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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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nichts …“
    „Ein Foto? … Das Foto von dem Baby! Dasselbe, das du in der Hand hattest, als die Bombe explodiert ist … Vermisst du es so sehr?“
    „Du weißt gar nicht, wie sehr!“
    „Aber wer ist es denn nun?“
    „Hab ich dir doch schon gesagt. Ein kleiner Junge aus meiner Familie. Das Foto ist das Einzige, was ich von ihm habe.“
    „Vielleicht kannst du zu ihm fahren, wenn du erst mal wieder gesund bist …“
    „Ich würde ihn nicht wiedererkennen. Nach so vielen Jahren hat er sich bestimmt verändert.“
    „Ja, die Menschen verändern sich mit den Jahren, nur die Liebe bleibt“, sage ich feierlich. „Du würdest ihn bestimmt gerne wiedersehen, oder?“
    „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gerne, Arturo. Nein, das kannst du dir nicht vorstellen …“
    ***
    S OMBRA HAT BESCHLOSSEN, weiter in den Ruinen der Bibliothek wohnen zu bleiben. Er will verhindern, dass Plünderer unsere Stiftung ausrauben. Außerdem versucht er, einige Reparaturen durchzuführen, bevor Wind und Regen alles endgültig zerstören.
    „Was machst du so den ganzen Tag, Sombra?“, frage ich ihn, als ich ihn besuche. „Jagst du Gespenster?“
    „Im Augenblick jage ich Ratten“, antwortet er. „Die Gespenster sind erst später dran. Ich weiß nicht, wo diese verdammten Tiere herkommen, aber es werden immer mehr! So als hätten sich alle Ratten der Welt hier verabredet.“
    „Ist doch logisch! Das muss ein Paradies für sie sein: Essensreste, Papier, Straffreiheit … Aber davon abgesehen … geht’s dir gut?“
    „So einigermaßen. Die Feuerwehrleute haben mir erlaubt, im hinteren Teil zu schlafen. Sie meinen, da besteht keine Einsturzgefahr. Aber hier bringt mich sowieso keiner raus. Auch Stromber nicht.“
    „Sei bloß vorsichtig, es ist gefährlich.“
    „Ist mir egal. Hier gibt es noch viele Bücher, die gerettet werden müssen. Und viele Kunstschätze.“
    „Und Mamas Sarkophag, stimmt’s?“
    „Das ist das Wichtigste! Ich glaube, die sind mit ihren Baggern schon in den ersten Keller vorgedrungen. Vielleicht können sie ihn in ein paar Tagen rausholen.“
    „Du hast Angst, dass sie auch noch was anderes finden, nicht wahr?“
    „Weißt du noch, wie General Battaglia angefangen hat, in den Kellern nach Spuren der Schwarzen Armee zu suchen?“, fragt Sombra bekümmert. „Und wie ich Angst davor hatte, dass er etwas finden würde, was er nicht finden sollte? Also, jetzt hab ich dasselbe Gefühl. Ich habe Angst, dass sie etwas entdecken, das unentdeckt bleiben soll.“
    „Ach, die werden schon nichts finden.“
    „Nichts? Und Arquimia? Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn sie den Eingang zum Palast entdecken?“
    „Früher oder später wird das sowieso passieren. Du musst dich damit abfinden, dass sie irgendwann auf Arquimia stoßen. Das wird eine Sensation! Wir sollten gut darauf vorbereitet sein.“
    „Du weißt nicht, was du da sagst, Arturo! Arquimia darf niemals entdeckt werden! Man würde den Palast plündern!“
    „Nicht unter der Aufsicht der Behörden. Sie werden die mittelalterlichen Schätze in die Museen bringen.“
    „Die Dinge, die sich im Palast von Arquimia befinden, dürfen nicht in Museen ausgestellt werden! Der Schatz muss dort bleiben, wo er ist!“
    „Von welchem Schatz sprichst du jetzt, Sombra?“, frage ich. „Gold?“
    „Gold ist nur etwas für habgierige Menschen. Wir sind an etwas anderem interessiert.“
    „Und an was? Woran sind wir interessiert?“
    „Das weißt du besser als jeder andere, Arturo.“
    Über Schutt und Müll gelangen wir in die Bibliothek. Die Wände sind eingestürzt, die Möbel kaputt, und überall liegen Bücher und Pergamente verstreut.
    „Es bricht mir das Herz, wenn ich an all die Bücher denke, die für immer verloren sind“, seufzt Sombra. „Gut, dass du Hinkebeins Freundin überreden konntest, einige aufzubewahren.“
    „Escoria hat genug Platz, sagt sie. Wir können ihr so viele Bücher bringen, wie wir wollen. Ich glaube, für sie ist es genauso wichtig wie für uns. Sie interessiert sich für Bücher.“
    „Ja, es gibt immer noch Menschen, die an die Kraft der Schrift glauben.“
    „Was ist das denn?“, rufe ich, als ich sehe, dass sich etwas vor uns bewegt. „Was soll das?“
    „Das siehst du doch, lieber Arturo, das siehst du doch …“
    Tausende von Buchstaben fliegen vom Boden auf, tänzeln in der Luft, hüllen uns ein, bilden so etwas wie eine Höhle um uns herum. Sieht aus wie ein Buchstabenfirmament.
    „Kommen

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