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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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keinen Sinn, wenn ich frage, wie lange wir unterwegs sein werden?«, vermutete Lena.
    »Weshalb ist dir das denn so wichtig?«, fragte Kian mit gerunzelter Stirn.
    »Die Macht der Gewohnheit«, murmelte Lena, ließ sich gegen die Wagenwand sinken und versuchte, sich in Geduld zu fassen.
    Erst gegen Mittag rollten sie durch das Tor hinaus, da dort gewaltiger Andrang herrschte. Lena war froh, dass sie unbehelligt passieren konnten, denn insgeheim hatte sie befürchtet, Nemetos würde sie doch noch aufhalten. Aber vielleicht hatte er den kleinen Trick ja geschluckt. Sie nahm sich vor, Ureat bei Gelegenheit zu danken. Jetzt tauchten sie in den Eibenwald ein. Zum Glück war es noch hell, und Lena hegte die Hoffnung, dass sie den Wald bis zum Abend durchquert haben würden. Die verschlungenen, ineinander verwachsenen und größtenteils bizarr geformten Bäume versetzten sie erneut in Erstaunen, machten ihr jedoch abermals auf eine unerklärliche Art und Weise Angst. Der Weg erschien ihr diesmal enger, das Blätterdach noch dichter, denn teilweise bildete das Geäst sogar eine Art Baldachin.
    »Sind wir auf dem Herweg auch schon hier durchgekommen?«, fragte Lena nach einer Weile.
    »Nein, wir nehmen eine andere Route.«
    »Weshalb?«
    »Ich weiß nicht, die Ältesten haben das beschlossen.« Kian schnitzte an einem Löffel herum und schien sich keine Sorgen zu machen. Auf dem holprigen und von Wurzelwerk übersäten Boden kam der Wagenzug nur langsam voran, und nach einiger Zeit bemerkte Lena, wie es düsterer im Wald wurde. Bodennebel stieg auf, hing Geisterwesen gleich zwischen den Bäumen und verstärkte ihr Unbehagen.
    »Wann verlassen wir den Wald?«, fragte sie Kian.
    Der zuckte mit den Schultern. »Es kann nicht mehr weit sein, aber falls es zu dunkel wird, werden wir das Lager im Schutz der Bäume aufschlagen.«
    Auf diesen Schutz hätte Lena nur allzu gern verzichtet, denn erneut fühlte sie sich beobachtet.
    »Wächter!«, gellte ein Schrei durch den Wald.
    Wie eine Horde wilder Tiere sprangen auf einmal düstere Gestalten hinter Felsen und Bäumen hervor, stürzten sich auf die Menschen, Kämpfe brachen aus.
    Sofort hatte Kian sein Schwert in der Hand und sprang vom Wagen. »Duck dich und bleib, wo du bist!«, rief er ihr zu.
    Rasch zog Lena den Kopf ein, doch als Kampflärm ertönte, richtete sie sich ein wenig auf und spähte vorsichtig hinaus. Sie sah Ruven, der wild um sich hieb und sich gegen einen Angreifer zur Wehr setzte. Dieser attackierte ihn mit einem kurzen, dicken Schwert. Doch Kians präzise geführte Schläge drängten den Feind zurück, direkt auf den Wagen zu. Als der andere Mann mit dem Rücken gegen die Seitenwand des Wagens krachte, duckte sich Lena erneut. Kurz darauf hörte sie einen erstickten Aufschrei. Ängstlich hob sie den Kopf und sah hinaus. Kian hatte seinen Widersacher niedergestreckt. Nun erkannte Lena auch, dass das Gesicht des Angreifers schwarz gefärbt war, um die Schultern trug er einen grauen Pelz.
    »Sie ist dort vorne, fünf Wagen vor uns«, vernahm Lena plötzlich einen Ruf. Und eine weitere Stimme dröhnte durch den Wald: »Sie hat ein Amulett, nehmt sie und lasst uns in Frieden!«
    Kian neben ihr erstarrte, sah sich hektisch um. »Schnell! Raus aus dem Wagen!«
    Lena gehorchte, und Kian fasste sie an der Hand. »Folge mir.«
    »Wohin denn?«, jammerte sie. Um sie herum herrschte reines Chaos. Waffen klirrten, Schreie hallten durch die Finsternis, überall waren waffenschwingende Gestalten schemenhaft erkennbar. Doch Kian ließ sich nicht beirren, kämpfte sich einhändig seinen Weg frei, hatte Lena fest mit der anderen Hand gepackt und zerrte sie ins Unterholz.
    »Wo willst du denn hin?«, keuchte sie.
    »Fort, sie wollen dich.«
    »Nemetos?«
    »Das kann ich nicht sagen, aber jetzt sei still und lauf, wenn du leben willst.«
    Lena wusste nicht, ob sie das Richtige taten, dennoch rannte sie Kian hinterher. Hin und wieder versuchte sie, einen Blick über die Schulter zu werfen, doch nachdem sie mehrfach strauchelte, ließ sie das besser bleiben. Quer durch den Wald hasteten sie, sprangen über Wurzeln, umrundeten Bäume, quetschten sich durch Felsspalten. Zu gern hätte Lena gewusst, was Kian bezweckte. Im Schutz seiner Mitreisenden, von Ureat und den anderen, wären sie doch bestimmt besser dran gewesen. Mittlerweile konnte sie kaum noch die Hand vor Augen sehen und prallte gegen Kian, als dieser abrupt stehen blieb.
    »Aua!« Sie rieb sich die Schulter, aber er legte

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