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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten
Autoren: Aileen P. Roberts
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Wieder waren dunkle Wolken aufgezogen, ein starker Wind wehte über den Wipfeln. Auch die Erde rumorte und bebte hin und wieder leicht.
    »Elvancor ist in Aufruhr«, sagte Arihan, und Lena bemerkte, wie er besonders Ragnar betrachtete. »Wir müssen die Geister besänftigen, es ist an der Zeit, dass wieder Ruhe einkehrt. Arbeitsreiche Tage stehen uns Tuavinn bevor, denn durch diesen Krieg warten viele Seelen darauf, in die Ewigkeit geführt zu werden. Lasst uns in Gedenken an Maredd Frieden schließen zwischen Menschen und Tuavinn.«
    Es gab viele Gesichter, die heute tränenüberströmt waren, und auch Lena konnte sich nicht zurückhalten. Sachte legte Kian seinen Arm um sie, und sie lehnte sich an seine Schulter. Amelia kam zu ihr und streichelte ihre Wange. »Ich werde Maredd sehr bald wiedersehen. Unsere Seelen sind verbunden, und dieser Bund wird ewig bestehen.«
    »Denkst du, er wird wiedergeboren und dann trefft ihr euch hier?«
    Amelia seufzte schwer. »Nein, er wartet in der Ewigkeit auf mich.«
    »Das ist schön.« So sehr Lena dieser Gedanke gefiel, etwas in ihr weigerte sich noch immer, derartige Dinge für wahr zu halten.
    Langsam begann sich die Versammlung aufzulösen, die Flammen ebbten ab, nur Amelia verharrte an Ort und Stelle.
    Unverhofft durchdrang Gobannitios Stimme die Stille. »Wartet, ich habe etwas zu sagen.«
    Alle wandten sich dem Fürsten zu, der den Kopf hoch erhoben hatte, doch sein Gesichtsausdruck strafte seine selbstbewusste Haltung Lügen, und seine Stimme bebte, als er sprach. Er holte sein Amulett unter dem Hemd hervor, dann räusperte er sich.
    »Viel Leid haben wir Menschen über Elvancor gebracht.« Er wandte sich Arihan zu. »Wir wollten unsere Art zu leben mit allen Mitteln durchsetzen, ja, haben uns sogar zu Göttern erhoben, die über Leben und Tod entscheiden. Das war falsch.«
    »Wie schön, dass er das einsieht«, hörte Lena Irba leise, aber doch so deutlich sagen, dass die meisten es mitbekamen.
    Der Fürst runzelte die Stirn. »Ich habe schon immer an dem gezweifelt, was Nemetos, Orteagon und seine Gemahlin taten. Dennoch habe ich ihnen nicht Einhalt geboten und sogar der List zugestimmt, die sie ersonnen haben, um die Tuavinn zu täuschen.« Er verneigte sich vor Ureat. »Ihr wart stets ein weiser Ratgeber, doch habe ich Euren Rat nicht befolgt und mich von den anderen Fürsten leiten lassen, nur um mein geliebtes Ceadd zu schützen und …«, er stockte, »… weil ich fürchtete, Elvancor zu verlassen, jenes Land, das auch ich für die Anderswelt hielt, in der ich auf ewig zu herrschen hoffte. Selbst dem Bund mit den Rodhakan habe ich auf Drängen der anderen Fürsten zugestimmt, ließ meine Zweifel nicht zu, als sie behaupteten, der falsche Orteagon sei von Tuavinn ermordet worden. Ich kann euch nur um Verzeihung bitten«, wandte er sich mit brechender Stimme an die Tuavinn, räusperte sich und sprach weiter. »Ich hoffte, Ceadd und auch mich selbst zu schützen und nahm dabei billigend in Kauf, dass sowohl Tuavinn als auch das Bergvolk, Menschen, für die ich hätte Sorge tragen sollen, geopfert werden. Heute schäme ich mich für mein eigensüchtiges Verhalten.«
    An den Gesichtern der anderen erkannte Lena, dass nicht nur sie selbst überrascht war, und sie lauschte aufmerksam, was der Fürst noch zu sagen hatte.
    »Ich will zu meinem Volk gehen, ihnen erzählen, was sich heute zugetragen hat. Sofern Ihr unsere Hilfe annehmen möchtet, werden wir mit Euch gegen die Rodhakan ziehen. Ceadd, und ich hoffe auch die anderen Städte, soll den Tuavinn fortan Einlass gewähren.« Er atmete tief durch, dann sah er Arihan noch einmal direkt ins Gesicht. »Sobald … sobald ich mein Volk davon überzeugt habe, einen anderen Pfad zu wählen, reiche ich mein Amulett an die Tuavinn zurück und begebe mich in die Ewigkeit.«
    Von überall her vernahm Lena überraschtes Gemurmel. Da trat Arihan vor, legte dem Fürsten eine Hand auf die Schulter und nickte anerkennend. »Nun hast du wahre Größe gezeigt, Gobannitio, Fürst von Ceadd. Dafür wird man dich achten und ehren, auch wenn du in der Ewigkeit bist.«
    Der Fürst wirkte noch ein wenig unsicher, und Lena fragte sich, ob er zu seinem Wort stehen würde. Doch wenn zumindest die Kämpfe zwischen Tuavinn und Menschen endlich aufhörten, wäre schon einiges gewonnen.
    »Ich verabschiede mich rasch von meinem Onkel«, sagte Kian zu Lena.
    »Tu das. Kian, ich freue mich darauf, dir meine Welt zeigen zu können.«
    Der junge
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