Das Reich der Dunkelheit
Freund.“
Kurz darauf begrüßte der carthacianische Ritter Tránsito, Batlion und die anderen Offiziere.
„Ich bin gekommen, um Demónicia zu retten“, sagte er ohne Umschweife. „Es ist unsere Pflicht, sie zu befreien.“
***
A RTURO BEFAHL DEM Kerkermeister, die Tür der Zelle zu öffnen. Der finstere Mann schob die Riegel zurück; als er die mächtige, mit dicken Eisenverschlägen verstärkte Holztür öffnete, entstand ein unangenehm knarrendes Geräusch.
Feuchtigkeit schlug dem blinden Ritter entgegen. Unsicher betrat er die kleine Zelle, die nur spärlich von einer Fackel beleuchtet war.
„Alexia“, flüsterte er. „Ich bin’s, Arturo …“
Die Prinzessin, die vor ihrer strebenden Mutter kniete, richtete sich auf und sah ihn wortlos an. Nicht ein Muskel bewegte sich in ihrem Gesicht, das weiß wie Marmor war.
„Bitte, verzeih mir“, sagte Arturo.
Alexia verharrte schweigend.
„Wir müssen uns gegenseitig verzeihen“, fuhr Arturo fort. „Wir lieben uns doch …“
Demónicia auf ihrem Totenbett bewegte sich, schlug die Augen auf und sah Arturo vor sich.
Sie versuchte aufzustehen, doch Alexia hockte sich neben sie und drückte sie wieder auf ihr Lager zurück.
„Sie wird sterben!“, stieß Alexia hervor. „Meine Mutter wird sterben!“
„Ich hatte keine Wahl“, rechtfertigte sich Arturo. „Sie wollte Émedi töten! Verstehst du das nicht?“
„Verflucht seist du!“, fauchte Demónicia. „Und verflucht seien deine Nachkommen!“
„Beweg dich nicht, Mutter“, beruhigte Alexia sie.
„Ich habe dich vor ihm gewarnt!“, fuhr die Hexe fort. „Er ist die Fleisch gewordene Verwünschung der Alchemisten! Ein Todfeind der schwarzen Magie! Sie haben ihn in die Welt gesetzt, um uns zu vernichten! Arquimaes hat ihn erschaffen, um uns den Garaus zu machen!“
Der sterbenden Zauberin gelang es mühevoll, sich auf die Kante ihrer Lagerstatt zu setzen. Arturo wich einen Schritt zurück.
„Bitte, Mutter, du musst dich schonen“, sagte die Prinzessin.
„Lass mich, Alexia“, wehrte Demónicia ab. „Ich will ihm all meinen Hass ins Gesicht spucken!“
Arturo zog es vor zu schweigen. Er wusste, dass er alles nur noch schlimmer machen würde, wenn er auf ihre Beleidigungen antwortete.
„Töte ihn im Kampf!“, befahl die Zauberin ihrer Tochter.
„Wir können nicht gegeneinander kämpfen“, antwortete Alexia. „Der Drachenbuchstabe verbindet uns. Wir sind enger aneinander geschmiedet als Geschwister. Wir können uns nicht bekämpfen.“
„Geschwister?“, kreischte Demónicia, die plötzlich wieder zu Kräften zu kommen schien. „Ihr seid keine Geschwister! Ihr seid Todfeinde! Töte ihn, Alexia!“
Die Prinzessin spürte aufs Neue den unheilvollen Einfluss ihrer Mutter.
Ihr Verstand setzte aus, sie wurde von gegensätzlichen Gefühlen hin- und hergerissen. Doch am Ende behielten Hass und Rachegelüste die Oberhand.
„Gib mir das Feuerschwert meines Vaters, damit ich gegen dich kämpfen kann“, befahl sie Arturo, von Zorn gepackt. „Zwischen uns kann es nichts als den Tod geben.“
„Komm mit mir“, bat der junge Ritter, in der Absicht, den schädlichen Einfluss Demónicias zurückzudrängen. „Wir werden heiraten und …“
„Sie wird niemals deine Frau werden!“, schrie Demónicia. „Sie wird dir nie verzeihen, was du mir angetan hast!“
„Wir sind durch das Zeichen des Drachen vereint!“, schrie Arturo zurück.
Alexia schwankte. Der Kampf, der in ihrem Innern tobte, schien sich zugunsten des Drachenzeichens zu entscheiden. Es war offensichtlich, dass auch Arturo Einfluss auf sie hatte.
Die Finstere Zauberin merkte, dass Alexia dabei war, ihre Unabhängigkeit zurückzugewinnen, und das verlieh ihr übermenschliche Kräfte. Mit einem Satz war sie bei Arturo und riss ihm das alchemistische Schwert aus der Scheide, und bevor er oder Alexia reagieren konnten, stürzte sie sich auf ihre Tochter und durchbohrte sie.
„Ich habe es dir prophezeit, Elender!“, triumphierte sie. „Sie wird niemals deine Frau werden!“
„Was hast du getan?“, schrie Arturo. Er packte sie am Hals und würgte sie. „Du bist schlimmer als die wilden Tiere!“
„Lieber sehe ich sie tot als mit dir vereint, du verfluchter Adragonianer!“
Arturo nahm die Hexe von hinten in den Schwitzkasten und zog mit aller Kraft. Nach einem erbitterten Kampf gelang es ihm, sie zu Boden zu schleudern. Blut schoss aus ihren Wunden, die wieder aufgeplatzt waren.
„Alexia!“, rief Arturo
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