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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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undeutlich konnte Lena sie erkennen. Einer sah aus wie ein Bär, auf die Hinterbeine aufgerichtet stand er da. Die anderen ähnelten den Kriegern aus Ceadd. Dennoch wirkte ihre Gestalt seltsam verschwommen.
    »Sind das wieder irgendwelche Berggeister?«, flüsterte sie, obwohl sie bereits ahnte, welche Kreaturen da auf sie lauerten. Zudem richteten sich die feinen Härchen an ihren Armen auf.
    »Rodhakan«, flüsterte Ragnar nur, und seine Hand wanderte ganz langsam zu seinem Bogen.
    »Bist du sicher?«, stieß Lena hervor.
    »Spürst du es denn nicht?«
    Natürlich spüre ich es , dachte sie. Und jetzt, da sie bewusst darauf achtete, fühlte sie auch wieder diese lähmende Angst, die ihr die Luft abzuschnüren drohte. So wie damals in der Esperhöhle.
    Einer der Rodhakan trat von der natürlichen Steinbrücke. Die schlaksige Figur und das spitze, schmale Gesicht verliehen ihm die Erscheinung eines kaum erwachsenen Mannes. Geräuschlos bewegte er sich auf sie zu. »Du möchtest über diese Schlucht, junger Tuavinn-Krieger«, stellte der Rodhakan mit leiser, beinahe schon schmeichelnder Stimme fest.
    Ragnar antwortete nicht, seine Finger umschlossen einen der Pfeile in dem Köcher, der an seinem Sattel befestigt war.
    »Lass deine Waffe stecken. Ich schlage dir einen Handel vor.« Der Rodhakan kam einen weiteren Schritt näher, seine Augen fixierten Ragnar, dann neigte er den Kopf ein wenig und musterte Lena.
    »Einen Handel?«, wiederholte Ragnar misstrauisch.
    »Das Mädchen gegen freies Geleit.« Der Rodhakan machte einen Schritt zur Seite, wobei er einnehmend auf die Brücke deutete. Ein wölfisches Lächeln überzog sein schmales Gesicht. Lena wurde äußerst unbehaglich zumute.
    Einen Moment lang schwieg Ragnar. »Ein gutes Angebot«, sagte er dann zu Lenas Entsetzen und trieb Devera vorwärts.
    Auch die beiden anderen Rodhakan verließen den schmalen Grat, der sich über die Schlucht spannte, und kamen ihnen entgegen.
    »Spinnst du?«, zischte Lena.
    Nun richtete sich der Bär weiter auf, und sie konnte sein abscheuliches Gesicht erkennen, das aussah, als wäre es in vielen Kämpfen zerfetzt worden. Aber vermutlich hatte sich die Kreatur ganz bewusst für dieses abschreckende Antlitz entschieden. Panik übermannte Lena. Was war nur in Ragnar gefahren? Sie überlegte schon abzuspringen, was allerdings auch sinnlos gewesen wäre.
    Doch da spürte sie, wie Ragnar sich plötzlich anspannte. »Halt dich fest!« Sein Ruf hallte durch die Schlucht, dann presste er seine Beine in Deveras Flanken, das Pferd schoss vorwärts, und Ragnar rammte zeitgleich einen seiner Pfeile in die Schemengestalt des nur wenige Schritte neben ihnen stehenden Rodhakan. Die Kreatur kreischte ohrenbetäubend auf. Bäume und Felsen flogen nur so an ihnen vorbei. Lena vermied den Blick nach rechts, denn sie galoppierten haarscharf am gezackten und brüchigen Rand der Schlucht entlang. Ein Blick über die Schulter zeigte ihr den Bären, der in mächtigen Sprüngen hinter ihnen herjagte.
    »Schneller«, schrie Lena, woraufhin das Pferd noch einmal an Tempozulegte.
    Als Devera über eine kniehohe Wurzel sprang, verlor Lena beinahe den Halt und rutschte zur Seite. Nur Ragnars fester Griff hielt sie davon ab, ganz herunterzustürzen.
    Weiter und weiter jagten sie bergauf, und Lena bemerkte mit Entsetzen, dass Devera langsamer wurde. Das Pferd trug zwei Reiter. Dieses rasende Tempo konnte sie nicht allzu lang durchhalten, schon gar nicht auf diesem steilen Geläuf. Abermals warf Lena einen Blick nach hinten. Der Bär folgte ihnen nach wie vor, setzte gerade mit einem gewaltigen Sprung über die Wurzel hinweg, die Lena um ein Haar zu Fall gebracht hätte.
    Zumindest lenkte Ragnar sie nun vom bedrohlichen Rand der Schlucht weg. Die Bäume standen hier recht weit auseinander, und Devera konnte besser ausgreifen.
    »Geister der Bäume und der Berge, wir erbitten eure Hilfe und euren Schutz!«, hörte sie Ragnars vom Wind verzerrten Schrei.
    Ich hoffe nur, sie hören uns ,flehte sie stumm, denn zu ihrer Linken sah sie einen Schemen zwischen den Bäumen. Der Bär war es nicht, der verfolgte sie zwar noch immer, war aber ein ganzes Stück weit hinter ihnen. Der menschliche Rodhakan konnte es eigentlich auch nicht sein, denn kein Mensch konnte so schnell rennen wie ein Pferd. Andererseits handelte es sich ja auch um keinen normalen Menschen, sondern um eine Kreatur des Schattens.
    »Ragnar!«, rief sie daher und zupfte an seinem Ärmel.
    Endlich erkannte

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