Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
einer Privataudienz stört. Landgraf Blays scheint es nicht genau zu wissen.“
Landgraf Guillam lächelte unterwürfig. „Es gibt … Fragen …, deren Beantwortung keinen Aufschub duldet.“
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel die nach dem Verbleib des Erzmagiers.“
Guillam schluckte. „Der Mann ist überfällig. Seit Monaten, würde ich sagen.“
„Er wird herkommen.“
„Wann?“
„Woher zur Hölle soll ich das wissen?“
„Seine Unpünktlichkeit scheint Euch nicht übermäßig zu bedrücken“, warf Landgraf Blays ein. „Man könnte denken, Ihr wolltet ihn gar nicht hier haben.“
„Hoheit“, sagte der König langsam, „Euer Ton missfällt mir. Ihr wisst sehr gut, was ich für den Erzmagier empfinde. Ihr wart an jenem Abend, als ich ihn in die Verbannung schickte, persönlich anwesend. Nun, meine Herren, mein Tag war lang, und ich habe noch viel zu erledigen. Was genau wollt Ihr von mir?“
„Wir wollen endlich Taten sehen!“, fauchte Landgraf Blays. „Schöne Worte und Beteuerungen bringen den Düsterwald nicht zum Stillstand. Ich weiß, ich spreche auch für meine beiden Begleiter, wenn ich sage, dass die Barone nicht einfach zusehen werden, wie das Waldland zerfällt, während Ihr zaudert, Ausflüchte sucht und nichts unternehmt!“
„Ich tue, was ich kann!“
„Das reicht nicht“, sagte Landgraf Bedivere. Er trat einen Schritt vor, und die beiden Wachen zogen ihre Schwerter. Der Hüne beachtete sie nicht, sondern heftete seinen Blick fest auf den König. „Wenn Ihr die nötigen Maßnahmen versäumt, müssen eben andere eingreifen.“
„Das klang nach einer Drohung“, sagte König John gleichmütig. „Vielleicht habt Ihr schon vergessen, was das letzte Mal geschah, als Ihr es wagtet, mich zu bedrohen.“
„Ach ja“, lächelte Landgraf Guillam, „Wo ist Grey eigentlich dieser Tage? Immer noch auf der Suche nach dem … verschwundenen … Curtana?“
„Es wird nicht von selbst wieder auftauchen!“, blaffte der König. „Grey arbeitet Tag und Nacht, um dem Dieb auf die Spur zu kommen, der das Curtana aus meinem Arsenal mitnahm.“
„Immer vorausgesetzt, es war ein Dieb.“ Landgraf Blays musterte den König spöttisch. „In diesem Punkt habt Ihr einen Fehler begangen, Majestät. Es war zu viel des schönen Zufalls, dass sich das Schwert des Zwangs genau in dem Moment in Luft auflöste, als das Arsenal wieder entdeckt wurde, und sich somit außer Reichweite und außerhalb der Aufsicht des Hofes befindet.“
„Ihr begebt Euch auf gefährlichen Boden, edler Landgraf!“
Die Landgrafen Blays und Guillam lächelten, während Bedivere breit grinste.
„Als Ihr das Schwert des Zwangs an Euch nahmt, verlort Ihr jeden Anspruch auf unsere Loyalität“, sagte Landgraf Blays.
„Eine solche Bedrohung der Barone können wir nicht hinnehmen“, setzte Landgraf Guillam schüchtern hinzu. „Deshalb fordern wir in ihrem Namen, dass Ihr uns Curtana aushändigt. Wir werden es sicher aufbewahren.“
„Ihr fordert?“ Der König war zornbebend aufgesprungen. „An meinem Hof fordert Ihr nichts – und nun verschwindet, ehe ich Euch aus dem Saal peitschen lasse!“
Landgraf Bedivere lachte leise, und König John erschauerte über den kaum verhüllten Irrsinn in diesem Lachen.
„Das geht zu weit!“, erklärte der große Landgraf. „Diese Kränkung werdet Ihr mir mit Eurem Herzblut bezahlen!“
„Ihr wagt es …“
„Heute schützt Euch kein Hofastrologe, König John. Die beiden Leibwächter, die zwischen Euch und mir stehen, reichen nicht aus. Gebt mir Euer Schwert, Blays!“
Landgraf Blays wechselte einen Blick mit Landgraf Guillam. Der zögerte und nickte.
„Ihr geht jetzt am besten, Majestät!“, flüsterte eine der Schildwachen. „Wir halten ihn auf, solange wir können.“
König John starrte Landgraf Blays, der langsam sein Schwert zog, wie betäubt an.
„Warum tut Ihr das, Blays? Wir kennen einander seit über dreißig Jahren …“
„Würdet ihr euch bitte mal schleunigst von hier verpissen!“, zischte der Wachmann. „Ihr müsst Alarm schlagen!“
„Das ist unnötig“, sagte eine ruhige Stimme. „König John hat nichts zu befürchten, solange wir hier sind.“
Holz vibrierte, und Sehnen schwirrten sacht, als die Bauern mit geschickten Bewegungen Pfeile auflegten und ihre Langbogen spannten. Die Landgrafen drehten sich mit ungläubigen Mienen um.
„Wie könnt ihr es wagen?“, grunzte Landgraf Guillam. „Wie könnt ihr es wagen, euch den Baronen
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