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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Crosganianer sind nicht gern gesehen, da sie über die Schwelle reisen wollen und die Amulette stehlen«, flüsterte Kian Lena zu.
    Ihre Hand fuhr zu ihrem Amulett. »Aber weshalb lässt man sie dann überhaupt in die Stadt?«
    Doch da sprach Nemetos auch schon mit kräftiger Stimme weiter. »Lange haben wir im Streit gelegen, Kriege geführt, und nicht immer sind sich die Städte einig.« Seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen, und Lena hatte den Eindruck, er würde die anderen Fürsten missbilligend betrachten. »Doch liegt in allem Übel auch etwas Gutes. Die Bedrohung durch die Rodhakan und der Kampf gegen die Tuavinn hat uns zusammengeführt, hierhin, in diese prächtige Stadt.«
    Lena fragte sich, ob sie es sich nur einbildete, aber so wie Nemetos das Wort prächtig ausgesprochen hatte, klang das irgendwie abwertend.
    Kian zwinkerte ihr zu. »Nemetos hält Crosgan für die schönere Stadt und würde das Triadenfest lieber dort abhalten. Seine Festung soll mit purem Gold verziert sein.«
    »Oh.« Sie hatte einige Worte des Fürsten verpasst, aber jetzt lauschte sie ihm erneut.
    »… daher lasst uns in einem festen Verbund der Städte den Tuavinn trotzen.« Mit einer Hand schlug er sich auf die Brust. »Wir, die Fürsten von Elvancor, beschützen und führen euch. Wir sind es, die für euer Wohlergehen sorgen. Wir wurden von den Göttern erwählt, nach Elvancor zu kommen und eure Anführer zu sein!«
    Wieder ertönte Jubel, diesmal aus allen Richtungen, und junge Mädchen gingen mit Krügen umher, die freudig angenommen wurden.
    »Es ist bei jedem Triadenfest das Gleiche«, lachte Kian, wobei er auf den dunkelhäutigen Fürsten deutete, der nun aus einem gewaltigen, mit Drachenköpfen besetzten Krug trank und ihn nacheinander an die anderen Fürsten weiterreichte. »Nemetos reißt das Wort an sich und lässt die anderen nicht mehr zum Zuge kommen.«
    »Dann ist er nicht sehr beliebt?«
    »Bei seinen Untertanen durchaus, aber gerade Gobannitio und Tarenja haben eine andere Art zu herrschen. Sie sind nicht ganz so sehr den alten Traditionen verhaftet wie Nemetos und Orteagon.«
    »Wer ist Orteagon?«, wollte Lena wissen.
    »Der Gemahl der Fürstin von Erborg – er hat sich schon seit vielen Triaden nicht mehr hier in Ceadd blicken lassen.«
    »Hat Talad auch einen Fürsten?«
    »Seitdem Fürst Tibelos von Talad in die Ewigkeit ging, hat sich unsere Stadt Ceadd angeschlossen.«
    »Ging er freiwillig?«, erkundigte sich Lena vorsichtig.
    Bedächtig wiegte Kian den Kopf hin und her. »Die Ältesten lehren seit Generationen, es wären die Tuavinn gewesen, die ihn töteten, aber hinter vorgehaltener Hand munkeln manche, seine Loyalität hätte den Tuavinn gegolten und er sei mit ihnen gegangen.«
    Nachdenklich betrachtete Lena die Fürsten, die ihrem Volk zuprosteten und dabei große Gesten machten.
    Maredd hatte doch die Ewigkeit als Anderswelt bezeichnet ,überlegte sie. Diese uralten Fürsten hingegen halten Elvancor für die Anderswelt, das Jenseits, soweit ich das richtig verstanden habe . Kein Wunder, wenn sie nicht weitergehen wollen. Wahrscheinlich denken sie, Elvancor ist das Paradies. Nicht ganz abwegig, denn Maredd hat ja auch gesagt, dass Elvancor seine Bewohner mit allem versorgt, was sie benötigen. Lena blies die Backen auf, nahm von Kian einen Krug an und trank. Dieser Wein schmeckte leicht süßlich, nicht zu schwer, und war ausgesprochen süffig.
    Direkt unterhalb der Balustrade entstand unvermittelt Tumult, die Menschen drängten zurück, und Wachen in schimmernden Rüstungen erschienen. Sie trieben Menschen in Lumpen und fettigen Haaren zwischen sich her, mit Stricken, teils auch mit Ketten zusammengebunden. Wieder war es Nemetos, der vortrat.
    »Wie zu jedem Triadenfest werden wir auch diesmal jene mit uns nach Crosgan nehmen, die sich nicht in die Gemeinschaft einfügen. Mögen sie ihr nächstes Leben mit mehr Weisheit beginnen.« Nemetos machte ein Handzeichen, woraufhin die Gefangenen fortgeführt wurden.
    »Was hatte denn das jetzt zu bedeuten?«
    Um sie herum wurde getuschelt, viele reckten ihre Hälse, um auf den Gefangenenzug zu blicken, und Kian trat unruhig von einem Bein aufs andere.
    »Zu jedem Triadenfest nehmen Fürstin Elgetia und Nemetos Mörder, Vergewaltiger und andere mit sich, die ein schweres Verbrechen begangen haben.«
    »Haben sie denn so eine Art Gefängnis?«
    »Man weiß nicht genau, was mit ihnen geschieht«, antwortete Kian beinahe widerwillig. »Vermutlich

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