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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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Rodhakan wirklich sind. Man kann ihnen nicht trauen!«, drängte Ureat, dann trat er vor Gobannitio und sah dem größeren Mann ins Gesicht. »Helft uns, helft den Tuavinn, die Rodhakan zur Strecke zu bringen.«
    »Er hat recht.« Auch Martegos wandte sich nun dem erstarrten Gobannitio zu. »Wir müssen Fürst Orteagon und Elgetia in Erborg benachrichtigen. Fürstin Tarenja befindet sich in Ceadd. Sie alle müssen erfahren, was geschehen ist.«
    Ureat nickte nur anerkennend und wartete auf eine Reaktion Gobannitios. Endlich hob dieser ganz langsam den Kopf, ließ seinen Blick über die Toten schweifen, dann über die Tuavinn. »So soll es geschehen«, sagte er kaum vernehmlich.
    »Gut, Kian und ich begleiten Euch«, verkündete Ureat sofort.
    Lena bemerkte, wie der junge Mann zusammenzuckte, sich dann aber vor sie stellte. »Was willst du tun?«
    Lena hob unschlüssig die Arme. »Ihr habt das Heilmittel, Ragnar wird sich mit Aravyn verbinden.« Sie schluckte schwer. »Ich denke, meine Zeit hier ist um. Ich werde zurück nach Hause gehen. Jetzt weiß ich ja, wie man Rodhakan jagt und ihnen widersteht«, sie lächelte traurig, »falls mal wieder einer über die Schwelle treten sollte.«
    Kian fuhr sich unschlüssig über sein stoppeliges Kinn, dann drehte er sich zu seinem Onkel um. »Ich möchte mich Lena anschließen, die Welt entdecken, aus der unsere Ahnen kamen.« Plötzlich hielt er inne und wandte sich Arihan zu. »Sofern es die Tuavinn gestatten.«
    »Ich kann nicht für mein Volk sprechen«, antwortete der Tuavinn-Krieger und betrachtete die Kette in seiner Hand. »Doch ich denke, Lena hat uns ausreichend geholfen, um ihr diesen Wunsch zu gewähren, wenn es denn ihrer ist.«
    »Das wäre schön«, sagte sie leise. Kian war ein echter Freund, auf eine gewisse Weise liebte sie ihn sogar, und sie freute sich darauf, ihm ihre Welt zu zeigen. Vielleicht würde sie sich an Kians Seite nicht so einsam fühlen und nicht ständig an Ragnar denken müssen.
    »Ich werde das mit den anderen besprechen«, erklärte Arihan, »und Kian soll eine der Pyralon-Waffen mitnehmen, damit er im Notfall die Rodhakan auf der anderen Seite töten kann. Oder besser gesagt, unglückliche Seelen befreien.«
    »Du hast es immer gewusst.« Lena lächelte Arihan an, musste zugeben, ihm eine Zeit lang misstraut zu haben, doch er schüttelte den Kopf.
    »Nicht gewusst, aber geahnt. Und ich habe viele Fehler gemacht. Daher kann ich den anderen Tuavinn nicht einmal verdenken, dass sie mich nicht angehört haben.«
    Etron hatte bislang schweigend zugehört, streichelte Graha, der etwas zerrupft, aber erfreulicherweise unverletzt auf seinem Arm saß, über das Gefieder. Nun verneigte er sich leicht vor Arihan.
    »Auch wir haben Fehler gemacht, waren arrogant, wollten nicht wahrhaben, dass Eibengeister uns überlegen sein können. Du warst stets ein Mythos für uns, jemand, dessen Existenz gerne geleugnet wurde. Ich bitte dich um Verzeihung!«
    »Es gibt nichts zu verzeihen, mein Freund. Wir alle treffen falsche Entscheidungen und lernen daraus.« Arihan ging zu Amelia, die – als würde sie Totenwache halten – neben Maredds Leiche stand. Lena hörte, wie Arihan leise mit ihr sprach und sich anschließend mit einigen Bergleuten unterhielt.
    Bald schleppten viele der Anwesenden Holz herbei, das zu einem großen Stapel aufgeschichtet wurde. Etron und Ragnar legten Maredds Körper darauf. Jeder erzählte von seinem schönsten Erlebnis, das er mit Maredd verband. Etron von Abenden am Feuer, Eryn von Ritten über die Ebene, Amelia sprach mit entrückter Stimme von den zahllosen glücklichen Tagen, die er ihr beschert hatte. Ragnar erwähnte den Moment, in dem sein Großvater ihn an der Esperhöhle vor den Rodhakan gerettet hatte. Seine Stimme zitterte, und Lena war beinahe froh, als Aravyn ihn tröstend umarmte. Aber trotzdem warf Ragnar ihr weiterhin Blicke zu, als würde ihn etwas beschäftigen. Doch nun war Lena an der Reihe, und so trat auch sie vor.
    »Maredd hat mich nach Elvancor gebracht, das war das größte Geschenk, das er mir machen konnte. Und obwohl ich bald nach Hause zurückkehre, werde ich dieses Land, die Freunde, die ich hier gefunden habe, und auch Maredd niemals vergessen.«
    Nachdem alle, die sprechen wollten, vorgetreten waren, entzündete Etron das Holz. Hoch loderten die Flammen in den Himmel empor, erfassten mit ihrem Lichtschein all die umstehenden Tuavinn, Bergleute und die wenigen Stadtbewohner, die noch hier waren.
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