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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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an den Kampf in den Bergen, an den blonden Krieger und wie sie gestolpert war. »Verdammt, die haben mich entführt«, flüsterte sie entsetzt. Bei dem Sturz hatte sie sich den Kopf angestoßen, und unterwegs war sie wohl betäubt worden. Kopfschmerzen spürte sie keine, nur an der rechten Schläfe ertastete sie eine kleine Beule. Der Raum beherbergte nicht mehr als das einfache Holzbett, einen runden Tisch, zwei Stühle und eine kleine Truhe in der Ecke. Dort stand ein Krug mit Wasser. Durstig leckte sie sich über die trockenen Lippen. Zu gern hätte sie einen Schluck genommen, aber am Ende war darin ein Schlafmittel aufgelöst. Dummerweise gab es kein Fenster, durch das sie hätte abhauen können. Von ihren Kleidern war keine Spur zu sehen, aber notfalls musste sie eben barfuß fliehen. Sicher suchten Ragnar und Maredd schon nach ihr. Also schlich sie zur hölzernen Tür. Diese war grob gezimmert, mit fingerbreiten Schlitzen zwischen den Brettern. Lena konnte eine Frau in einem langen Rock vorbeigehen sehen. Obwohl sie vermutete, dass die Tür verriegelt sein würde, drückte sie dagegen. Zu ihrer Überraschung schwang sie jedoch auf, und sie fand sich in einem schmalen Flur wieder. Vorsichtig blickte sie nach rechts und links. Welcher war der Weg ins Freie? Von rechts hörte sie gedämpfte Stimmen, daher wandte sie sich in die Gegenrichtung, aber nach wenigen Schritten machte sie kehrt, denn von dort waren Fußtritte zu vernehmen. Also doch nach rechts.
    Sie presste sich eng an die raue Steinwand, arbeitete sich Schritt für Schritt weiter, spähte durch die Spalten in der nächsten Tür. Schätzungsweise zwanzig Männer und Frauen, größtenteils ergraut, die Männer mit langen Bärten, saßen dort im Kreis. Lediglich eine blonde Frau, deren Gesicht Lena zugewandt war, sah jung aus. Eigentlich wollte Lena schnell weitergehen, aber dann ließ sie etwas verharren.
    »Ich sage, sie ist eine Spionin«, krächzte ein Mann mit schlohweißem Haar.
    »Sie trägt das Zeichen der Vorfahren«, widersprach eine andere männliche Stimme.
    »Doch welch eigentümliche Gewandung hatte sie am Leib?«
    Beinahe hätte Lena laut aufgelacht, als eine Greisin mit spitzen Fingern ihre Jeans in die Höhe hob und daraufhin verwirrtes Gemurmel ausbrach.
    »Mag sein, dass dies die neuen Gewänder der Tuavinn sind.«
    »Noch nie habe ich einen Tuavinn in einem solchen Stoff gesehen.«
    »Zudem kann sie keinesfalls eine Tuavinn sein, nicht einmal eine sehr junge. Dafür mangelt es ihr an Körpergröße.«
    »Abgesehen davon berichtete Kian, sie hätte sich versteckt. Vermutlich konnte sie den Tuavinn entkommen.«
    So wogte die Unterhaltung noch eine Weile hin und her, und Lena entschloss sich, die Gunst der Stunde zu nutzen und zu verschwinden, solange die Menschen hier beschäftigt waren. Eine Hand auf ihrer Schulter verwandelte Hoffnung in Panik.
    »Wir müssen Lena finden!«, rief Ragnar und fuhr sich gereizt durch die Haare. Erfreulicherweise war der Kampf ohne Verluste oder größere Verletzungen für ihn und seine Freunde ausgegangen, und die Menschen hatten sich zurückgezogen. Nur Lena war verschwunden, und Ragnar machte sich wirklich Sorgen um sie. Bestimmt war sie nicht einfach davongelaufen. Sie kannte sich hier nicht aus, daher lag der Verdacht nahe, dass man sie entführt hatte. Schon häufiger waren Tuavinn und deren Gefährten von Menschen verschleppt worden, um sie als Druckmittel einzusetzen. Möglicherweise hatten sie Lena für eine der Ihren gehalten, dann schwebte sie in großer Gefahr, besonders falls man sie nach Crosgan oder Erborg gebracht hatte. Sie hatten die Umgebung kreisförmig nach ihr abgesucht, Graha hatte am Himmel Ausschau gehalten – ohne Erfolg.
    »Übe dich in Geduld, Ragnar.« Maredd war über einen bewusstlosen Menschen gebeugt, dessen Verband er gerade wechselte. Wenngleich schon beinahe zwei Tage seit dem Überfall vergangen waren, hatte er das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt.
    Amelia rührte unterdessen eine Paste aus Heilwurzeln für ihn an. »Sobald er wach ist, werden wir ihn befragen und erfahren, wo Lena sein könnte.«
    Aber Ragnar hatte keine Geduld. Er wollte endlich los, aufbrechen, alles war besser, als weiterhin hier untätig herumzusitzen. Selbstverständlich hatte sein Großvater recht, und die Männer und Frauen, die sie angegriffen hatten, hätten von überall her kommen können. Nun schritt Ragnar rastlos auf und ab, putzte sein Schwert unnötigerweise zum wiederholten Male und

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