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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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zusammengebrochen war, und je genauer Julia ihn betrachtete, desto mehr wuchs ihr Entsetzen. Da war so viel Blut, dass sie eine Wunde kaum von der anderen unterscheiden konnte, und was immer sie anstellte, es gelang ihr nicht, ihn ins Bewusstsein zurückzuholen. Sie wischte ihm mit einem Stofffetzen das Blut aus dem Gesicht und erstarrte in der Bewegung, als sie entdeckte, dass er sein rechtes Auge verloren hatte. Der Anblick der leeren Augenhöhle schnürte ihr die Kehle zu, aber sie hatte keine Tränen mehr, um ihrem Kummer Ausdruck zu verleihen. Sie wollte um Hilfe rufen, doch die Worte erstarben ihr auf den Lippen, als sie ihre Blicke über den Hof schweifen ließ.
    Der Burghof war ein Schlachthaus. Tote, Sterbende und Verletzte lagen Seite an Seite. Einige der überlebenden Kämpfer hatten sich einfach zu Boden geworfen, zu ermattet oder zu entsetzt von den furchtbaren Erlebnissen, um etwas zu trinken oder zu essen, zu zerschlagen, um jemanden zu bitten, eine Bandage anzulegen. Dienstboten liefen zwischen den Verwundeten hin und her; sie taten, was sie konnten, um die Schmerzen zu lindern. Unterdessen bewachten Frauen und Kinder mit Stöcken und Harken die Zinnen der Burg.
    Hoch über dem Burghof starrte der blaue Mond unbarmherzig aus der sternenlosen Nacht herab, und vor den Toren hämmerten die Dämonen unablässig gegen die ächzenden Eichen bohlen.
    Der König erhob sich mühsam und schob Felsbrecher in die Scheide, ohne die Waffe auch nur eines Blickes zu würdigen. Trotz ihrer mythischen Macht hatten die Höllenklingen nur wenig gegen den Düsterwald auszurichten vermocht. Nun waren zwei der Klingen verloren, und er hatte der langen Nacht nichts mehr entgegenzusetzen. „Es ist alles aus“, dachte er. „Wir haben verloren. Ich habe alles versucht, was mir einfiel, aber es war nicht genug.“ Einen Augenblick lang kämpfte er gegen den Impuls an, einfach wegzurennen und sich zu verstecken, sich in seinen Gemächern zu verbarrikadieren und zu warten, bis ihn die Dämonen holten. Aber er wusste, dass er das nicht konnte. Er war König, und er hatte mit gutem Beispiel voranzugehen. Selbst wenn das keinen Sinn mehr hatte. Harald kam ihm entgegen, und er nickte seinem Sohn wortlos zu. Dann sahen sie beide zu Rupert und Julia hinüber.
    „Wie geht es ihm?“, fragte König John und musste sich zwingen, den Blick nicht abzuwenden, als er das ganze Ausmaß von Ruperts Verletzungen erkannte.
    „Er sieht nicht gut aus“, sagte Harald, und Julia fuhr wütend zu ihm herum.
    „Du hast ihn einfach da draußen liegenlassen, du Bastard!“
    Harald hielt ihren zornigen Blicken ruhig stand. „Wenn er den Dämonen nicht den Weg blockiert hätte, wären wir nie in der Lage gewesen, rechtzeitig die Tore zu schließen. Der Vorsprung, den er uns verschaffte, reichte aus, um all jene zu retten, die sich in die Burg geflüchtet hatten. Rupert wusste, dass er sich opfern würde, als er zum Eingang des Bergfrieds rannte, aber er kannte seine Pflicht. Meine Pflicht bestand darin, die Tore schließen zu lassen, damit sein Opfer nicht umsonst war. Ich habe das Notwendige getan.“
    „Das tust du immer“, sagte der König. Er kniete unter Schmerzen neben Julia nieder und legte ihr einen Arm um die Schultern.
    „Es muss doch etwas geben, was wir tun können“, flehte ihn Julia an. „Wir müssen etwas tun. Er stirbt!“
    „Ja“, sagte König John leise. „Ich fürchte, er stirbt. Es war ein beherzter Einsatz. Der mutigste, den ich je gesehen habe.“
    „Du darfst nicht sterben!“, schrie Julia, packte Rupert an den Schultern und schüttelte ihn. „Wach auf, verdammt! Ich erlaube nicht, dass du stirbst!“
    Harald und König John versuchten, sie sanft von Rupert wegzuziehen, aber sie setzte sich gegen die beiden Männer zur Wehr.
    „Lasst mich durch“, sagte eine müde Stimme. Es war die des Erzmagiers. Julia hörte auf, um sich zu schlagen, und drehte sich um.
    „Helft ihm! Ihr habt magische Kräfte! Helft ihm!“
    „Mal sehen, was ich tun kann, Mädel.“ Der Erzmagier kam näher, mit langsamen, bedächtigen Schritte, wie ein uralter Mann, dem sämtliche Knochen weh taten, und dann erkannte Julia entgeistert, dass der Zauberer ein uralter Mann war. Das kurz zuvor noch schwarze Haar war ergraut und von weißen Strähnen durchzogen; tiefe Furchen und Runzeln durchzogen das magere, hohlwangige Gesicht. Die gichtigen, knotigen Hände zitterten unentwegt, als er sie über Ruperts Brust ausstreckte. Einen Augenblick lang

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