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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Metáfora vor sich her, ein Messer an ihrem Hals.
    „Sobald sich das Mistvieh rührt, stirbt sie“, droht Jazmín. „Hast du das verstanden?“
    „Tut mir leid“, jammert Metáfora. „Sie haben mich von hinten überfallen.“
    „Mich auch“, erwidere ich. „Sie überfallen einen immer von hinten …“
    „Sag deinem Drachen, er soll sich still verhalten“, befiehlt Jazmín. „Es sei denn, du willst, dass wir deine Freundin töten. Yudis wartet nur darauf, ihr die Kehle durchzuschneiden.“
    „Ich hab einen Dachschaden“, kichert Yudis und presst Metáfora das Messer an den Hals. „Ich schwöre dir, ich bring sie um! Ich bin nämlich nicht ganz dicht …“
    Ich sehe mir den Burschen genauer an. Es ist derselbe, der sich tätowieren ließ, als Metáfora und ich in Jazmíns Atelier waren. Derselbe, der die ganze Zeit geheult hat. Seiner Stimme nach zu urteilen ist er einer der beiden Typen, die mich im Park überfallen haben.
    „Und jetzt, da wir uns so schön geeinigt haben, mein Junge, werden wir uns an die Arbeit machen“, sagt Jazmín. „Nur eine kleine Operation. Ich werde dir den Kopf absägen und ihn später verkaufen, zusammen mit der Comicfigur auf deiner Stirn … Das gibt richtig Knete.“
    „An wen willst du ihn denn verkaufen?“, erkundige ich mich. „Vielleicht zahle ich ja mehr.“
    „An wen? Na ja, an einen, der großes Interesse an deinen magischen Kräften hat“, antwortet er. „Den Namen kann ich dir leider nicht sagen. Außerdem wirst du bald jedes Interesse an weltlichen Dingen verloren haben. In wenigen Minuten bist du im Reich der Toten.“
    „Im Abgrund des Todes“, korrigiert ihn der Typ hinter mir, der mich festhält und dessen Gesicht ich immer noch nicht gesehen habe.
    „Ganz ruhig, du böser Junge!“, befiehlt Jazmín und kommt mit seiner Handsäge näher. „Beweg dich nicht!“
    Wir befinden uns in einem Keller. Unter Jazmíns Atelier, nehme ich an. Niemand kriegt mit, was hier geschieht. Also hat es auch gar keinen Zweck, um Hilfe zu schreien.

XV
    D ER S ARG WIRD BEGRABEN
    A LS A RTURO, A RQUIMAES und Amarofet aufwachten, war Alexias Seele verschwunden.
    „Wo ist sie?“, fragte Arturo besorgt. „Ist sie in den Abgrund des Todes zurückgekehrt?“
    „Das wissen wir nicht“, antwortete Arquimaes. „Wir müssen warten. Die Zeit wird uns zeigen, wie der Große Drache entschieden hat. Du musst auf das Beste und auf das Schlimmste gefasst sein.“
    „Werde ich sie am Ende niemals wiedersehen, Meister?“
    „Alles ist möglich, Arturo. Aber du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.“
    Erneut kniete der Weise vor dem Großen Drachen nieder und verharrte so mehrere Stunden. Arturo kniete sich neben ihn. Schließlich richtete sich Arquimaes auf und sagte:
    „Die Stunde des Abschieds ist gekommen. Hier bleibt uns nichts mehr zu tun.“
    Arturo biss sich auf die Lippen, um nicht wieder nach Alexia zu fragen.
    „Was machen wir mit dem Sarg?“, wollte er wissen. „Nehmen wir ihn wieder auf dem Wagen mit?“
    „Nein“, entschied Arquimaes. „Er soll für immer an diesem Ort bleiben. Wir begraben ihn hier im schwarzen Sand.“
    Schweigend bedeckten sie Alexias Sarg mit der schwarzen Erde und legten Steine auf den Hügel, um die Stelle zu kennzeichnen.
    „Was sind das für Gräber hier überall?“, fragte Arturo. „Das da sieht noch ganz frisch aus.“
    „Stell keine Fragen. Ich bin nicht der Einzige, der diese Höhle kennt“, antwortete der Alchemist. „Die Familie des Großen Drachenwächst mit jedem Tag. Wir sind nur ein Blatt an seinem Baum … Lass uns Alexias Namen auf diesen Stein hier schreiben.“
    Dem Jungen wurde klar, dass die Menschen, die in den Gräbern lagen, dasselbe gesucht hatten wie er. Und wieder einmal fragte er sich, ob das, was er erlebt hatte, nur ein Albtraum gewesen war. Da fiel sein Blick auf die Inschrift eines der Gräber.
    „Meister, hier steht ‚Émedi‘!“, rief er, und sein Herzschlag setzte aus. „Das ist das Grab von Königin Émedi, unserer Herrin!“
    „Arturo, mein Freund, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich dir erklären, was das zu bedeuten hat“, sagte der Weise, um ihn zu beruhigen. „Jetzt aber müssen wir fortgehen.“
    Arturo Adragón, der edle Ritter, wusste nur zu gut um die Verschwiegenheit seines Meisters und drang nicht weiter in ihn. Er war überzeugt davon, dass Arquimaes ihm irgendwann das Geheimnis jener Grabstätte erklären würde.
    Eine Stunde später waren sie fertig zum Aufbruch.

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