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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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gibt es die härtesten und zugleich geschmeidigsten Schwerter – und sie sind die einzige Waffe gegen die Rodhakan.«
    »Dieses Pyralon muss aber auch irgendwie abgebaut werden, oder etwa nicht?«, wandte Lena ein.
    »Ja, aber es gibt natürliche Vorkommen in den Bergen. Die Orte sind geheim, und die Tuavinn bewachen die Höhlen aufs Strengste. Kegelförmige Steine wachsen von den Decken der Höhlen, brechen irgendwann ab, und dann ist es den Tuavinn erlaubt, die Steine zu nehmen, in den Feuern, die unter den Bergen von Avarinn lodern, mit Eisen und Silber zu verschmelzen und ihre Waffen zu schmieden.«
    »Ich würde zu gern diese Höhlen sehen«, seufzte Lena.
    »Das wirst du«, versprach Ragnar. »Wir sind auf dem Weg zu ihnen.«
    Während ihres Rittes wurden die Schatten länger, und als Devera in einem gleichmäßigen Schritt weiter in die Berge vordrang, spürte Lena eine gewisse Müdigkeit. Sie ließ ihren Kopf an Ragnars Schulter sinken, beobachtete mit träger werdenden Gedanken die wilde, urtümliche Berglandschaft und schlummerte schließlich ein.
    Auch unten auf den Ebenen brach die Abenddämmerung herein. Nebel stieg vom Fluss her auf, legte sich über Wiesen und Wälder, verhüllte Stein und Fels. Dies war ihre Zeit, die Zeit der Schatten. Gierig blickte Mitras auf die lange Reihe aus Menschen, die sich in Richtung Norden bewegte. Narren, die noch immer das Triadenfest feierten. Hinter ihm hatten sich seine Brüder und Schwestern versammelt. Körperlos verharrten sie im Nebel.
    »Wartet«, flüsterte er, denn er liebte den Moment, bevor er zuschlug, die Anspannung, die Vorfreude, sich bald an den Ängsten von Mensch und Tier nähren zu können und ihnen ihre Kräfte zu rauben. Er bemerkte, wie auch die anderen Rodhakan vor Anspannung vibrierten, sich langsam zu Gestalten verdichteten, mal Menschen, mal Tiere. Er selbst nahm die Form eines Tuavinn an – eines der mächtigsten Wesen Elvancors.
    Allen voran schritt er auf den Wagenzug zu. Das Nachtlager wurde gerade aufgeschlagen, die ersten Feuer waren bereits entzündet. Und dann – erschrockene Rufe hallten durch die Dunkelheit, steigerten sich alsbald zu panischen Schreien. Menschen flohen in Richtung eines Wäldchens. Eine Handbewegung von Mitras, und fünf Rodhakan, in Gestalt von Bergkatzen und Bären, schnitten den Fliehenden den Weg ab. Mitras konnte die Angst riechen, die Schreie, das Flehen um Gnade erregten ihn. Er sah, wie seine Brüder die Menschen überwältigten, sie teilweise mit ihren Klauen zerrissen, sie in eine tödliche Umarmung schlossen, aus der die Rodhakan an Stärke gewannen. Er selbst trat auf einen Krieger zu, der ein Schwert in der zitternden Hand hielt. Dieser hier zeigte ein Mindestmaß an Courage, versuchte sich zu wehren und hieb mit dem Schwert nach ihm.
    »Nehmt ihn mit, an ihm können wir uns länger stärken«, befahl Mitras einem der Seinen, dann trat er auf einen wimmernden alten Mann zu, umschloss ihn mit seinen Schattenarmen, spürte, wie dessen Lebenskraft auf ihn überging und ihm kurzfristig mehr Substanz gab. Dieser hier hatte ihm nichts entgegenzusetzen gehabt, und eigentlich bevorzugte er stärkere Wesenheiten, genoss es, ihre Schutzhülle zu sprengen und sich nach und nach ihrer Kräfte, ihrer Erinnerungen und ihres Innersten zu bemächtigen. Doch hin und wieder benötigte er, genau wie seine Brüder, ein rasches Opfer, damit sie nicht verblassten und vergingen wie Rauch im Wind. Und so säumten bald die Leiber toter Menschen, Pferde und Ochsen die Ufer des Rigal. Kaum jemand war entkommen, und eine Gruppe von zehn Männern und Frauen wurde wie eine Herde Schafe von den Rodhakan angetrieben, zu deren Lagerplätzen in den Bergen gebracht, dorthin, wo sie die Kraftlinien ihrer verhassten Feinde am wenigsten schwächten.
    »Lena!«
    Ragnars Ruf und Deveras scharfes Schnauben ließen sie aufschrecken. Verwirrt blinzelnd sah sich Lena um. Der Wald war von Dunkelheit erfüllt, aber trotzdem drang dieses sanfte Leuchten von irgendwoher. Lena wusste, dass es das Licht der Ewigkeit war, das die Baumwipfel mit diesem besonderen Schimmer überzog. Aber auch der Glanz der Sterne, der Monde und der Triade erhellte die Umgebung.
    Devera trat unruhig auf der Stelle herum, und jetzt bemerkte Lena auch, weshalb sie angehalten hatten.
    Vor ihnen erstreckte sich eine mindestens fünf Meter breite Schlucht, über die nur ein schmaler Felsgrat führte. Und dort hatten sich im Sternenlicht drei Gestalten aufgebaut. Nur

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