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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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davon abzuhalten, sich in den Kampf zu stürzen.
    »Möchtest du nicht lieber deinen Freunden helfen, statt sinnlos hier herumzustehen?«, fuhr Ragnar ihn an.
    »Mein Handeln ist nicht ohne Sinn«, antwortete er gelassen.
    »Du weißt, mein Großvater und sogar Targon sind nicht deiner Meinung, was die Rodhakan betrifft!« Ragnar war bei dem Rat der Tuavinn dabei gewesen. Sie hatten Arihan angehört, wenn auch das Misstrauen spürbar gewesen war. Nach Ansicht von Arihan waren Rodhakan nichts anderes als Eibengeister, welche die Seelen halbblütiger Tuavinn vereinnahmt hatten; eine Vorstellung, die für Ragnar nicht nur völlig neu, sondern auch absurd war. Dieses eine Mal stimmte er sogar mit Targon überein. Arihan konnte man nicht trauen. Er hatte einen Fürsten willentlich ermordet, sich mit seinen seltsamen Ansichten bei den Tuavinn keine Freunde gemacht. Trotzdem hatten alle zugestimmt, Arihan nicht fortzuschicken. Im Moment konnten sie jede Unterstützung gebrauchen. Ragnar gefiel das nicht, denn er wusste, der alte Krieger achtete bei Tag und Nacht auf ihn, wollte, dass er sich mit Aravyn verband. Das war etwas, was Ragnar selbst anstrebte, doch im Angesicht eines Krieges musste dieser Bund warten, außerdem entzog sich Ragnar auch, weshalb Arihan so sehr darauf drängte. Selbst wenn er mit Aravyn verbunden war, würde er seinen Vater sehen wollen, versuchen, Rodhakan und Tuavinn zu vereinen. Dieser Wunsch wurde mit jedem Tag dringlicher.
    Arihan hatte nicht auf Ragnars Entgegnung geantwortet, lehnte stumm am Höhleneingang und machte ihn damit nur noch rasender. »Ich will hinaus.«
    »Dann begleite ich dich.«
    »Beabsichtigst du, mich den Rest meines Lebens zu überwachen?«, schäumte Ragnar.
    Mit einem Kopfschütteln betrachtete Arihan ihn. »Nur so lange, bis du dich mit deiner Anam Cara verbunden hast. Vorher bist du eine Gefahr – auch für dich selbst!«
    Brodelnd fuhr der Zorn durch Ragnars Adern. »Verdammt, was soll das denn ändern?«
    »Ragnar, spürst du es denn nicht?«, fragte Arihan eindringlich. »Du bist nicht mehr du selbst. So voller Unruhe und Hass, der sich selbst gegen die richtet, die du eigentlich liebst.« Arihan fasste ihn fest an den Schultern. »Ich habe lange mit Amelia und auch mit Aravyn gesprochen. Als du hierherkamst, warst du ein anderer.«
    Unwirsch machte sich Ragnar von ihm los. »Da hat mir auch nicht andauernd jemand erzählt, ich wäre eine Gefahr, nicht in der Lage, klar zu denken, zu dumm, um selbst urteilen zu können.«
    Er ging weiter, hinaus in den Schnee, der kniehoch lag. Ein dämmriges Zwielicht lag über dem Land, nur weiter im Osten war ein rötliches Glimmen zu erkennen. Ragnar kniff die Augen zusammen.
    »Das ist nicht der Morgen, Ragnar, der Vulkan ist schon wieder ausgebrochen«, sagte Arihan mit einem merkwürdigen, beinahe schon anklagenden Blick auf ihn.
    »Und wenn schon.« Er atmete tief durch, sog die eisige Luft in seine Lungen.
    »Ragnar, niemand hält dich für dumm, aber du hast dich einfach noch nicht selbst gefunden. Bei allen Tuavinn-Mischlingen, die sich nicht beizeiten mit ihrem Seelenfreund verbunden haben, habe ich ähnliche Veränderungen feststellen müssen. Spürst du denn nicht, dass etwas mit dir nicht stimmt?«
    Für einen Moment stutzte Ragnar. Schon seit geraumer Zeit fühlte er sich nicht wirklich gut, aber er und Aravyn waren doch ohnehin ein Paar. Der formelle Bund auf dem Cerelon würde an seiner Einstellung zu Lucas auch nichts ändern.
    Daher schnaubte er abfällig. »Ich entspreche nicht deinen Vorstellungen von einem Muster-Tuavinn – sehr bedauerlich! Aber müsste Aravyn nicht ebenfalls so werden wie ich?«
    »Aravyn ist noch jung für eine der Unseren«, begann Arihan.
    »Ach ja? Ich gehe davon aus, sie ist sogar älter als ich«, höhnte Ragnar.
    Der Tuavinn-Krieger betrachtete ihn eine Weile stumm, und Ragnar wurde unter diesem bohrenden Blick ausgesprochen unbehaglich zumute. »Aravyn mag nach den Maßstäben der Welt, in der du aufgewachsen und zum Mann geworden bist, älter sein. Dennoch weiß ich nicht, ob man das vergleichen kann. Zudem trägst du mehr menschliches Erbe in dir. Wir wissen nichts über dich oder wie du dich entwickelst. Denk nur an die Übergänge, die du geschaffen hast, das mag faszinierend sein, birgt aber auch eine große Gefahr!«
    »Ja, es ist meine Schuld, dass Rodhakan hinübergelangt sind. Ja, und ich bin es, der es zu verantworten hat, dass der Seelengefährte meines Vaters nicht mehr

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