Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
einander schweigend an. Nach einer längeren Wartezeit schwang die Tür wieder auf, und der Wachposten verneigte sich vor ihnen.
„Prinz Harald, Prinzessin Julia, König John wünscht Euch zu sprechen.“
„Denk an die Jauchegruben!“, flüsterte Harald, als er neben Julia den Audienzsaal betrat.
„Wie könnte ich sie vergessen?“
„Dann lächle, verdammt! Davon wirst du nicht tot umfallen.“
„Bist du sicher?“
Mit hoch erhobenen Häuptern und einem gefrorenen Lächeln kamen sie auf den Thron zu, wo sich Harald verbeugte und Julia einen Hofknicks andeutete. König John betrachtete beide und lachte spöttisch.
„Spart euch das Lächeln – damit täuscht ihr weder mich noch sonst jemanden!“ Er entließ den Leibwächter mit einer Geste und wartete geduldig, bis sich die Flügeltür hinter ihm geschlossen hatte. Der König musterte Harald und Julia eine ganze Weile, ohne ein Wort zu sagen.
Während Harald seinen Blick ruhig erwiderte, trat Julia unruhig von einem Fuß auf den anderen und fasste mehrfach nach dem Schwertgriff. König John hatte eine Entscheidung über ihre Zukunft getroffen; das konnte sie in seinen Zügen lesen.
„Ihr kommt überhaupt nicht miteinander klar, stimmt’s?“, fragte der König schließlich.
„Das wird schon noch“, antwortete Harald betont zuversichtlich. Julia schniefte.
König John sah sie an und seufzte hörbar. „Wie kann ein Mensch in so kurzer Zeit so viele Scherereien machen?“
„Übung“, sagte Julia knapp. „Was habe ich nun schon wieder angestellt?“
„Nach den jüngsten Hofberichten baut Ihr eine weibliche Kampftruppe auf, in der von Küchenmägden bis zu Hofdamen alle Frauen dieser Burg in Verteidigungstechniken gedrillt werden. Dazu zählt angeblich nicht nur der Umgang mit Schwert und Langbogen, sondern auch die Beherrschung gemeiner Tricks, beispielsweise Tritte in die Weichteile, wenn ein Mann bereits am Boden liegt, oder das Einreiben der Schwertklingen mit frischem Dung, damit die Wunden auch ganz bestimmt eitern.“
„Das stimmt“, sagte Julia. „Einige meiner Frauen wissen sich inzwischen gut zu wehren.“
„Darum geht es nicht!“, blaffte König John. „Frauen kämpfen nicht!“
„Warum nicht?“
Der John schäumte einen Augenblick lang wortlos. „Weil sie nicht zum Kämpfen geschaffen sind … darum!“
„Findet Ihr?“, fragte Julia gedehnt. „Dann schlage ich vor, dass Ihr Euer Schwert nehmt und ein paar Runden gegen mich antretet! Ich gebe Euch zwei Treffer Vorsprung und wette, dass ich trotzdem drei zu fünf gewinne!“
„Was grinst du so dämlich?“, fuhr König John Harald an. „Ich nehme an, du hast sie in diesem Quatsch auch noch bestärkt.“
„Nein“, sagte Harald. „Ich erfahre eben erst von diesem neuen Hobby. Aber eigentlich finde ich den Gedanken gar nicht schlecht. Wenn die Dämonen beschließen, diese Burg zu stürmen, brauchen wir mehr Verteidiger, als wir haben. Mir ist es gleich, ob mir ein Mann oder eine Frau Rückendeckung gibt, solange sie wissen, wie man ein Schwert führt.“
„Hin und wieder hast du einen lichten Augenblick“, stellte Julia lobend fest. „Nicht oft, muss ich leider sagen, aber es ist besser als nichts.“
Der König holte tief Luft, hielt sie an und atmete dann langsam aus. Es brachte ihm nicht die erhoffte Ruhe.
„Außerdem hörte ich, dass Ihr und Eure Damen meine Garde mit gezückten Schwertern vertrieben, als sie – völlig zu Recht übrigens – versuchte, Euren letzten Waffendrill zu unterbinden. Stimmt das?“
„Mehr oder weniger“, antwortete Julia. „Was kümmert sie sich auch um Dinge, die sie nichts angehen? Apropos: Die Hälfte Eurer Garde besteht aus lausigen Schwertkämpfern. Die Kerle hätten meiner Truppe eine Weile zuschauen sollen. Vielleicht hätten sie etwas gelernt.“
König John schüttelte angesäuert den Kopf. „Ich weiß nicht, warum ich meine Zeit damit vergeude, mit Euch zu streiten. Ihr habt einfach kein Gefühl dafür, was sich schickt.“
„Überhaupt keines“, sagte Julia heiter. „Ist das alles? Kann ich gehen?“
„Nein, könnt Ihr nicht! Ich hatte Euch eigentlich herbestellt, um über Eure bevorstehende Vermählung mit Harald zu sprechen.“
„Ich heirate ihn nicht.“
„Fangt nicht wieder damit an, Julia! Ihr habt in dieser Angelegenheit keine Wahl. Vor zweiundzwanzig Jahren besiegelten Euer Vater und ich einen Friedensvertrag, der den Grenzkrieg zwischen unseren beiden Ländern für immer beenden sollte.
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