschichte zu überprüfen, ob sein Gast auch wirklich französisch war. Die Tatsache, dass er das für notwendig hielt, war recht aufschlussreich.
„So ist es, Mylord, sie wurden letzten Mittsommer vermählt. Man sagt, die Tochter – Elisabet – wurde gewissermaßen zum Alter geschleift und dass ihr Papa ihr Jawort sprach.“ Er gab ein kurzes, grunzendes Lachen von sich in der Gewissheit, dass Bon die Geschichte amüsant finden würde.
„Möge der Herrgott dafür sorgen, dass an meinem Hochzeitstag derlei nicht notwendig sei“, grübelte Bon da hinter der Hand, die seinen Bart wieder trocken wischte. Die Worte waren leise gesprochen und nicht für seine Ohren bestimmt, aber Dirick vernahm die Bemerkung ohne viel Schwierigkeiten.
„Es ist kaum wahrscheinlich, dass es hier anders zugehen wird“, murmelte Edwin etwas lauter.
Bon schoss ihm einen wütenden Blick zu, was aber Diricks harmlos daher geplauderte Frage nicht verhinderte. „Wird es hier bald Hochzeit geben?“ Er sah sich betont offensichtlich nicht in der öd daliegenden Halle um.
„Ja, wenn das Weib mich nimmt“, antwortete Bon. Er und Edwin tauschten vielsagende Blicke aus, gefolgt von heiteren Lachausbrüchen.
„Und das glückliche Weib? Hat sie denn eine große Mitgift zu bieten?“ Vielleicht benötigte de Savrille mehr Gelder, um die Burg wieder herzustellen und beabsichtigte sich diese bei seiner Angetrauten zu holen.
Bons Augen wurden zu Schlitzen, als ihm plötzlich aufging, dass die Wendung, welche die Unterhaltung genommen hatte, nicht seinem Geschmack entsprach. „Es ist eine Liebesheirat“, fuhr er Dirick böse an.
Das verursachte einen Hustenreiz bei Edwin. Er drohte an seinem Ale zu ersticken und war gezwungen es auf den Boden auszuspucken. Die Hunde rannten freudig herbei und schlichen sich dann wieder fort, als sie merkten, dass es nur Ale war.
Bon funkelte seinen amüsierten Begleiter wütend an und stand abrupt auf. „Dort ist ein Platz für Eure Schlafstatt. Ihr werdet uns morgen bei einer Jagd begleiten, Sir Dirick.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und brüllte zu dem Lumpen in der Ecke. „Agnes, komm!“
Dirick beobachtete, wie sie weggingen und dann sammelte er unter dem scharfen Blick von Edwin seine Habseligkeiten zusammen und trollte sich in die ihm vorhin von de Savrille angezeigte Ecke. Dort schliefen nicht mehr als fünf Mann, in einem Raum, von dem er annahm, dass er das Quartier für die Ritter war, und während er seine Decke ausbreitete, schoss ein kleines, pelziges Tierchen daraus hervor und davon. Ratten.
Sein Magen verdrehte sich und beinahe hätte er seinen König verflucht, weil dieser ihn losschickte, nur um hier zwei Vollidioten auszuspionieren, wie sie zwischen ihren Ratten lebten. Aber er verbiss es sich gerade noch, denn seinen, ihm von Gott gegebenen, obersten Herrscher zu verfluchen, so würde ihn sein Bruder der Mönch warnen, würde entweder am Galgen enden, wenn er es laut aussprach, oder in der Hölle der Verdammnis, wenn er es lautlos tat.
Stattdessen streckte Dirick seinen von der Reise ausgelaugten Körper auf der einzigen sauberen Oberfläche in dieser Burg aus und schloss die Augen.
~*~
Maris saß wohlerzogen in ihrem Sattel, die goldenen Röcke flattern leicht. Der leuchtend blaue Mantel, den Dirick de Arlande so bewundert hatte, bedeckte sie von den Schultern bis zu den Füßen und auch noch ein gutes Stück von Hickorys Hinterteil. Maris’ kastanienbraunes Haar war züchtig bedeckt von einer schweren, goldenen Stola, von Nerz umsäumt, und ihrer Hände waren in den mit Eichhörnchenfell umsäumten Falten ihres Umhangs verborgen.
Jeder Zoll von ihr sah aus wie die wohlerzogene, anständige Herrin des Anwesens. Aber innerlich kochte sie.
„Seid Ihr sicher, dass Ihr noch nicht zu
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