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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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seien wie Unterkunft und Freundschaft. Bald danach brachten Reisende die Kunde, der Erzmagier habe sein Domizil in einem alten Grenzturm jenseits des Waldes aufgeschlagen. Rupert erinnerte sich noch genau an den Gesichtsausdruck König Johns, als der Erste Ritter diese Neuigkeit schließlich bestätigt hatte. Damals war er zu jung gewesen, um die Gefühle zu begreifen, die er gesehen hatte, aber heute wusste er, dass sich in den Zügen seines Vaters hilfloser Zorn gespiegelt hatte. Der Erzmagier hatte sich der Verbannung widersetzt, und der König konnte nichts dagegen unternehmen. Er versuchte es, um seines Stolzes willen.
    Er rief die Zauberer der Hexer-Akademie zu sich, aber die Macht des Erzmagiers war größer als all ihre Beschwörungen und Flüche. Er schickte Soldaten aus, um den Turm des Erzmagiers niederzureißen. Sie kehrten nie zurück.
    So wandte sich der König schließlich anderen Dingen zu, und der Erzmagier blieb sich selbst überlassen. Zeit verging. Düstere Geschichten spannen sich um den Dunklen Turm und die Magie des Erzmagiers. Es gab viele Geschichten, aber nur wenige Fakten, und da der Erzmagier seinen Turm in all den Jahren nicht verließ, verblasste die Realität zur Legende, und er verwandelte sich in eine jener Schreckgestalten, mit denen Mütter ihren ungehorsamen Kindern zu drohen pflegten.
    Er war ein Landesverräter. Ein Landesverräter, ein Feigling und ein Trunkenbold.
    Leise Schritte kamen näher, und Rupert warf sich herum, die Hand am Schwertgriff. Der Erste Ritter starrte an Rupert vorbei zum Turm hinauf und lächelte kalt.
    „Reptilien hausen in ihren Löchern, Ratten hausen in ihren Nestern, und der Erzmagier haust immer noch in seinem Turm. Er hat das Tageslicht schon immer gescheut. Habt Ihr die Tür gefunden, Hoheit?“
    „Es scheint keine zu geben, Herr Ritter.“
    Der Erste Ritter zog die Augenbrauen hoch, beugte sich vor und klopfte vernehmlich gegen das erstbeste Fenster. Eine Weile rührte sich nichts. Dann flogen die Läden auf, ein grauhaariger Alter im schwarzen Talar funkelte den Prinzen und den Ersten Ritter gleichermaßen zornig an und keifte: „Verschwindet!“ Dann schlug er die Fensterläden wieder zu. Rupert und der Erste Ritter wechselten einen Blick.
    „Wir versuchen es erst mal mit Höflichkeit“, sagte Rupert. „Sonst müssen wir am Ende die Nacht im Freien verbringen.“
    Der Erste Ritter nickte und klopfte noch einmal an die Fensterläden. „Bitte, kommt heraus, Erzmagier! Wir müssen Euch unbedingt sprechen.“
    „Nein!“, kam die leise Antwort.
    „Wenn Ihr nicht freiwillig herauskommt, holen wir Euch mit Gewalt“, erklärte der Erste Ritter ruhig.
    „Ihr und welche Armee?“
    „Wir und diese Armee!“
    Wieder flogen die Läden auf, und der Erzmagier spähte an Rupert und dem Ersten Ritter vorbei zu den fünfundzwanzig Gardisten hinüber, die sich am Fuß des kleinen Hügels versammelt hatten. Der Prinz drehte sich um und versuchte, seine Leute mit den Augen des Zauberers zu sehen.
    Ihre Brustpanzer waren verbeult und blutverschmiert, aber sie umklammerten ihre Waffen mit grimmiger Entschlossenheit. Sie wirkten erschöpft, verwahrlost und doch ungeheuer bedrohlich – keine Eskorte, sondern eher eine Räuberbande. Der Zauberer rümpfte die Nase und richtete den Blick starr auf den Ersten Ritter.
    „Das ist Eure Armee?“
    „Ja.“
    „Wenn sie nicht schleunigst von meinem Rasen verschwinden, verwandle ich sie allesamt in Frösche!“
    Wieder knallte der Magier die Fensterläden zu. Rupert sah den Ersten Ritter an.
    „Was nun?“
    „Hm“, meinte der Erste Ritter nachdenklich. „Ich sage den Männern, sie sollen von seinem Rasen verschwinden.“
    Rupert sah dem Ersten Ritter wütend nach. Manchmal fragte er sich, auf welcher Seite der Recke eigentlich stand. Er seufzte, trat zögernd ans Fenster und klopfte höflich.
    „Erzmagier? Seid Ihr noch da?“
    Es kam keine Antwort, und die Fensterläden blieben geschlossen.
    „Klasse“, dachte Rupert verstimmt. „Jetzt haben wir ihn verärgert.“ Er warf einen Blick zu seinen Männern hinüber. Sie hatten auf Befehl des Ersten Ritters die Schwerter weggesteckt und sich ein Stück vom Turm entfernt. Sie bemühten sich erfolglos, nonchalant und ungefährlich dreinzusehen. Rupert musterte den dunklen Himmel, und sein Stirnrunzeln vertiefte sich zu Sorgenfalten. Die Dunkelheit war hereingebrochen. Schon wurde die Luft kühler, und ihm schien es, als sei der Wall aus wirbelnden Schneeflocken

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