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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Rand einer großen Waldlichtung, die ringsum von einem Wall aus dichten Schneeflocken umgeben war. Seine Männer kamen aus dem Schneetreiben in den Sommer gestolpert und ließen die Kälte hinter sich. Rupert sank erschöpft ins weiche Gras und streckte die Beine aus. Finger und Zehen kribbelten schmerzhaft.
    „Eine Zuflucht“, brummte er. „Einhorn, wir haben eine Zuflucht gefunden.“
    „Da bin ich nicht so sicher“, entgegnete das Einhorn. „Guck mal, was da steht!“
    Rupert folgte dem Blick des Einhorns. In der Mitte der Lichtung erhob sich ein Turm auf einem Hügelchen. Das etwa zwölf Schritt hohe, aus dunkelgrauen Steinen errichtete Bauwerk war uralt und verwittert. Kletterpflanzen bedeckten das Mauerwerk und bildeten ein dichtes Gespinst vor den geschlossenen Fensterläden.
    „Der Dunkle Turm“, sagte der Erste Ritter leise. „Ich hatte ihn mir größer vorgestellt.“
    Rupert fuhr zusammen, sprang auf und funkelte den Ersten Ritter wütend an. „Müsst Ihr Euch unbedingt anschleichen und mich halb zu Tode erschrecken? Meine Nerven liegen im Augenblick ziemlich blank.“
    „Tut mir leid, Hoheit“, entgegnete der Erste Ritter gelassen.
    „Irgendwann bist du dran“, dachte Rupert, schüttelte dann aber resigniert den Kopf. „Also schön, Herr Ritter, sammelt die Männer und lasst durchzählen! Ich hoffe, alle haben das Gewitter heil überstanden. Inzwischen werde ich dem Erzmagier melden, dass er Besuch hat.“
    Der Erste Ritter verneigte sich knapp und schlenderte zu der stark geschrumpften Garde hinüber. Die Männer hatten ihre Schwerter gezogen und musterten den Dunklen Turm argwöhnisch. Rupert lächelte mit schmalen Lippen; er kannte ihre Gefühle genau. Entschlossen schob er die Kapuze zurück und klopfte sich den Schnee vom Mantel. Nachdem er ausführlich sein Schwert zurechtgerückt hatte, seufzte er.
    Er wusste, er hatte Angst vor der Begegnung mit dem Erzmagier, aber er wusste auch, dass sich der Moment nicht mehr lange hinausschieben ließ. Die Abenddämmerung war angenehm warm, aber der Abend brach rasch herein. Offensichtlich hielt ein Zauber den Schneesturm fern, aber war er stark genug, um auch die Dämonen fernzuhalten, wenn es dunkel wurde? Seine Leute benötigten eine sichere Unterkunft für die Nacht, und es gab weit und breit nur ein Bauwerk. Er seufzte noch einmal, schlug seinen Umhang zurück, damit seine Schwerthand frei war, und stapfte langsam den kleinen Hügel zum Dunklen Turm hinauf.
    „Sei vorsichtig!“, rief ihm das Einhorn bekümmert nach, ehe es den Kopf senkte und das üppige Gras rupfte.
    Rupert schritt zweimal um den Turm herum und zählte nicht weniger als siebzehn fest verrammelte Fenster, entdeckte jedoch keine einzige Tür. Die Fenster waren etwa einen halben bis einen Schritt breit und in unterschiedlichsten Höhen angebracht; die niedrigsten befanden sich gut anderthalb Schritt über dem Boden. Rupert blieb vor einem der Fenster stehen und runzelte die Stirn. Der Erzmagier war schon immer … exzentrisch gewesen.
    Ganz zu schweigen von seinem Alkoholismus und seinem Jähzorn. Während all der Jahre, die er in der Burg gelebt hatte, waren seine Ausschweifungen fast so legendär gewesen wie seine Zauberkunst. Sein Hauptaugenmerk hatte stets den guten Tropfen und den Weibern gegolten, wenn auch nicht immer in dieser Reihenfolge, und seine Art, ohne Rücksicht auf Verluste die Wahrheit zu sagen, hatte seine Beliebtheit bei Hofe nicht eben gesteigert. Als der König den Erzmagier schließlich aus seinem Reich verbannte, ging ein Aufatmen durch die Reihen des Adels, und im Umkreis von mehreren Meilen holten die Untertanen ihre Töchter und ihre Weinfässer aus sicheren Verstecken. Rupert zupfte sich gedankenvoll am Kinn. So lange er zurückdenken konnte, war nie offen darüber gesprochen worden, weshalb König John den Erzmagier ins Exil geschickt hatte. Er hatte seit Eduards Zeiten am Hof gelebt und die Erziehung König Johns übernommen. Wenn man einmal von Grey absah, war er stets der bevorzugte Ratgeber des Königs gewesen. Dann starb Königin Eleanor.
    Noch in ihrer Todesstunde hatte der Erzmagier seine spärliche Habe zu einem Bündel geschnürt und war in den Wald geritten. Als der König davon erfuhr, berief er den Hofstaat ein und verlas das Verbannungsurteil. Tränen des Zorns und der Verzweiflung liefen ihm über die Wangen, als er formell verkündete, dass dem Erzmagier innerhalb der Grenzen seines Reiches Speis und Trank ebenso zu verweigern

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