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Das Reich der Schatten

Das Reich der Schatten

Titel: Das Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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Vielleicht mit Ureat«, überlegte sie. »Sein Wort scheint mir in diesem Ältestenrat Gewicht zu haben. Ich kann zwar nicht behaupten, dass Ureat mir sympathisch war, aber zumindest wirkte er halbwegs vernünftig auf mich – und er hat mir geholfen.«
    Kian wiegte bedächtig den Kopf. Zwar war die Anspannung und Feindseligkeit während des Gespräches ein klein wenig von ihm gefallen, aber noch schien er nicht wirklich überzeugt. Daher legte Lena ihm nun eine Hand auf den Arm. »Kian, bitte! Versuch es zumindest.«
    Kian strich sich mit beiden Händen die Haare zurück, seufzte, doch schließlich nickte er. »Also gut. Ich werde mit Ureat reden, aber«, sein Blick wanderte von Lena zu Ragnar, »versprechen kann ich euch nichts.«
    »Danke, Kian«, freute sich Lena. »Mehr wollen wir doch auch gar nicht.« Schließlich wandte sie sich an Ragnar. »Und wir gehen zu den Tuavinn und versuchen, ihnen zu erklären, was die Menschen über sie denken. Vielleicht können wir ja Menschen und Tuavinn dazu bewegen, schon zum nächsten Vollmond miteinander zu sprechen.«
    »Die Tuavinn wissen, was die Menschen über sie denken«, wandte Ragnar bitter ein.
    »Aber es sind doch nicht alle gleich, verdammt«, rief Lena aus. »Sagen wir mal, Ureat und Maredd treffen sich. Jeder legt dem anderen dar, was er denkt, dann können sie sehen, ob es ihnen nicht gelingt, die ganzen verfluchten Missverständnisse aus der Welt zu schaffen.«
    Ragnar lächelte, wirkte dabei sogar ein wenig müde. »Lena, es spricht für dich, dass du diese Streitigkeiten, die schon seit so langer Zeit existieren, mit so viel Leidenschaft schlichten möchtest.« Er drückte kurz ihre Hand. »Bedenkt man jedoch, dass es derartige Bemühungen bereits gab, so erscheint dieser Versuch fast schon naiv.«
    »Von welchen Bemühungen sprichst du?« Kian sah Ragnar gespannt an, und auch Lena war auf seine Antwort neugierig.
    »Maredd erzählte, es sei vor langer Zeit geschehen.« Mit seinem Zeigefinger deutete er auf Kian. »Vermutlich lange, bevor du geboren wurdest. Es gab einen großen Rat mit Vertretern der einzelnen Städte. Die Tuavinn versuchten, die Menschen zurück zu dem zu bringen, was sie einst lehrten – Leben im Einklang mit allen Wesen Elvancors.«
    »Und, was war das Ergebnis dieses Treffens?«, wollte Lena wissen, und auch Kian beugte sich gespannt vor.
    »Das Ergebnis.« Ragnar verzog zynisch den Mund. »Die wenigen Menschen, die den Tuavinn glaubten, zerstritten sich mit ihrem Volk und gingen in die Berge. Heute sind sie als das Bergvolk bekannt. Die anderen verschanzten sich in ihren Städten, in Ceadd, Talad, Crosgan und vor allem Erborg, und steigerten sich noch weiter in ihren Wahn hinein, die Tuavinn seien böse.«
    »Das ist kein Wahn«, fuhr Kian dazwischen. »Schließlich wollt ihr unsere Fürsten zwingen …«
    »Jetzt hört doch auf!«, unterbrach Lena die beiden. »Ihr stützt euch hier auf Geschichten, die lange vor eurer Zeit geschehen sind. Ihr wisst doch gar nicht, wie es wirklich war und wie diese ganzen Streitereien entstanden sind.« Lena nahm Kians Hand in ihre linke, Ragnars in ihre rechte und sah ihnen nacheinander in die Augen. »Ihr seid eine neue Generation von Bewohnern Elvancors. Ihr könnt alles verändern. Und vielleicht kann ich es schaffen, euch zu helfen. Schließlich mag ich euch beide sehr.« Besonders auf Ragnar blieb ihr Blick länger haften, dann räusperte sie sich. »Denkt darüber nach. Wir können wirklich etwas bewegen.«
    »Lena, die Friedensstifterin«, entgegnete Ragnar, »ein ganz neuer Zug an dir.« Als Lena zu einer empörten Erwiderung Luft holte, zwinkerte er ihr jedoch zu. »Aber ich glaube, du hast recht. Lasst uns zu unseren Leuten zurückgehen.«
    Kian sah hinauf in den Himmel, wo auch bei Tage die Sichel des rotgoldenen Mondes und der bereits zunehmende weiße Mond zu sehen waren. »Wenn beide Monde voll am Himmel stehen, treffen wir uns genau an dieser Stelle. Aus jeder Stadt, vom Bergvolk und auch von den Tuavinn dürfen nur zwei Krieger ihren Ältesten oder Fürsten begleiten. Ansonsten würden sich meine Leute fürchten, wenn zu viele Tuavinn auftauchen. Bist du einverstanden, Ragnar?«
    Zunächst erwiderte Ragnar nichts, dachte nach, dann nickte er. Kian erhob sich, und Ragnar tat es ihm gleich. Eine Weile standen die beiden sich stumm gegenüber, musterten sich. Lena fiel auf, wie unterschiedlich sie waren. Kian dunkelblond, einen halben Kopf größer als Ragnar, das Gesicht markanter, mit

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