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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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Lebenskraft genommen?«, fragte er dann.
    »Tion?« Für einen Moment wurde er zu einem schlanken Tuavinn mit hellsilbernem Haar, dann wieder zu dem Eibengeist. »Ja, er war es, der unseren heiligen Wald zerstörte, unsere Bäume, unseren Lebensraum. Schwach und verwirrt war seine Seele. Ich kämpfte mit ihm, rang um die Herrschaft – und dann wurden wir eins. Er war der erste Rodhakan.«
    Lena hörte, wie Aravyn lautstark schluckte.
    »Gib ihn frei. Lass ihre Seelen ziehen, Mitras«, verlangte Arihan.
    Doch der Eibengeist lachte nur höhnisch. »Niemals! Als Rodhakan sind wir Eibengeister mächtig. Mächtiger als jemals zuvor, denn wir haben das Wissen und die Stärken jener, derer wir uns bemächtigt haben. Wir sind Geister, können überall zugleich sein, aber dennoch ist es uns nach einer Weile möglich, Gestalt anzunehmen. Wir nähren uns von denen, die zu schwach sind, um zu widerstehen.«
    »Du kannst uns nichts mehr anhaben«, entgegnete der alte Tuavinn gelassen. »Wir haben ein Mittel gegen euer Eibengift gefunden.«
    Erst jetzt verstand Lena, weshalb der Eibengeist seinen Angriff auf Etron abgebrochen hatte. Er hatte das Eibengift, einen Teil von sich selbst, in Etron gespürt.
    »Keines eurer Mittel kann mich besiegen!«, fuhr dieser fort. »Ich bin ein Wesen weit jenseits all dessen, was ihr euch vorstellen könnt.« Der Eibengeist wuchs in die Höhe, seine Arme, die an ausladende Äste erinnerten, peitschten bedrohlich vor und zurück.
    »Und wir sind Tuavinn«, hielt Arihan dagegen, und auch er schien nun irgendwie größer zu werden. Unnachgiebig baute er sich vor dem Geist auf, seine grauen Haare wehten im Wind. »Mein Volk verachtet den Krieg, mit dem ihr alles«, er bedachte die Fürsten mit einem finsteren Blick, »überzogen habt. Die Aufgabe der Tuavinn ist es, das Gleichgewicht zu bewahren und die Seelen auf ihrem Weg zu begleiten. Dennoch, wir sind Krieger! Unterschätz uns nicht.«
    Da kreischte Mitras plötzlich auf. Laut und durchdringend hallte sein Schrei in den Wald, woraufhin sein dunkles Gefolge herbeiströmte – es mussten Hunderte oder gar Tausende sein. Alles unglückliche, verlorene Seelen, die von Eibengeistern gefangen gehalten werden ,dachte Lena traurig.
    »Nehmt sie! Nehmt sie alle!« Ohne Arihan aus den Augen zu lassen, machte Mitras eine allumfassende Handbewegung in Richtung der versammelten Menschen, Bergleute und Tuavinn, und sofort stürzten sich die Schatten auf die Unglücklichen.
    »Nein!«, hörte Lena Fürst Nemetos’ Ruf. »Wir hatten ein Abkommen. Ihr hattet uns zugesichert, wenn wir genügend Opfer …« Er wurde übertönt vom Kreischen der Rodhakan, den Todesschreien seiner Krieger.
    Gobannitio riss sein Pferd herum, versuchte zu fliehen, aber auch über ihn kamen die Schatten.
    Mitras lachte und lachte, wich spielerisch einem von Etron abgeschossenen Pfeil aus, wischte mit seinen peitschenden Astarmen den unglücklichen Graha zur Seite und wirbelte so schnell um die beiden Tuavinn herum, dass nicht einmal Arihans meisterhaft geführte Klinge etwas ausrichten konnte.
    Lena hatte nur einmal geblinzelt – doch da war Mitras verschwunden, nur um sich kurz darauf ein paar Schritte vor Kian zu manifestieren. Das Gesicht ihres Freundes spiegelte blankes Entsetzen wider, auch sie selbst schreckte zurück.
    »Vielleicht kann ich nicht mehr alle Tuavinn töten«, Mitras’ rote Augen wandten sich Kian und Aravyn zu, die Seite an Seite vor Ragnar und Lena standen. »Aber der Mensch kann mein sein!«
    Der Arm schnellte vor, Krallenfinger griffen nach Kian, dieser wich zurück.
    »Nein!«, rief Lena und spannte den Bogen.
    Die Äste des Eibengeistes wirbelten um sie herum, Kian und Aravyn wehrten sie mit ihren Schwertern ab, und auch Ragnar sprang an ihre Seite. Zu viert stellten sie sich gegen den Eibengeist, und dieser trat sogar einen Schritt zurück, schnellte jedoch gleich wieder vor. Lena wagte es nicht zu schießen, da sie fürchtete, einen ihrer Freunde zu verletzen, und so senkte sie den Bogen.
    Peitschend durchschnitt ein Eibenast die Luft, schleuderte Aravyn zur Seite. Mitras setzte nach, wandte sich jedoch ab und griff Kian an. Auch den Keltenkrieger hatte er schnell zur Seite gestoßen, aber der tödliche Hieb blieb aus, da Ragnar sich zwischen ihn und den Geist stellte. Er duckte sich, als ein Ast der Kreatur auf ihn zusauste, trennte einen weiteren sogar ab. Unerwartet ruckte der Eibengeist zur Seite und drehte sich zu Lena. Sie legte erneut ihren Bogen
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