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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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ein eisiger Schauer über Lenas Rücken, doch Ragnar fuhr fort: »Inzwischen weiß ich, wie die Rodhakan an Stärke gewinnen. Sie wachsen an der Angst von Menschen oder Tieren, halten sie als Gefangene oder töten sie und nähren sich von ihrer Furcht und von ihren Lebenskräften.« Er senkte die Stimme. »Manche Tuavinn sind gar der Auffassung, die Rodhakan seien die verlorenen Seelen der Menschen aus den Städten, die, wenn sie sterben, nicht von den Tuavinn in die Ewigkeit geleitet werden, so wie es eigentlich sein sollte.«
    Dass es so etwas wie die Rodhakan gab, überstieg noch immer Lenas Vorstellungskraft.»Das ist gruselig. Eigentlich ist Elvancor ja ein wunderschönes Land, nur diese Rodhakan …«
    »Alles hat auch seine Schattenseite.« Er zog sie an der Hand in die Höhe und drehte sie in Richtung Osten, wo Lena ein leichtes Glimmen am Horizont erkennen konnte. »Sieh nur, der Vulkan – Maredd ist der Meinung, ich habe ihn nach Elvancor mitgebracht. Die Vulkane Islands habe ich immer besonders gemocht. Ich liebte diese Kraft, die sich aus den Tiefen der Erde einen Weg ins Freie suchte, war beeindruckt von dem Gegensatz von Eis und Feuer.«
    »Amelia hat so etwas erwähnt. Das ist unglaublich.«
    »Elvancor ist wundervoll«, stimmte Ragnar zu, »aber gleichzeitig auch gefährlich.«
    »Ich hoffe nur, den Tuavinn gelingt es, die Rodhakan in meiner Welt – und natürlich auch in Elvancor – unschädlich zu machen.« Lena schlang ihre Arme um den Körper, rückte dabei etwas näher an Ragnar heran. »Dein Großvater hat mir erzählt, du hättest versehentlich Rodhakan hinübergelassen.«
    Ragnar fuhr sich durch die Haare. »Ja, leider. Du kannst dich sicher an dieses warme Licht erinnern, als Devera gestorben ist. Es war das Licht der Ewigkeit, nur habe ich Devera nicht ganz hinübergeleitet, sondern ein Tor nach Elvancor geöffnet. Wenn ein Tuavinn die Schwelle überqueren möchte, muss er dazu die entsprechenden Kraftorte aufsuchen. Nur so ist es ihm möglich überzutreten. Bei mir ist das anders. Wie es scheint, kann ich immer und überall einen solchen Pfad erschaffen.«
    Lena sah ihn ungläubig an. »Maredd und Amelia haben mir berichtet, dass es jemanden wie dich noch nie gegeben hat.«
    »Jemanden wie mich.« Ragnars Mund verzog sich spöttisch, doch Lena legte ihm rasch eine Hand auf den Arm.
    »So habe ich das nicht gemeint. Mir zeigt es nur, dass du etwas Besonderes bist.«
    Kurz blickten sie einander in die Augen.
    »Aus deinem Mund klingt dies irgendwie – schön«, sagte Ragnar. »Nicht so wie bei den meisten Tuavinn«, fügte er mit einer Spur von Bitterkeit in der Stimme hinzu.
    Der Ruf eines Nachtvogels ließ Lena herumfahren. Voller Grauen musste sie an die Rodhakan denken, aber Ragnar lächelte sie beruhigend an.
    »Hier wird dir nichts geschehen. Aber du solltest wirklich lernen zu kämpfen, in Elvancor ist das nötig.«
    »Kannst du es mir beibringen?«
    »Sehr gern«, freute er sich. »Aber von Maredd kannst du noch viel mehr lernen, er ist ein Meister mit dem Schwert. Etron dagegen bevorzugt den Bogen.«
    Einerseits hatte Lena keine Lust, gegen irgendjemanden oder irgendetwas zu kämpfen, andererseits war es ein fürchterliches Gefühl gewesen, den Rodhakan schutzlos ausgeliefert zu sein. »Gut, dann sollten wir morgen anfangen.«
    Zu gern hätte Lena Ragnar jetzt ihre Gefühle gestanden, ihm gesagt, wie sehr sie um ihn getrauert hatte und was er ihr inzwischen bedeutete. Doch irgendetwas hinderte sie daran, vielleicht die Angst vor seiner Reaktion. Außerdem kehrten in diesem Moment auch Maredd und Amelia zu ihnen zurück. Der Tuavinn-Krieger reichte Lena eine dunkle Wolldecke.
    »Legt euch jetzt schlafen. Morgen werden wir dir unsere Behausung und die anderen Tuavinn vorstellen.«
    So aufregend Lena hier alles fand, sie musste sich eingestehen, dass sie wirklich müde war. Also nahm sie die Decke an, legte sich auf den Boden und suchte nach einer bequemen Position. Es war ungewohnt für sie, auf der nackten Erde zu schlafen. Hier bohrte sich ein Stein in ihren Rücken, dort ein kleiner Ast, aber schließlich hatte sie ihre Position gefunden und wunderte sich, wie weich das Gras unter ihr war. Sie drehte sich zu Ragnar und hielt die Luft an, als sie ihm direkt in die Augen sah. Offenbar hatte auch er sie beobachtet. Im Schein des Feuers funkelten die silbernen Pünktchen in seinen Augen, und als er sie anlächelte, wurde ihr ganz warm ums Herz.
    »Schlaf gut, Lena, morgen wirst du

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