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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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– Maredd hat sie nach Elvancor gebracht. Aber sie wurde entführt, vermutlich von Männern aus Talad. Hast du etwas davon gehört? Ist sie vielleicht hier?«
    »Ist sie denn in der anderen Welt gestorben?«, fragte Andri bestürzt.
    »Nein, Maredd brachte sie mithilfe des Amuletts hierher.«
    »Ach so. Ja, ich hörte Gerüchte von einem Mädchen, das ein junger Krieger in den Bergen gefunden und vor den Tuavinn gerettet hat.«
    »Gerettet?«, wiederholte Ragnar.
    »Und angeblich hat sie ihr Gedächtnis verloren, doch hegen einige der Ältesten Zweifel daran und wollen sie prüfen.«
    Von einer plötzlichen Unruhe ergriffen sprang Ragnar auf. »Vielleicht hat sie das behauptet, um sich zu schützen«, er packte den älteren Mann an den Schultern, »wo ist sie, Andri? Kannst du mir helfen, sie zu befreien?«
    »Es tut mir leid, Ragnar, soweit ich weiß, ist sie mit dem großen Zug zum Triadenfest nach Ceadd gefahren.«
    »Verdammt!« Wütend schlug Ragnar mit der Faust auf den Holztisch, aber Andri erhob sich und klopfte Ragnar beruhigend auf den Rücken.
    »Gedulde dich, Junge, sie wird bald wieder zurückkommen.«
    »Oder von den Rodhakan überfallen und getötet.« Mit zwei Schritten war er an der Tür, drehte sich noch einmal zu Andri um und sagte dann: »Vielen Dank, und sei vorsichtig. Ich muss Lena finden, das bin ich ihr schuldig.«
    »Sei du vorsichtig, Ragnar«, verfolgte ihn Andris Warnung, aber Ragnar zog nur seine Kapuze über den Kopf und eilte zum Stadttor.
    Zwei weitere Tage verbrachte Lena in dieser ungewöhnlichen und lebendigen Stadt, ließ sich von Kian herumführen, bestaunte die prächtigen Gebäude und den großen Markt. Natürlich war sie eine Gefangene, aber Kian behandelte sie eher wie einen Gast. Er war ein ausgesprochen angenehmer Begleiter, und Lena merkte, wie unsicher sie sich fühlte, wenn er einmal nicht da war und sie Ureats Obhut überließ. Auch Kians Onkel war nicht unfreundlich zu ihr, doch sie spürte sehr wohl – Ureat ahnte, dass sie etwas verheimlichte. Abgesehen von Irba verhielten sich die anderen Besucher aus Talad ihr gegenüber freundlich, wenn auch zurückhaltend.
    Für den dritten Tag war der Besuch vom Fürstenpaar Ceadds im Hause von Ureats Schwester Neah angekündigt, und Lena durfte nicht dabei sein. Dafür nahm sie erneut mit Kian an den Feierlichkeiten auf dem Marktplatz teil. Bei ihrer Rückkehr am späten Abend waren nicht alle Lagerplätze besetzt, und Lena ging davon aus, dass sich die Bewohner Talads noch auf dem Triadenfest befanden oder beim Fürstenempfang dabei waren. Lediglich einige Kinder und zwei ältere Männer schliefen tief und fest auf dem Boden.
    »Ich wünsche dir eine angenehme Nachtruhe«, murmelte Kian mit schwerer Zunge. Er hatte Bier und Wein ordentlich zugesprochen. Lena hingegen fühlte sich keineswegs schläfrig und lag mit offenen Augen auf dem Strohlager. Es dauerte nicht lange, bis ein leises Schnarchen aus Kians Richtung ertönte.
    Ihr Mund war trocken, sie hatte Durst, daher stand sie noch einmal auf und tastete sich bis zur Tür. Nur wenige Kerzen in steinernen Halterungen erhellten den Gang, aber Lena kannte den Weg zur Küche inzwischen. Meist hatten die Mahlzeiten in dem großen Empfangssaal daneben stattgefunden. Auch heute drangen Stimmen durch die Holztür, und sie blieb stehen. Neugierig spähte sie durch die Spalten im Holz. In kleinen Gruppen standen einige der Bewohner Talads in dem großen Raum. Manche saßen auch an der langen Tafel und aßen oder tranken. Direkt neben der Tür, nahe dem Feuer, entdeckte sie Ureat und seine Schwester.
    Fehlt nur noch der Wangenbart ,dachte Lena grinsend, dann könnte man Neah für Ureats Zwilling halten. Die beiden ähnelten sich ungemein mit ihrer kräftigen, gedrungenen Statur, dem dichten Haar und dem ausgeprägtem Unterkiefer.
    »Ich bin außerordentlich froh, dass Talad seit dem letzten Triadenfest weitgehend von Überfällen der Rodhakan verschont geblieben ist«, sagte Fürst Gobannitio gerade.
    »Die Angriffe beschränken sich auf wenige Bergdörfer«, erklärte Ureat.
    Fürstin Tarenja nahm ein Stück Gebäck von einer der Dienerinnen, die kurz Lenas Sicht versperrte, und kaute dann genüsslich. »Soll das Bergvolk doch endlich in die Städte kommen«, Tarenja leckte sich über die vollen Lippen, »ich weiß nicht, weshalb sie sich derart dagegen wehren.«
    Durch den Schlitz sah Lena, wie sich Ureats Augenbrauen zusammenzogen. »Es ist ihre Art zu leben, und man kann sie

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