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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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ein Stück näher an den Dunklen Turm herangerückt. Er hämmerte mit den Fäusten gegen die Fensterläden, aber der Magier reagierte nicht. Rupert fluchte. Er dachte nicht daran, seine Männer im Freien nächtigen zu lassen, wenn es hier ein Dach über dem Kopf gab. Nachdenklich musterte er die verrammelten Fenster. Er grinste und schob sein Schwert in den Spalt zwischen die beiden Fensterläden, die nicht allzu robust aussahen. Anfangs hatte er wenig Spielraum, aber als er den Druck verstärkte, glitt die Klinge bis ans Heft ins Innere. Er wartete einen Augenblick und horchte, aber der Magier rührte sich nicht. „Höchstwahrscheinlich beleidigt abgedampft“, dachte Rupert optimistisch. Er war schon immer leicht beleidigt gewesen. Rupert zögerte, als ihm der verhexte Bote einfiel, der nun den Burggraben bewachte, und schüttelte dann heftig den Kopf. Seine Leute brauchten eine Unterkunft.
    Er packte den Schwertgriff mit beiden Händen und stemmte sein Gewicht langsam dagegen. Er vermied es, allzu großen Druck auf die Klinge auszuüben, weil er befürchtete, sie könnte zerspringen. Aber wie auch immer er den Hebel ansetzte, die Läden gaben nicht nach. Rupert warf einen Blick zum Abendhimmel. Der letzte Licht verlosch. In einem Anfall hilfloser Wut warf er sein ganzes Gewicht gegen den Schwertgriff. Der rechte Laden flog auf, während Rupert nach vorn kippte und auf die Nase fiel. Bewegungslos lag er im Gras, mit wild klopfendem Herz, aber die Zeit verstrich, und nichts rührte sich im Turm. Vorsichtig rappelte er sich auf, ohne das Schwert loszulassen, und wagte einen Blick durchs offene Fenster.
    Im Raum dahinter herrschte Durcheinander. Grob gezimmerte Tische und Werkbänke säumten die Wände, halb verschwunden unter Bergen alchimistischer Gerätschaften. Glasretorten und Steinguttiegel bedeckten jede freie Fläche und standen sogar auf dem blanken Boden aus gestampfter Erde.
    Eine Hälfte der schlampigen Hexenküche nahmen ganze Stapel von Tierkäfigen ein, jeder bis zum Bersten vollgepfropft mit kreischenden Vögeln, Affen, Ratten, Salamandern und sogar ein paar Ferkeln. Der Gestank war höllisch. Eine große, schmiedeeiserne Kohlepfanne, in der ein Häufchen rötlicher Glut qualmte, beherrschte die Unordnung, und quer durch den Raum breitete sich ein Labyrinth zusammengesteckter Glasröhren aus. Sie schlängelten sich wie Schlingpflanzen oder Tentakel über die Tische und die Wände entlang bis in die entferntesten Nischen.
    Der Erzmagier selbst schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Rupert steckte sein Schwert ein und schwang sich auf das schmale Fenstersims. Dann beäugte er kopfschüttelnd die überfüllte Tischplatte auf halber Höhe, bis er eine Lücke in dem Durcheinander entdeckt hatte, und ließ sich vorsichtig in die Tiefe hinab. Glas knirschte unter seinem Stiefel, als er geschwind zu Boden sprang. Von innen wirkte der Raum größer. Er hatte einen Durchmesser von gut zehn Schritt und wurde von einer strahlenden Kugel, die frei zwischen den hohen Deckenbalken schwebte, erhellt. Rupert runzelte die Stirn. Der Größe nach zu urteilen nahm der Raum das gesamte Erdgeschoss des Turms ein, aber es schien keine Treppe zu den oberen Etagen zu geben. Er sah zwar eine Falltür in der Decke, aber keine Möglichkeit hinaufzugelangen. Er zuckte die Achseln und schlenderte behutsam durch den Raum, fasziniert von all den Werkzeugen. Die Käfigtiere betrachteten ihn neugierig, und ein alter Affe mit traurigen Augen streckte die Pfote durch die Gitter, als er vorbeiging, fast als flehe er stumm um Hilfe. Rupert lächelte den Affen schuldbewusst an und ging weiter. Eine klare Flüssigkeit wallte durch die Glasröhren und wurde von Zeit zu Zeit in Auffanggefäße entleert, die genau unter den Öffnungen angebracht waren.
    Rupert beugte sich vor, um an der Brühe zu riechen, und erschrak, als er mit dem Fuß gegen etwas Hartes stieß. Er bückte sich und hob es vom Boden auf. Es war ein Menschenschädel, dem der Unterkiefer fehlte. Rupert legte ihn auf die nächste Bank und umklammerte den Schwertgriff.
    „Ich kann mich nicht erinnern, Euch hereingebeten zu haben“, sagte eine sanfte Stimme über ihm. Ruperts Herz tat einen Sprung, als er zur Decke blickte. Eine Strickleiter baumelte aus der offenen Falltür, und Rupert beobachtete mit offenem Mund, wie der Erzmagier behände in die Tiefe kletterte. Aus der Nähe betrachtet machte der Magier keinen sonderlich imposanten Eindruck. Er war so klein, dass er

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