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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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werden sie zu Arbeitsdiensten eingesetzt oder im Bergbau.«
    Irgendwie wurde Lena den Eindruck nicht los, dass er ihr etwas verschwieg, aber nun setzte die Musik erneut ein, die Gefangenen waren in der Menge verschwunden, und nach und nach breitete sich wieder eine fröhliche Stimmung aus. Nur Lena gingen die Männer und Frauen nicht aus dem Kopf.
    »Du musst hier in Ceadd keine Angst haben«, versicherte Kian ihr, so als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Das Fürstenpaar gilt als sehr gerecht. In Erborg und Crosgan hingegen …« Er atmete tief ein und zuckte mit den Schultern.
    »Was ist in den anderen Städten?«, hakte Lena nach.
    »Nun ja, dort wird auch manch einer gefangen genommen, der sich den Fürsten zu offen widersetzt. Und angeblich sogar jene, die Handel mit dem Bergvolk betreiben oder Legenden aus alten Tagen weitergeben, die von einer Gemeinschaft der Menschen mit den Tuavinn handeln.«
    »Puh!« Ihr schwante, dass sie unglaubliches Glück gehabt hatte, Kian und nicht einem Krieger aus Crosgan oder Erborg in die Finger geraten zu sein.
    Inzwischen wurde rund um die Silbersäule zum Klang von Flöte, Trommel und Dudelsack getanzt. Fröhlich sprangen die Menschen im Kreis herum, drehten sich mal umeinander, mal fassten sie sich an den Händen. Diese Tänze waren hübsch anzusehen und zeugten von Lebensfreude.
    »Möchtest du mitmachen?«
    Die Musik war wirklich mitreißend, aber Lena hatte Angst, sich zu blamieren, und die Sache mit den Gefangenen ging ihr noch immer nach. Daher schüttelte sie den Kopf. »Ich kenne diese Tänze nicht.«
    »Dann warten wir, bis ein einfacher an der Reihe ist«, bestimmte Kian.
    Nachdem zwei weitere Tanzvorführungen mit kunstvollen Formationen dargeboten wurden, drängten weitere Menschen in die Mitte des Platzes und bildeten Tanzreihen.
    Auch Kian ergriff nun Lenas Hand und zog sie einfach mit sich. »Der Cétsamuin ist ein ganz einfacher Tanz.«
    »Ich weiß nicht«, zögerte Lena, aber da stand sie schon gemeinsam mit Kian in der äußersten von fünf Reihen. Ein Mann mit gewaltigem Schnurrbart nahm sie an der anderen Hand und lächelte freundlich. Zunächst schritten alle Tänzer zu Trommelmusik in die eine Richtung, anschließend in die andere. Flöten, Harfe und ein einzelner Dudelsack stimmten mit ein, gaben einen mitreißenden Rhythmus vor. Nach und nach wurde die Musik schneller, die Tanzenden hüpften im Kreis, mal wirbelte Kian Lena herum, dann der andere Mann. Sie kam gar nicht dazu nachzudenken, ließ sich einfach gehen und von den berauschenden Klängen entflammen. Als sich die Melodie änderte, wechselten sämtliche Tänzer in den nächsten Kreis, schritten durch die vor ihnen liegende Reihe, und alles begann von vorne. Am Ende war Lena ganz schön außer Atem.
    »Hat es dir gefallen?«, erkundigte sich Kian. Haarsträhnen hatten sich aus seinem Pferdeschwanz gelöst und klebten ihm teilweise an der Stirn.
    »Ja, es hat Spaß gemacht.« Sie musste nicht einmal lügen, denn dieser Tanz war wirklich äußerst ergreifend gewesen.
    Bis spät in die Nacht hinein wurde in Ceadds Straßen getanzt und gefeiert. Lena und Kian waren unter den Ersten, die aufbrachen. Der junge Krieger führte sie zurück zum Lagerplatz. Ein bisschen beschwipst war Lena schon, aber dieser rote Beerenwein, den sie später am Abend an einem Stand entdeckt hatte, war einfach zu lecker gewesen.
    »Komm«, sagte Kian einfach und zog sie zu einem zweistöckigen Haus, dessen Türbogen die Maserung eines Baumstammes hatte.
    »Cool«, seufzte sie.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ach, nichts.« Sie lehnte sich an die Tür und ließ sich dann von Kian ins Innere schieben. Dort war alles von einem sanften blauen Licht erfüllt. Erst nach kurzem Suchen erkannte Lena kürbisgroße Kristalle längs einer breiten Steintreppe.
    »Ein Lager ist für uns im ersten Stockwerk gerichtet.«
    Benommen folgte sie Kian, stieg über mehrere Decken am Boden und ließ sich dort nieder, wo Kian hindeutete.
    »Ich sollte das schöne Kleid ausziehen«, murmelte sie, doch ihr Kopf berührte bereits das Kissen, und obwohl Kians Worte noch verzerrt zu ihr durchdrangen, konnte sie dennoch nicht mehr verstehen, was er sagte.

Kapitel 7
    Unter Feinden
    S chon lange war Ragnar nicht mehr in Talad gewesen. Als Tuavinn – selbst wenn man zum größten Teil menschlich war – mied man die Menschenstädte besser. Aber Ragnar kannte jemanden, der ihm helfen würde.
    Eiligen Schrittes machte er sich zum Westende Talads auf. Dort

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