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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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beschleunigen.«
Ruwen seufzte. »Andern können wir daran ohnehin nichts«, sagte sie. »Elbenkinder bestimmen selbst, wie schnell sie erwachsen werden. In den Schriften der Alten Heiler aber wird
berichtet, dass es angeblich in Athranor – in der Alten Zeit und an einem abgelegenen Ort – eine Kolonie von ewigen Elbenkindern gegeben hat, die sich weigerten, erwachsen zu werden.«
»Was wurde aus ihnen?«, frage Keandir, der von dieser
Kolonie der Kinder nie etwas gehört hatte.
»Das ist nicht bekannt. Eines Tages waren alle Elbenkinder spurlos verschwunden. Vielleicht fanden sie einen Weg, ohne den Umweg über eine mühsame Reifung auf direktem Weg in das Reich der Jenseitigen Verklärung einzugehen.«
Eine kurze Weile lang schwiegen beide, dann ergriff der Elbenkönig wieder das Wort. »Eine neue Zeit schneller Veränderungen hat begonnen«, sagte Keandir. »Und unsere Söhne scheinen mir ein Sinnbild dafür zu sein.«
»Und das ängstigt mich, Kean«, sagte seine Gemahlin. »Dich etwa nicht?«
»Doch, das tut es manchmal schon«, gestand er ein. »Aber ich darf es nicht zeigen, denn meine Bedenken würden bei meinen Untertanen Angst und tiefe Besorgnis hervorrufen.«
Sie lächelte verhalten. »Und Ihr möchtet, dass ich dieselbe aufrechte Haltung an den Tag lege, mein König«, sagte sie und sprach ihn wieder in der Höflichkeitsform an. »Wollt Ihr mir das damit sagen? Ihr braucht nicht zu antworten, mein König, ich weiß, dass es so ist. Aber es ist schwerer, als ich geglaubt habe.«
Arm in Arm sahen sie den Schiffen nach, bis sie am Horizont in der glitzernden Sonne verschwanden.
Branagorn stand am Heck der »Morantor« und blickte noch lange zurück in Richtung Elbenhaven. Seine geliebte Cherenwen hatte seit Wochen ihr Zelt nicht verlassen und kein Wort gesprochen. Sie aß schon seit der Wintersonnenwende nichts mehr, und ihre Körpertemperatur war so tief gesunken, dass Branagorn manchmal den Eindruck hatte, eine Tote zu
berühren, wenn er ihre Hand hielt. In den letzten Wochen war er sich nicht einmal sicher gewesen, ob sie seine Anwesenheit überhaupt noch bemerkte. Von der Stimmungsaufhellung durch das heraufziehende Frühjahr, von der die meisten anderen erkrankten Elben sichtlich profitierten, konnte bei Cherenwen nicht die Rede sein.
Die Heiler hatten alle nur erdenklichen Arzneien, über die die elbische Heilkunst derzeit verfügte, ausprobiert. Aber in ihrem Fall schien nichts davon anzuschlagen. Branagorn ahnte, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, um seiner Geliebten noch helfen zu können.
Waffenmeister Thamandor trat neben den jungen Elbenkrieger. »Richtet Euren Blick nach vorn, werter Branagorn. Ich bin überzeugt davon, dass die Sinnlose für Eure geliebte Cherenwen die Rettung bringen wird.«
»Das hoffe ich«, murmelte Branagorn.
Lirandil der Fährtensucher und Nathranwen die Heilerin standen am Bug der »Morantor« und blickten nach vorn. Lirandil würde dafür sorgen, dass sich die Elben in dem geheimnisvollen Waldreich besser würden orientieren können, während es Nathranwens Aufgabe war, die Kolonie der Sinnlosen mit einem Zauber davon abzuhalten, die Elben anzugreifen.
»Ich hatte nicht gedacht, so bald wieder auf den Planken eines nach Seetang riechenden Schiffes zu stehen«, gestand die Heilerin.
»Um ehrlich zu sein, auch ich bin nicht gerade glücklich darüber, hatte ich doch gehofft, für das nächste Jahrtausend kein Schiff mehr betreten zu müssen«, gestand Lirandil. »Aber wie wir alle stehe ich im Dienst des Königs…«
»… und des neuen Elbenreichs.«
»So ist es.«
Die Schiffe passierten die sturmumtoste Meerenge zwischen den Inseln von West-Elbiana und dem zwischenländischen Kontinent. Die Reise entlang der Küste bis zur Nur-Mündung ging ohne Probleme vonstatten. Der Wind stand günstig und wehte mit einer Gleichmäßigkeit, dass man meinen konnte, es hätte jemand die Elementargeister zur Unterstützung beschworen, wie es der Legende nach in der alten Zeit Athranors üblich gewesen war.
An der Mündung des Nur trennten sich die Wege beider Schiffe, so wie es geplant war. Während die »Jirantor« unter Kapitän Ithrondyr weiter die nuranische Küste entlangsegelte, fuhr die »Morantor« den Nur flussaufwärts. In dieser Jahreszeit, im Frühjahr, führte der Fluss Hochwasser. Die Schmelzwässer aus Nordbergen speisten ihn und ließen ihn zu einer Breite anschwellen, die noch gewaltiger war, als Kapitän Isidorn und seine Mannschaft es auf ihrer letzten Fahrt auf

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