Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
verbergen.
„Wenn ich könnte, hülfe ich euch wirklich“, sagte der König.
„Das wissen wir“, erwiderte Thorne. „Tut uns leid, dass wir Euch mit unseren Sorgen belastet haben, Majestät. Wir sehen jetzt, dass Ihr ganz andere Probleme zu bewältigen habt. Wenn Ihr Eure Leute anweist, uns ein paar Waffen herzurichten, machen wir uns morgen früh auf den Rückweg.“
„Natürlich“, sagte König John. „Ich werde einige Gardisten abstellen, sie sollen euch auf den ersten Meilen Geleitschutz geben.“
„Nein, danke“, sagte der Anführer der Bauern leise. „Das schaffen wir allein.“
Er verbeugte sich knapp, ehe er sich umdrehte und die große Halle verließ. Seine Begleiter verneigten sich einer nach dem anderen vor dem König und folgten ihrem Sprecher nach draußen. Der König erwiderte ihren Abschiedsgruß, und das blanke Mitleid in ihren Augen schmerzte ihn mehr als jedes Wort. Sie hatten sich durch die Dunkelheit bis an den Hof durchgekämpft, hatten ihn gegen die Landgrafen verteidigt, aber er war nicht in der Lage gewesen, ihnen zu helfen. Er hatte sie im Stich gelassen, und sie verziehen ihm, weil er ihr Gebieter war, und obwohl die eigenen Sorgen sie niederdrückten, war in ihren Herzen noch Platz für Mitgefühl für den alten, müden Herrscher, der sein Amt nicht mehr bewältigen konnte. König John sah ihnen nach und wusste, dass sie sich bei Tagesanbruch auf den Heimweg machen würden, um mit ihren Familien zu sterben. Der Letzte der Delegation schloss leise die Tür, aber in der Stille des Audienzsaals klang es, als hätte er sie zugeschlagen.
„Majestät?“, begann einer der Leibwächter, aber König John brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
„Geht den Bauern nach!“, befahl er schroff. „Besorgt ihnen eine Unterkunft und sagt dem Seneschall, er möge ihnen die Waffen ihrer Wahl geben. Dann macht euch auf die Suche nach dem Kommandanten der Königsgarde und bestellt ihn ein. Meinem Sohn richtet aus, er und Julia müssten noch eine Weile warten, bis ich Zeit für sie habe. Beeilt euch, damit ihr die Bauern noch einholt!“
Die Wachen verneigten sich rasch und verließen schweigend den Raum.
Der König lehnte sich zurück und ließ die Blicke durch den leeren Saal schweifen. Draußen war die Nacht hereingebrochen, und Dunkelheit presste gegen die Buntglasfenster. Die vielarmigen Leuchter verbreiteten ein goldenes Licht, und im Kamin loderte ein helles Feuer, aber um die Dachbalken sammelten sich die Schatten, und in der Nachtluft lag eine Kälte, die kein Feuer vertreiben konnte. König John starrte grimmig umher und versuchte, sich vorzustellen, wie der Audienzsaal auf die Bauern gewirkt haben musste. Leises Entsetzen erfasste ihn, als er seine Umgebung zum ersten Mal so wahrnahm, wie sie wirklich war, und nicht, wie er sie von früher in Erinnerung hatte. Das Parkett war seit Monaten nicht mehr gebohnert worden, ein dunkler Rußfilm lag auf den Porträts und Tapeten, und selbst das Marmorpodest, auf dem sein Thron stand, wies Risse und angestoßene Ecken auf. Unter diesen äußeren Zeichen der Verwahrlosung verbarg sich der Mief des Alters, von etwas, dessen Zeit abgelaufen war. Der Waldhof hatte bereits eine lange Reihe von Herrschern gesehen, als König John den Thron bestieg, aber nie zuvor war er ihm so verblichen und schäbig vorgekommen. Wie so vieles war es im Lauf der Jahre allmählich zerfallen, ohne dass er es bemerkte hatte.
„Wie ist es nur dazu gekommen?“, dachte König John, während er den ausgefransten Hermelinkragen seines Umhangs zwischen den Fingern drehte. Er hatte immer sein Bestes für das Königreich gegeben, hatte alles getan, was von ihm verlangt wurde. Er hatte gut geheiratet und eine glückliche Ehe geführt, bis ihm einundzwanzig lange Jahre zuvor eine heimtückische Krankheit seine Frau genommen hatte. Der König seufzte tief, als die Erinnerungen auf ihn einströmten. Das war seine erste echte Lektion als König gewesen. Es hatte zuerst so harmlos ausgesehen, eine Erkältung nach einem Bad im sommerlichen See. Dann war aus der Erkältung ein schweres Fieber und daraus wieder etwas Schlimmeres entstanden. Am Ende hatte sie dagelegen, das Gesicht hager von der Auszehrung, während der Kopf hilflos in den schweißgetränkten Kissen hin und her rollte. Immer wieder hatte sie Blut gehustet, in langen, schmerzhaften Krämpfen, die ihren zerbrechlichen Körper marterten. All die langen Tage und die noch längeren Nächte hatte der
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